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70 Jahre Frauenwahlrecht in Italien: weibliche Expertise unverzichtbar
Am 10. März 1946 konnten sich die Frauen erstmals aktiv und passiv an politischen Wahlen in Italien beteiligen. "70 Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts in Italien steht fest: Wir können auf die weibliche Expertise in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht verzichten", unterstreichen LRin Stocker und die Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit Oberhammer.
Das erste Land der Welt, in dem das allgemeine Wahlrecht für Männer und Frauen im Jahr 1893 eingeführt wurde, war Neuseeland. In Italien konnten sich die Frauen vor genau 70 Jahren, am 10. März 1946 erstmals aktiv und passiv an politischen Wahlen beteiligen. "Es ist wichtig, dass Frauen auf allen Ebenen und in allen Bereichen wichtige Positionen besetzen und mitentscheiden können", erklärt die Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit Ulrike Oberhammer zu diesem Anlass. "Dazu müssen nicht nur die gesetzlichen Grundvoraussetzungen geschaffen werden, sondern es muss auch ein Umdenken in den Köpfen erfolgen. Denn gerade in ihrem engsten Umfeld erhalten Frauen oft wenig Unterstützung."
"Gerade in der Politik ist die weibliche Expertise unverzichtbar – ob auf Gemeinde, Landes- oder Staatsebene", unterstreicht die Landesrätin für Chancengleichheit Martha Stocker. Landesrätin Stocker erinnert anlässlich der 70 Jahre Frauenwahlrecht in Italien an den zögerlichen Einzug von Frauen in die Südtiroler Politik: Einige wenige Frauen wurden bereits Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre in die Stadt- und Gemeinderäte gewählt, im Jahr 1964 zogen die ersten beiden Frauen in den Landtag ein und erst 30 Jahre später hatte Südtirol eine Parlamentarierin in Rom. "Seitdem hat sich vieles getan", betont Stocker, "dennoch gilt es in den nächsten Jahren gemeinsam an den Voraussetzungen zu arbeiten, dass Frauen politische Verantwortung übernehmen, Politik mitgestalten und Zukunftsthemen aktiv mitentscheiden", denkt die Landesrätin etwa an die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Politik, an die gute fachliche Ausbildung und vielfältigen Erfahrungen der Frauen sowie an die Sensibilisierungsarbeit für ein neues Rollenverständnis von Mann und Frau.
Die Internationale Organisation der Parlamente (www.ipu.org) veröffentlicht jährlich Zahlen zum Frauenanteil in den Parlamenten der Welt. Aus der jüngsten Statistik vom 1. Februar 2016 geht hervor, dass die 191 untersuchten Länder eine Frauenquote von durchschnittlich 22,6 Prozent aufweisen. Spitzenreiter unter den analysierten Ländern sind Ruanda und Bolivien, hier erreicht die Frauenquote im Parlament mehr als 50 Prozent. Erstes europäisches Land ist Schweden auf Platz 5 und einem Anteil von 43,6 Prozent Frauen im Parlament, gefolgt von Finnland auf Platz 10 mit 41,5 Prozent Frauenanteil. Zum Vergleich: Deutschland steht an 26. Stelle, Italien und Österreich rangieren jeweils auf Rang 41 und 43 mit einem Frauenanteil von rund einem Drittel. "Die Statistik zeigt klar auf", bewertet Präsidentin Oberhammer, "dass der Weg in die Politik für Frauen noch immer kein leichter ist."
Besonders schwer haben es Frauen in Ländern wie Saudi Arabien, wo Ende des vergangenen Jahres 2015 zum ersten Mal auch Frauen für einen Sitz in einem der Kommunalparlamente kandidieren durften. Das Wahlergebnis galt als kleine Sensation: 38 der fast 3200 Sitze in den Kommunalparlamenten gingen an Frauen. Einige konservative Männer jedoch weigerten sich, mit den gewählten Frauen im selben Raum zu sitzen. Daraufhin ordnete die Regierung die in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens geltende strikte Geschlechtertrennung auch für Zusammenkünfte der Kommunalparlamente an: Alle gewählten Politikerinnen müssen während der Parlamentssitzungen in einem abgetrennten Raum sitzen und können nur über Video an den Debatten teilnehmen. Für die Politikerinnen ist dies ein großer Rückschlag und eine Beschneidung nicht nur der Frauenrechte, sondern der Menschenrechte im Allgemeinen.
mp