Tag der Autonomie 2014

News 2015

Euregio-Portal: Interview mit dem Journalisten Guido Olimpio zu Syrien

www.14-18.europaregion.info: Die neue Rubrik des Euregio Webportals “Konflikte weltweit” startet mit einem Interview zu Syrien.

Guido Olimpio war jahrelang Korrespondent der Tageszeitung Corriere della Sera für den Nahen Osten, heute berichtet er aus den USA und ist Autor mehrerer Essays. Das Euregio-Team hat mit Olimpio für die neue Rubrik des Euregio-Informationsportals www.14-18.europaregion.info ein Gespräch zu den weltweiten Konflikten geführt.

Im Interview analysiert Olimpio die Hintergründe der derzeitigen Situation in Syrien und die möglichen Szenarien für die nächste Zukunft. Der Journalist geht dabei nicht nur auf die heutige Situation im syrischen Bürgerkrieg ein, sondern beleuchtet auch die strategischen Fehler, welche bereits im Jahr 1916 im Zuge des 1. Weltkrieges gemacht worden sind.

Vor dem 1. Weltkrieg gehörte das gesamte Gebiet dem Osmanischen Reich an, das bereits damals eigentlich nur die heutige Türkei, Palästina, Libanon, Syrien, Irak und einen Teil Saudi-Arabiens umfasste. In der Hoffnung, die verlorengegangenen Gebiete zurückzuerobern, schlossen die Türken ein Kriegsbündnis mit Deutschland und Österreich-Ungarn, was den endgültigen Untergang ihres Reiches zur Folge hatte. Denn die geheime Übereinkunft zwischen Großbritannien und Frankreich (Sykes-Picot-Abkommen) aus dem Jahre 1916 sah anstelle eines umfassenden Arabischen Staates die Aufteilung des Osmanischen Reiches unter den europäischen Siegermächten vor: Frankreich übernahm sodann die Herrschaft über Syrien und Libanon, während Großbritannien die Herrschaft über Irak, Jordanien und Palästina zuerkannt wurde.

Die syrische und die irakische Krise, die miteinander eng verbunden sind, haben also laut  Olimpio ihre Wurzeln in der Vergangenheit, als der gesamte Nahe Osten nach dem 1. Weltkrieg unter die Siegermächte willkürlich aufgeteilt wurde, ohne die ethnische und konfessionelle Struktur dieser Region zu berücksichtigen. Die ungelösten Konflikte wurden sodann jahrzehntelang durch diktatorische Regimes unterdrückt. Als aber diese Diktaturen fielen, kümmerten sich die einzelnen Parteien ausschließlich um die eigenen Interessen, ohne an das gemeinsame Wohl zu denken, wobei sie oft von außen unterstützt und finanziert wurden. Dann ist auch der ISIS ins Spiel gekommen, und  die Lage hat sich zugespitzt.

Es sei schwer zu sagen, was in Syrien heute passiert; es stehe zu viel auf dem Spiel. Auf einer Seite ist die Regierung von Baschar al-Assad, der bis vor kurzem als „der zu beseitigende Diktator“ galt und heute beinahe als „Schutzwall“ gegen die Ausbreitung des IS-Kalifats angesehen wird. Auf der anderen Seite sind die Rebellen, die wir während der Belagerung von Homs als Freiheitskämpfer angesehen haben. Wir sind heute nicht mehr imstande, sie richtig einzuschätzen, auch weil im Laufe des syrischen Bürgerkriegs verschiedene extremistische Gruppen wie der Al-Qaida-Ableger Al-Nusra-Front hinzugekommen sind.

Und dann ist es zur Zerstörung der archäologischen Stätte von Palmyra gekommen, ein Symbol unserer Mittelmeerkultur, die nun gerade von den Regierungstruppen befreit wurde. Die Situation ist also alles andere als klar. Die Guten von den Bösen zu unterscheiden, sei noch schwieriger geworden, seitdem Assad seine Bereitschaft mehrmals erklärt und wieder zurückgezogen hat, zusammen mit der Opposition zu regieren und die vor kurzem noch bekriegten Parteien einzubeziehen. Inzwischen dauert der Bürgerkrieg über fünf Jahre. Es war der 6. März 2011, als eine Gruppe von Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren in Dar’a (einer südsyrischen Stadt mit mehrheitlich sunnitischer Bevölkerung) die Worte „Das Volk will das Regime stürzen“ auf die Schulwand schrieb.

 

 

LPA


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