Projekte mit und aus Südtirol interessieren
Wird Geschichte in Grenzregionen bzw. in Gebieten mit mehreren Kulturen anders unterrichtet? Auf einer internationalen Tagung an der Universität Trient berichteten Ende November 2012 Geschichtsdidaktiker und Bildungsverantwortliche aus Europa und dem Nahen Osten über ihre Erfahrungen und stellten grenzüberschreitende Projekte vor.
Der Bereich Innovation und Beratung war mit zwei Projekten vertreten: mit der Klassenpartnerschaft „Geschichte überschreitet Grenzen" und mit dem „Geschichtsbuch für alle Sprachgruppen". Die Projekte stießen unter den Teilnehmenden auf großes Interesse.
Bei „Geschichte schreiben" wirkten Schulklassen aus dem Trentino, aus Südtirol und aus dem Bundesland Tirol mit. Die Jugendlichen forschten zu den geschichtlichen Themen: „Denkmäler", „Nationalsozialismus" und "Tourismus" in der jeweiligen Herkunftsregion. Auf Partnerschaftstreffen präsentierten die Klassen die Ergebnisse und stellten Vergleiche an. Die Evaluierung des Projekts fiel trotz der Sprachbarrieren und der zu überwindenden Entfernungen positiv aus. Den Schülerinnen und Schülern gefielen das forschende Lernen und das Aufeinandertreffen mit Jugendlichen der Nachbarregionen sichtlich. Das Projekt wurde auf der Tagung von Chiara Tamanini vom Iprase Trient, von Irmgard Plattner vom Tiroler Landesschulrat und von Walter Pichler vom Bereich Innovation und Beratung vorgestellt.
Die Vorgeschichte des „Geschichtsbuchs für alle drei Sprachgruppen" wurde von den Autoren Carlo Romeo und Giorgio Mezzalira erzählt. Romeo verwies auf die bedeutende Rolle der Geschichte für die Identitätsbildung der Sprachgruppen in Südtirol, und zwar besonders an den deutschen und ladinischen Schulen. Mezzalira berichtete über den Beschluss des Südtiroler Landtages im Jahr 2006, gemeinsame Materialien für den Geschichtsunterricht aller drei Sprachgruppen zu entwickeln.
Den Auftakt bildete das Landesgeschichtsbuch, dessen dritter Band im Februar 2013 erscheine. Dem würden didaktische Materialien für den spezifischen Unterricht an den Schulen folgen. Dass eine Einigung in der Darstellung der Geschichte Südtirols gelungen sei, liege auch an der Tradition der guten Zusammenarbeit zwischen Historikern und Historikerinnen in Südtirol in den letzten zwanzig Jahren sowie am sichtbaren Willen der Politik, alte Vorurteile und Grenzen zu überwinden.
WP