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Unterwegs für die Gesundheit der Pflanzen

Sie überwachen Pflanzen in Südtirol und stellen Pflanzengesundheitszeugnisse für den Export aus: Ein Blick in den Landespflanzenschutzdienst

BOZEN (LPA). In seinem Büro im Landhaus mit den Landesämtern der Land- und Forstwirtschaft in der Brennerstraße in Bozen ist er eher selten anzutreffen: Seit 30 Jahren ist Stefano Endrizzi im Pflanzenschutz tätig, koordiniert in dieser Funktion sieben Pflanzenschutzinspektoren und eine Pflanzenschutzinspektorin. Der gebürtige Nonsberger ist häufig in Rebflächen und Obstanlagen unterwegs, aber auch in den zuständigen Ämtern auf staatlicher, europäischer und internationaler Ebene.

Zu den Aufgaben der Pflanzenschutzinspektoren zählen Überwachung und Zertifizierung, berichtet er: "Im vergangenen Jahr haben wir 1300 Kontrollen für 78 Schadorganismen durchgeführt, 90 Pflanzenarten kontrolliert und 4600 visuelle Kontrollen vorgenommen und dazu etwa 106 Fallen aufgestellt, an Autobahnraststätten und in der Großmarkthalle, wo Schädlinge ankommen." Von den Schadorganismen haben sich einige seit Jahren in Südtirol angesiedelt, wie der Feuerbrand, die Goldgelbe Vergilbung, die Zystennematoden der Kartoffel, das sind mikroskopisch kleine Fadenwürmer.

Früherkennung enorm wichtig für Eindämmung

Unterstützt wird der Landespflanzenschutzdienst beim Monitoring vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau und vom Beratungsring Berglandwirtschaft Bring und erhöht dadurch die Reichweite der Untersuchungen. 20 Schädlinge werden auf einer prioritären Liste geführt, erklärt Koordinator Endrizzi, dazu zählt auch der Japankäfer, der aktuell in Südtirol nicht vorkommt: "Auch hier zeigt sich die Wichtigkeit der Prävention", erläutert der Experte: "Seit 2017 monitorieren wir in Südtirol den Japankäfer mit speziellen Lockstofffallen, visuellen Kontrollen und Probeentnahmen. Die Kontrollen werden in ganz Südtirol durchgeführt und konzentrieren sich auf die Gebiete mit dem höchsten Risiko, entlang der Etsch von Salurn bis ins Burggrafenamt und im Eisacktal bis Vahrn." Japankäfer sind  eine Bedrohung für die Landwirtschaft und die Umwelt, neue Gebiete erreichen sie als blinde Passagiere in Handelswaren, versteckt in Flugzeugen, Zügen, Lastkraftwagen, Autos. 

"Früherkennung", unterstreicht Endrizzi, "ist enorm wichtig für die Eindämmung". Mit der Zunahme des globalen Handels haben auch die Schädlinge zugenommen, fasst der Experte zusammen, und auch die Klimaerwärmung begünstigt die Verbreitung der Schädlinge.

Die Pflanzenschutzinspektoren spüren Insekten und Pilze, Bakterien und Viren auf und haben rund 1500 Proben für Laboranalysen entnommen. Für die Untersuchungen arbeitet der Landespflanzenschutzdienst mit vier Labors zusammen, die im Versuchszentrum Laimburg angesiedelt sind sowie an der Freien Universität Bozen, in der Lombardei und in Bayern.

"Wir haben hier in Südtirol das Glück, dass in der Landwirtschaft Familienbetriebe tätig sind", unterstreicht Endrizzi, "das bedeutet, dass die Familienmitglieder selbst in den Reb- und Obstanlagen im Einsatz sind, und das mit Passion. Dadurch ist die Situation überschaubar, nicht wie anderswo, wo die Landwirtschaft in der Hand von Unternehmen liegt."

Im Vorjahr haben die Beamten des Pflanzenschutzdienstes auch Export-Kontrollen von nahezu 110.000 Tonnen Äpfeln und zudem Pflanzen aus Baumschulen, Holz und Holzerzeugnissen durchgeführt. Am meisten Äpfel werden nach Saudi Arabien, Norwegen, Brasilien und Israel exportiert. Im Jahr 2024 haben die Pflanzenschutzinspektoren 6605 Pflanzengesundheitszeugnisse für den Export ausgestellt.

Die Gesundheit der Pflanzen ist von grundlegender Bedeutung für Ökologie und Ökonomie: Wie wichtig der Pflanzenschutz ist, zeigt etwa das massenhafte Absterben von Olivenbäumen in Apulien nach dem Befall durch das Bakterium Xylella: Neben der negativen Veränderung der Landschaft war auch ein wirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe zu verzeichnen. Um Ähnliches zu verhindern, sind die Pflanzenschutzinspektoren unterwegs.

LPA/mac