Human library - Die Lebende Bibliothek im Multisprachzentrum

Human library - Die Lebende Bibliothek im Multisprachzentrum

Video Rai TGR Bolzano - Sendung über die Ausgabe der lebenden Bibliothek vom 25.10.2018 (in italienischer Sprache)

Alto Adige 29.10.2018

Die lebende Bibliothek (übersetzt aus dem Original Human library) ist eine echte Bibliothek mit Lesern, Bibliothekaren und einem Titelkatalog. Die Besonderheit liegt darin, dass die Bücher echte Menschen aus Fleisch und Blut sind, die den Lesern aus ihrem Leben erzählen.
Die Idee der lebenden Bibliothek geht davon aus, dass der Leser eine direkte Beziehung zum "Buch" haben kann, Fragen stellt und direkt mit dem „Buch“ interagiert, um dessen Geschichte zu hören.
Das "Buch" kann von sich selbst, seinem Leben, seinen Erinnerungen, Erfolgen und Niederlagen, Gefühlen, Ängsten, Freunden, usw. berichten. Es hat die Freiheit, dem Leser/Hörer das zu vermitteln, was es möchte.
Die lebende Bibliothek ist ein Werkzeug, das dazu dient, Stereotypen und Misstrauen zu begegnen, Wissen und Dialog zu fördern, und die Möglichkeit, mit anderen Menschen zusammenzukommen, zu erleichtern. Die Leser haben die Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu treten, auf die sie normalerweise kaum treffen würden. Das Treffen macht die Person, die man vor sich hat, konkret und einzigartig, sie wird nicht mehr verallgemeinernd als Teil einer Kategorie wahrgenommen, sondern in ihrer Einzigartigkeit, und zwar nicht zuletzt aufgrund ihrer Erfahrung und Geschichte.

Nähere Informationen:

Video Rai TGR Bolzano Sendung 25.10.2018 (in italienischer Sprache)

Human library organization - official site: http://humanlibrary.org/ (Link esterno)

Lebende Bücher sind Menschen, die sich der Zugehörigkeit zu Minderheiten, die Stereotypen und Vorurteilen unterworfen sind, bewusst sind. Durch den Wunsch, diese aufzubrechen, sind sie bereit, ihre eigenen Erfahrungen und Werte mit anderen zu diskutieren.
Die Titel können bewusst sehr direkt sein (z.B. "Islamische Frau mit Schleier", "Albanischer Emigrant", ...), um die emotionalen Reaktionen potenzieller Leser herauszufordern, ihre Neugier zu wecken, aber auch Stereotypen und Vorurteile.

Die Leser/Zuhörer haben einen Katalog mit lebenden Büchern zur Verfügung, aus dem sie jeweils ein Buch auswählen und für etwa 20 Minuten ausleihen können. In dieser Zeit kann der Leser Fragen stellen, Ideen entwickeln, seine Neugier befriedigen und Vorurteilen und Stereotypen begegnen.
Wie in jeder Bibliothek gibt es klare Regeln:

Die Rechte des "Lesers"

  • Kann an einem Tag mehrere Bücher entlehnen
  • Kann Fragen an das Buch stellen
  • Der Service ist kostenlos

Die Regeln für den "Leser"

  • Es kann nur jeweils ein Buch ausgeliehen werden
  • Die maximale Leihfrist beträgt 20 Minuten
  • Das Buch muss im selben Zustand zurückgegeben werden, in dem es entlehnt wurde!
  • Das Buch muss mit Respekt behandelt werden, seine Gefühle und seine Würde dürfen nicht verletzt werden.

Die Rechte des "Buches"

  • Mit Respekt behandelt werden
  • Heikle Fragen müssen nicht beantwortet werden
  • Die Lesung zu beenden, wenn das „Buch“ es für angemessen erachtet

Man beurteilt ein Buch nicht nach seinem Cover, und eine Person nicht nach ihrem Äußeren.
Für die Wahl eines Buches braucht es Zeit und Mühe; es ist nicht so, als würde man ein Getränk bestellen. Die Wahl eines lebenden Buches bedeutet eine größere Anstrengung: man muss in der Lage sein, sich mit einer "anderen", "fremden" Person zu unterhalten, die man nie zuvor gesehen hat. Wir müssen uns anstrengen, um jemanden außerhalb unserer eigenen Sicherheitszone kennenzulernen.
Mit Opfern von Klischees (Feministinnen, Muslimen, Personen mit Piercings oder Tattoos) zu sprechen, fördert unser soziales Sicherheitsempfinden, auch außerhalb der Bibliothek; das nächste Mal, wenn wir auf eine fremde Person stoßen,  werden wir vielleicht nicht mehr die Straßenseite wechseln; wir werden uns wohler fühlen, wenn wir uns in der Vielfalt bewegen, weil wir gelernt haben, unterschiedlichen Menschen zu begegnen.

Die lebende Bibliothek tut uns gut!