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Bedürfnisse und Wünsche am Lebensende erkennen und respektieren

Die Kommunikation am Lebensende steht im Mittelpunkt einer Tagung des Landesethikkomitees am heutigen Samstag (29. Oktober) im Kolpinghaus in Bozen.

Präsident Herbert Heidegger bei der Begrüßung der Tagungsteilnehmer am heutigen Samstag

"Im Umgang mit Menschen am Lebensende spielen die Ethik und die Kommunikation eine große Rolle: Wie können wir besondere Bedürfnisse und Wünsche erkennen?", stellte der Präsident des Südtiroler Landesethikkomitees Herbert Heidegger bei der Eröffnung der heutigen Tagung "Ethik und Kommunikation am Lebensende – Rechte, Pflichten und Hilfe auf dem Weg zur gemeinsam getragenen Therapieentscheidung" die Kernfrage in den Raum. "Jeder Mensch hat das Recht über alles informiert zu werden, um seine verbleibende Lebenszeit zu planen und Entscheidungen über seine Behandlung zu treffen", so Heidegger. Die Tagung des Landesethikkomitees solle daher die Diskussion über dieses Thema, das noch allzu häufig von Scheu geprägt wird, anregen – unter Mitarbeitern der Gesundheitsberufe, Ärzten, Sozialpartnern, Mitgliedern der Berufskammern und -verbände, aber auch unter der Südtiroler Bevölkerung.

Entscheidungsrecht eines jeden Menschen über jede Lebensphase

Im ersten Teil der Tagung am heutigen Vormittag setzten sich die rund hundert Fachkräfte mit der Kommunikation am Lebensende und mit den Wegen zu gemeinsam getragenen Therapieentscheidungen auseinander. Der Professor für Strafrecht an der Universität Bologna und Mitglied des italienischen Bioethikkomitees Stefano Canestrari unterstrich in seinem Vortrag "Der informed consent: Kommunikation und Konsens im Rahmen der Arzt-Patienten-Beziehung" das Entscheidungsrecht eines jeden Menschen über jede Phase seines Lebens und betonte, dass niemand ohne seine Zustimmung einer Behandlung unterzogen werden dürfe. "In der Arzt-Patient-Beziehung ist es die Pflicht des ärztlichen Personals, bei einer Ablehnung der Therapie die Voraussetzungen für die Gültigkeit dieser Entscheidung zu prüfen", erklärte der Rechtsexperte. Um die Kommunikation im Spannungsfeld zwischen den Wünschen des Patienten, seiner Angehörigen und des Betreuungsteams ging es im Referat von Anton Huber (Dienst für Krankenhauspsychologie im Gesundheitsbezirk Bruneck), der dabei den teilnehmenden Fachkräften wertvolle Tipps für schwierige und mitfühlende Gespräche gab. Paola Zimmermann (Dachverband für Soziales und Gesundheit) sprach über das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Betreuer.

Patientenverfügung: Individuelle Wünsche für zukünftige Situationen

Die Palliativmedizin, die Patientenverfügung und die ethischen Aspekte am Lebensende standen hingegen im Mittelpunkt der Vorträge des Palliativmediziners der Universität Lausanne Domenico Borasio, den Mitgliedern der Ethikberatungsgruppe Bozen sowie eines Seniorenwohnheimes und dem Leiter des Instituts für Ethik, Theorie und Geschichte an der Ludwig-Maximilian-Universität München Georg Marckmann. "Aufgrund einer schweren Erkrankung können viele Menschen in der letzten Lebensphase nicht mehr selbst entscheiden, welche medizinischen Behandlungen bei ihnen noch durchgeführt werden sollen", appellierte Marckmann daran, frühzeitig über zukünftige Entscheidungssituationen zu sprechen und die Ergebnisse in einer Patientenverfügung festzuhalten. "Damit können nicht nur Patienten nach ihren individuellen Wünschen behandelt, sondern auch Angehörige und Gesundheitspersonal in der Entscheidungsfindung entlastet werden", unterstrich Marckmann.

Am Nachmittag Informationsveranstaltung für die Bevölkerung

Das Landesethikkomitee versucht durch verschiedene Fortbildungen, Veranstaltungen und Informationsbroschüren das Thema der gesundheitlichen Vorausplanung zu fördern. Dazu trägt auch der zweite Teil der heutigen Tagung zur Ethik und Kommunikation am Lebensende bei, der sich an die Südtiroler Bevölkerung richtet. Von 14 bis 17 Uhr stehen die rechtlichen Aspekte von Entscheidungen am Lebensende, die Palliativmedizin, die Anlaufstellen für Betroffene, die Hilfe von Vereinigungen und die Sachwalterschaft im Mittelpunkt. Es informieren Britta Venturino (Direktorin des Rechtsamtes im Gesundheitsbezirk Meran), Massimo Bernardo (Leiter des Dienstes für Hospice und Palliativbetreuung im Gesundheitsbezirk Bozen), Gundula Gröber (Pflegedienstleitung im Gesundheitsbezirk Bozen), Georg Leimstädtner und Roberta Rigamonti (Dachverband für Soziales und Gesundheit).

mp

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