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Wie Wörter unsere Weltanschauung beeinflussen

Am 15. September wird der internationale Tag der Demokratie begangen. Bei dieser Gelegenheit sei hier kurz reflektiert, was der Sprachgebrauch mit Demokratie zu tun hat.

Demos = Demokratie_pixabay

Damit Demokratie funktioniert, müssen Menschen miteinander reden, debattieren und Meinungen äußern können. Hierfür ist es wichtig, eine gemeinsame, für alle einfache und verständliche Sprache zu verwenden.

Auch die Wortwahl spielt im demokratischen Diskurs eine ausschlaggebende Rolle, wo doch jedes einzelne Wort in unserem Gehirn Bilder - sog. „Frames“ - erzeugt. Sprachbilder prägen unser Denken und somit auch unser Handeln. So wie z.B. das Wort „Christkindlmarkt“ in uns eine Reihe von Assoziationen weckt wie etwa Glühwein, Christbaumschmuck, Schnee usw., so beeinflussen alle Wörter unsere Wahrnehmung der Realität. Dies kann unter Umständen bewusst missbraucht werden: Man braucht nicht weit in die Geschichte zurückblicken, um Beispiele von Sprachlenkung zu finden. Aktueller denn je ist der Sprachgebrauch in Russland, wo die Realität durch gezielte Schönfärberei verzerrt wird. Der Krieg wird so zur „militärischen Sonderoperation“, und Fluchtwege werden als „humanitäre Korridore“ bezeichnet. Aber auch in der Alltagssprache gibt es unzählig viele Beispiele: Wenn die Spritpreise „angeglichen“ werden, können wir davon ausgehen, dass das Benzin verteuert und nicht etwa verbilligt worden ist. Solche verschleiernden, mildernden oder verschönenden Umschreibungen sind zu erkennen, indem man aktiv zuhört, das Gesagte bzw. Nicht-Gesagte hinterfragt und Informationen von mehreren Quellen bezieht.  

Eine kritische Diskussion über den öffentlichen Sprachgebrauch wird jedes Jahr von derGesellschaft für deutsche Sprache durch das Unwort des Jahres angeregt. Letztes Jahr waren die „Klimaterroristen“ zum Unwort des Jahres 2022 deklariert worden, weil mit diesem Begriff die Aktivisten mit Terroristen gleichgestellt werden. Der Begriff „Klima-Terrorist“ suggeriert, dass der zivile Ungehorsam und die friedlichen Protestaktionen nicht ein demokratischer Widerstand, sondern Gewalt und Staatsfeindlichkeit seien.

Der internationale Tag der Demokratie ist somit ein guter Anlass, um auf die Bedeutung der Sprache im politischen Diskurs und auf einen reflektierten Umgang mit Sprache im Allgemeinen aufmerksam zu machen.

LPA/SL

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