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20 Jahre Südtiroler Archäologiemuseum, 5 Millionen Besucher

Runde Zahlen: Gestern (28. März) Mittag wurde der fünfmillionste Besucher begrüßt; gestern Abend feierte das Archäologiemuseum sein 20-jähiges Bestehen.

20-Jahr-Feier in der Besucher-Lounge des Archäologiemuseums in Bozen (v.re.): Direktorin Fleckinger, Fachbeiratsvorsitzender Marzatico, Amtsdirektorin Marzoli, Abteilungsdirektorin Dalla Torre, Landesrat Mussner. Foto: LPA/mac

Auf den Tag genau vor 20 Jahren öffnete das Südtiroler Archäologiemuseum seine Tore. Das damals frisch umgebaute Gebäude der ehemaligen k.u.k. Bank in der Bozner Museumstraße gab mit seiner Dauerausstellung einen Überblick über die Vor- und Frühgeschichte Südtirols. Ein besonderer Fundkomplex sorgte von Anfang an für hohes Besucherinteresse: Ötzi, der am 19. September 1991 aufgetauchte Mann aus dem Eis und seine Beifunde.

"Die Strahlkraft des Mannes aus dem Eis ist auch fast drei Jahrzehnte nach seiner Auffindung noch ungebrochen", unterstrich der Landesrat für Museen und Denkmalpflege Florian Mussner. "Ötzi ist der Schulüssel, der die Tür zur Vergangenheit der Menschheit öffnet; und dass diese Tür nicht nur einen Spaltbreit geöffnet wurde, ist das Verdienst des Archäologiemuseums."

"Ein Museum ist ein Ort, wo wir uns der Magie der Dinge übergeben sollten", sagte die Direktorin der Südtiroler Landesmuseen Karin Dalla Torre. Der insitutionelle Rahmen habe sich in denzwei Jahrzehnten des Archäologiemuseums verändert, der instituionelle Inhalt aber sei gleich geblieben.

"Es ist", betonte die Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseums Angelika Fleckinger, "unsere Aufgabe, die wissenschaftlichen Inhalte so aufzuarbeiten, dass sie die breite Öffentlichkeit interessieren". Vor 20 Jahren, blickte sie zurück, habe sie als junge Archäologien aufgenommen. Sie dankte allen Wegbegleitern. Ein besonderer Dank ging an die Direktorin des Landesamtes für Bodendenkmäler Catrin Marzoli, die damals das Projekt leitete.

Der Leiter des Denkmalamtes Trient und Vorsitzende des Fachbeirates für Archäologie Franco Marzatico verwies auf das interdisziplinäre Denken und Arbeiten, das die 5000 Jahre alte Mumie eröffnete.

"Ötzi ist ein extrem gut ermittelter Kriminalfall", erklärte der Konservierungsbeauftragte für den Mann aus dem Eis Oliver Peschel im Namen des Konservierungsteams.

In den vergangenen 20 Jahren entwickelte sich das Archäologiemuseum lokal zu einem Ort der Begegnung, etwa mit der Langen Nacht der Museen, dem Internationalen Museumstag, der Langen Nacht der Forschung, dem Festival für experimentelle Archäologie "Zurück in die Steinzeit", gab Direktorin Fleckinger einen Überblick. Im internationalen Panorama der archäologischen Museen hat sich das Südtiroler Archäologiemuseum einen herausragenden Platz mit hohem Bekanntheitsgrad gesichert.

In seinen 20 Jahren wurden am Museumsgebäude einige Umbauten vorgenommen, um den Bedürfnissen der Museumsgäste entgegenzukommen: Der Eingangsbereich mit Ticketschalter hat nun mehr Platz und Sitzgelegenheiten. Ein neues Zugangssystem erlaubt seit Dezember vergangenen Jahres zusätzlich zum Ticketschalter den Erwerb von Online-Tickets mit Zeitmanagement; die Besucherinnen und Besucher können damit eine bestimmte Uhrzeit für den Besuch reservieren und eventuelle Wartezeiten verkürzen. Auch der Shop wurde umgestaltet, und das Museum übernahm ihn in Eigenregie.

Die durchschnittlich über 260.000 Besucherinnen und Besucher im Jahr werden von 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut.

Die inhaltliche Gestaltung des Südtiroler Archäologiemuseums und seine Eröffnung am 28. März 1998 erfolgten unter der Führung des Amtes für Baudenkmäler. Geleitet wurde das Museum bis 1999 vom Landesamt für Bodendenkmäler mit seinem damaligen Direktor Lorenzo Dal Ri.  Zusammen mit dem 1999 ebenfalls in Bozen eröffneten Naturmuseum Südtirol wurde das Südtiroler Archäologiemuseum ab 1999 in der gemeinsamen Körperschaft Archäologie- und Naturmuseum geführt. Direktor beider Museen war zunächst der Direktor des Naturmuseum Südtirol Leo Unterholzner, von 2000 bis 2004 Alex Susanna.

2005 ging die Körperschaft Archäologie- und Naturmuseum zusammen mit acht weiteren Landesmuseen in der neu gegründeten Körperschaft Südtiroler Landesmuseen auf, die von Othmar Parteli als Direktor und Bruno Hosp als Präsident geleitet wurde. Angelika Fleckinger ist seit 2005 Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseums.

2009 wurde die Körperschaft Südtiroler Landesmuseen mit dem Südtiroler Archäologiemuseum in den Betrieb Landesmuseen umgewandelt und 2010 als eigenständiger Betrieb in die neu gegründete Abteilung Museen-Musei der Südtiroler Landesverwaltung eingegliedert. Die Leiterin des Betriebs Landesmuseen und Direktorin der Abteilung Museen ist Karin Dalla Torre.

Die vergangenen 20 Jahre, berichtete Direktorin Fleckinger, waren geprägt von der Arbeit mit verschiedenen Zielgruppen mit individuell zugeschnittenen Formaten, die sich in dieser Zeit bewährt haben: dialogische Führungen, Werkstätten, museumspädagogische Aktionen, interaktive Stationen und Räume für alle Generationen, in denen das Gesehene vertieft werden kann. Darüber hinaus kann das Museum individuell mit einer interaktiven Audioguide-App besichtigt werden, die auch auf Smartphones heruntergeladen werden kann.

Der gestrige Tag stand ganz im Zeichen des Feierns: Gegen Mittag konnte eine Familie aus Lindau am Bodensee begrüßt werden, an die eine Eintrittskarte mit der Nummer 5.000.000 ging. Es war der zehnjährige Sohn der Familie, erzählten sie, der unbedingt das Ötzi-Museum besuchen wollte. Er ist also genau halb so alt wie das Archäologiemuseum, das sein rundes Jubiläum gestern gebührend feierte.

Video-Dateien zum Downloaden:

20-Jahr-Feier Achäologiemuseum

Interview Landesrat Mussner

Interview Peschel

Interview Claut

Interview Luis Durnwalder

Audio-Dateien:

Mussner-Marzatico-Peschel-Claut

mac

Bildergalerie

Seit 20 Jahren ruht Ötzi im Museum

Landesrat Mussner zur Bedeutung von Ötzi für die gesamte Gemeinschaft