Aktuelles
Expertenforum Berglandwirtschaft: Bewässerung zunehmend wichtig
Beregnung im Grünland war Schwerpunktthema des diesjährigen Expertenforums Berglandwirtschaft gestern (22. Februar) in der Fachschule Salern.
Die Bewässerung wird besonders in Bezug auf das Grünland ein immer wichtigeres Thema. Klimaerwärmung und abnehmende Mengen an Schmelzwasser von Gletschern führen künftig zu Problemen mit der Verfügbarkeit des für die Beregnung notwendigen Wassers: Dies erklärte Martin Thalheimer, am Versuchszentrum Laimburg verantwortlich für die Arbeitsgruppe "Boden, Düngung, Bewässerung".
Wasserbedarf der Landwirtschaft in Südtirol
Beim Expertenforum Berglandwirtschaft - organisiert vom Fachbereich Berglandwirtschaft des Versuchszentrums Laimburg, der Fachschule für Landwirtschaft Salern und dem Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING) - legte Thalheimer einen Überblick über die verfügbaren Wasserressourcen in Südtirol dar und setzte diese in Beziehung zum Wasserbedarf der Landwirtschaft: Der Wasserbedarf der Südtiroler Landwirtschaft wird auf 150 Millionen Kubikmeter geschätzt, wobei rund 60 Prozent auf den Obstbau, 10 Prozent auf den Weinbau und 30 Prozent auf das Grünland entfallen.
Die Landwirtschaftsfläche setzt sich aus 8500 Hektar Obstbau, 5000 Hektar Weinbau und 212.000 Hektar Grünland zusammen. Obwohl das Grünland flächenmäßig den größten Anteil ausmacht, ist sein Anteil am Gesamtwasserbedarf also relativ gering. Anregungen dazu, wie man effizienter mit den Wasserressourcen umgehen und diese gezielter einsetzen kann, gab Thalheimer in zweiten Teil des Vortrags: Unerlässlich ist eine gezielte Anpassung der Bewässerungsmenge an den Standort, die durch eine bessere Kenntnis der Bodeneigenschaften erreicht werden könne. Auch eine verbesserte Bewässerungstechnik kann nützen: Das Bewässerungssystem soll so ausgelegt sein, dass eine möglichst gleichmäßige Wasserverteilung auf der gesamten Fläche erfolgt. Mithilfe von Sensoren kann zudem ermittelt werden, wie trocken der Boden wirklich ist. Eine weitere Maßnahme können Genossenschaften ergreifen, indem sie die Bewässerungsturnusse flexibler gestalten.
Neues Institut für Berglandwirtschaft und Lebensmitteltechnologie
Stellvertretend für Laimburg-Direktor Michael Oberhuber stellte Angelo Zanella das im Rahmen der Reorganisation des Versuchszentrums Laimburg neu gegründete Institut für Berglandwirtschaft und Lebensmitteltechnologie vor, das er seit Beginn dieses Jahres leitet. Das neue Institut besteht aus zwei Fachbereichen: Für den Fachbereich Berglandwirtschaft ist Giovanni Peratoner verantwortlich, dem Fachbereich Lebensmitteltechnologie steht Angelo Zanella vor. Die beiden Bereiche wurden in einem Institut zusammengefasst, um Synergieeffekte zu nutzen und die Berglandwirtschaft über den Anbau hinaus auch bei der Weiterverarbeitung von Agrarerzeugnissen unterstützen zu können. Diese Struktur trägt auch dem Aktionsplan für Forschung und Ausbildung in Berglandwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften Rechnung, mit dem die Produkte der Südtiroler Berglandwirtschaft nicht nur während ihres Anbaus bzw. ihrer Erzeugung wissenschaftlich begleitet und dadurch wettbewerbsfähiger gemacht werden sollen, sondern auch während ihrer Verarbeitung zu typischen Südtiroler Produkten von hoher Qualität. Der Aktionsplan wurde von einer Arbeitsgruppe aus Vertretern des Versuchszentrums Laimburg, der Freien Universität Bozen, des Beratungsrings Berglandwirtschaft BRING, des Südtiroler Beratungsringes für Obst- und Weinbau und der Landesabteilung für Land-, forst- und hauswirtschaftliche Berufsbildung erarbeitet. Er hat im vergangenen Jahr begonnen und soll bis 2022 dauern. Mit der Umsetzung des Plans wurden das Versuchszentrum Laimburg und die Freie Universität Bozen beauftragt, wobei sie in ihren Aktivitäten von anderen Institutionen der Südtiroler Landwirtschaft flankiert werden.
Agronomische Aspekte der Beregnung im Grünland
Der Leiter des Fachbereichs Berglandwirtschaft am Versuchszentrum Laimburg Giovanni Peratoner behandelte in seinem Vortrag die agronomischen Aspekte, die bei der Beregnung im Grünland zu beachten sind. Anhand zahlreicher Ergebnisse aus lokalen und internationalen Versuchen zeigte Peratoner auf, welche Effekte die Beregnung auf Futterertrag, Futterqualität und auf die botanische Zusammensetzung haben kann: Durch die Beregnung können Ertragsverminderungen bei Trockenperioden vermindert werden. Quantitativ weniger relevant sind hingegen die Effekte der Beregnung auf die Futterqualität. Am effizientesten ist die bedarfsgerechte Beregnung, jedoch hängt deren Realisierbarkeit vor allem von organisatorischen Aspekten ab.
Rund 80 Teilnehmende – Multiplikatoren wie Berater, Fachlehrer, Sachbearbeiter der Landesverwaltung, Funktionäre von Bewässerungs- und Meliorierungskonsortien sowie interessierte Landwirte – informierten sich beim Expertenforum Berglandwirtschaft in der Fachschule Salern über das diesjährige Schwerpunktthema.
LPA