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Wasser im Archiv: Landesarchiv und Rotes Kreuz üben für den Notfall

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesarchivs üben mit Einsatzgruppe des Roten Kreuzes Südtirol den Notfall - Simulierte Bergung von wassergeschädigtem Archivgut aus unterirdischen Speichern

BOZEN (LPA). Ob in der Emilia-Romagna, in der Region Valencia, in Niederösterreich und Wien oder in Südpolen: Die Starkregenereignisse dieses Herbstes offenbaren die zunehmende Vulnerabilität von Infrastruktur und damit auch von Kulturgut. Im Frühjahr hatten an die 15 Freiwillige des Italienischen Roten Kreuzes Südtirol eine theoretische Ausbildung zum Kulturgutschutz absolviert. Jetzt bot eine Übung für die Freiwilligen des Italienischen Roten Kreuzes Südtirol wie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesarchivs Gelegenheit zum praktischen Einüben von theoretisch Erlerntem.

Die am 22. November durchgeführte praktische Übung erfolgte unter Anleitung von Eleonora Canobbio (Mailand) und Francesca Peyron (Rom) von der Vereinigung SOS Archivi mit Unterstützung von Lidia Borgogno, der Restauratorin am Landesarchiv. Mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesarchivs, technisches Personal des Landesdenkmalamts und eine Mitarbeiterin der Landesbibliothek konnten mit Hand anlegen. Simuliert wurde die Bergung von wassergeschädigtem Archivgut aus den unterirdischen Speichern des Landesarchivs. Die korrekte Handhabung von genässtem gebundenem Schriftgut, faszikulierten und in Boxen abgelegten Akten wurde ebenso geübt wie der fachgerechte Transport in Kunststoffwannen aus dem Magazinbereich in Dreiergruppen und durch eine Menschenkette.

Im Hinterhof wurden unter einem eigens aufgebauten Zelt die einzelnen Bearbeitungsschritte für das wassergeschädigte Gut durchgenommen: Grobreinigung von Schlamm und anderen Verunreinigungen unter einem schwachen Wasserstrahl, Einschätzung des Schadensbilds (Triage) und Ausfüllen eines Datenblatts zur Identifizierung jedes Stücks, Einlegen von saugfähigen Zwischenblättern bei gering geschädigten Stücken, schließlich das Verpacken in Klarsichtkunststoffhüllen und damit die Vorbereitung für das Schockgefrieren bei minus 20 Grad Celsius in Kühlzellen. Letzteres unterbindet, sofern es fristgerecht erfolgt, die Ausbreitung von Schimmelpilzen und anderen Mikroorganismen.

Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesarchivs war diese Übung nicht zuletzt ein Schritt zur Bewusstseinsbildung und offenbarte die Notwendigkeit verstärkter Bemühungen im Hinblick auf vorbeugende organisatorische Maßnahmen, bauliche Eingriffe, die Ausarbeitung der Notfallpläne, die periodische Schulung von Personal und den Ankauf von Notfallmaterialien.

LPA/red/mac