Verkaufte Heimat
Zu den vom Amt für Zweisprachigkeit und Fremdsprachen betreuten Projekten gehört das Unterlegen des Films „Verkaufte Heimat" mit italienischen Untertiteln. Der Film beruht auf dem gleichnamigen Text des Tiroler Schriftstellers Felix Mitterer und wurde 1989 unter der Regie von Karin Brandauer (Teil 1 und 2) und Gernot Friedel (Teil 3 und 4) gedreht.
Das Projekt wurde im Jahre 2005 mit dem Ziel in Angriff genommen, den Film auch für ein breites Publikum italienischsprachiger Bürger zugänglich zu machen. Damit wollte man zur Vertiefung einer für den lokalen Kontext besonders bedeutsamen und schwierigen historischen Epoche beitragen und zugleich die gegenseitige Kenntnis und das Verständnis zwischen den Sprachgruppen fördern.
Verkaufte Heimat ist vielleicht der einzige Film, der sich mit den historischen Entwicklungen in Südtirol im Zeitraum zwischen 1938 und Mitte der sechziger Jahre auseinandersetzt. Dieser kritische Zeitabschnitt wird anhand der Geschichte von drei Familien veranschaulicht: die Rabensteiner, die Tschurtschenthaler und die Oberhollenzer. Die sehr wirkungsvollen Filmaufnahmen, die im Vinschgau, auch in Glurns und mit eindeutiger Bezugnahme auf Laas, gedreht wurden, zeigen mit ihren wunderbaren Kameraeinstellungen die Schicksale und Konflikte der Familien und deren Verbindungen zur lokalen, nationalen und internationalen Geschichte. Zur Zeit seiner Erstaufführung hat der Film auch für einige Polemiken gesorgt. Aber unabhängig von den unterschiedlichen Meinungen, die man zum Inhalt haben kann, darf wohl behauptet werden, dass diejenigen, die sich ernsthaft mit der teilweise auch kontroversen Geschichte Südtirols beschäftigen wollen, eine Wissenslücke aufweisen, wenn sie dieses Werk nicht kennen.
Die österreichische Regisseurin Karin Brandauer, die mehrere Filme und Dokumentarfilme mit historischem Hintergrund gedreht hat und daran gewöhnt war, sich mit unangenehmen Themen auseinanderzusetzen, war mit der politischen und sozialen Wirklichkeit Südtirols bereits vertraut. Brandauer, der die ersten beiden Teile der Verfilmung zu verdanken sind, wollte mit ihrem Werk dem Geist des Buchs treu bleiben. Es sollte eine historische Erzählung werden, die ohne ideologische Parteinahmen auskommt, obwohl es um schmerzliche und leidensvolle Ereignisse geht. Das Ergebnis ist ein Film, dessen Szenen ergreifend und voller Pathos sind und trotzdem nie in simple Gefühlsduselei abgleiten. Die Regisseurin hat zudem Sensibilität bewiesen, indem sie die vielen lokalen Theatergruppen in die Dreharbeiten einbezogen hat und somit anfängliches Misstrauen in der Bevölkerung überwinden konnte.
Nach dem Tod Brandauers im Jahre 1992 übernahm Gernot Friedel die Arbeiten zur Verfilmung des Buches „Verkaufte Heimat".
Das Untertiteln des ersten und des zweiten Teils des Dokumentarfilms wurde 2007 fertiggestellt, während der dritte und der vierte Teil im Laufe des Jahres 2008 abgeschlossen wurden. Der Film wurde bereits an verschiedenen Orten gezeigt und ist beim Publikum mit großem Interesse aufgenommen worden. Für die DVD zum Film sind im Multisprachzentrum Bozen und in der Sprachenmediathek Meran sowie in den öffentlichen und Schulbibliotheken, in denen er erhältlich ist, zahlreiche Anfragen zur Ausleihe eingegangen.
Neben der italienischen Untertitelung der vier Folgen des Films, wurden auch eine DVD mit der Zusammenfassung der einzelnen Folgen sowie ein Medienpaket mit den vier DVDs und einem Begleitheft erstellt. Der Dokumentarfilm wurde an mehreren Orten gezeigt und stieß dabei beim Publikum auf großes Interesse. Die genannten DVDs können am Multisprachzentrum Bozen, in der Sprachenmediathek Meran sowie in den öffentlichen und Schulbibliotheken ausgeliehen werden.
Brennende Lieb', Dauer 130'
Im ersten Teil geht es um eine Reihe von Ereignissen, die im Zeitraum zwischen März 1938 und Dezember 1939 spielen.
Damals setzte das faschistische Regime seine Versuche zur Entnationalisierung der Südtiroler fort, die mit Widerstand antworteten. Dieser wurde in der Anfangszeit von den Pfarrgemeinden , dann, in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre, vom Nationalsozialismus vereinnahmt. Im Film sind die Ereignisse zu sehen, die im Zusammenhang mit den wesentlichen historischen Etappen jener Zeit standen: die Namensänderungen in Südtirol, die Katakombenschulen, die wirtschaftlichen Nöte und die Begeisterung der Südtiroler Bevölkerung für den Anschluss Österreichs durch das Reich, der Konflikt zwischen dem aufstrebenden Nationalsozialismus - dem Verbündeten des Faschismus - und dem Katholizismus und die Propaganda für die Option, einschließlich des Konflikts zwischen Optanten und Dableibern.
Leb' wohl, du mein Südtirol, Dauer 115'
Im zweiten Teil wird der Zuschauer Zeuge von Geschehnissen, die sich zwischen März 1940 und Mai 1945 abspielten. Nach Veröffentlichung der Resultate zum Ausgang der Option nahmen die Erfolge der nationalsozialistischen Bewegung ebenso zu wie die Kontraste zwischen Optanten und Dableibern, die Spannungen zwischen Nationalsozialisten und Katholiken sowie die anti-italienischen Aktionen. Familien aus Süditalien, die oft Opfer jener faschistischen Propaganda waren, mit der Südtirol „italianisiert" werden sollte, übernahmen die von den Optanten verlassenen Höfe. Diese wiederum - ihrerseits von der nationalsozialistischen Propaganda geblendet - zogen in jenen Osten, der für das Deutschtum vereinnahmt werden sollte. Die Kinder der Optanten besuchten wiederum Deutschkurse mit der Aussicht auf die Aussiedlung, die sich aber zunehmend verzögerte: Schuld waren der Kriegseintritt Italiens und die entmutigenden Nachrichten über die so gar nicht der Propaganda entsprechenden Lebensumstände der Optanten.
Feuernacht, Dauer 90'
Der dritte Teil schildert die Ereignisse, die sich im Zeitraum zwischen Ende der fünfziger Jahre und Sommer 1961 abspielten.
Nach der Unterzeichnung des Gruber-Degasperi-Abkommens und dem Erlass des Autonomiestatuts 1948 verhinderte der Zentralismus auf staatlicher und regionaler Ebene eine echte Autonomie für die Südtiroler Bevölkerung, die sich wegen der zusätzlichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten für die Landwirtschaft allgemein und insbesondere die Bergbauernhöfe teilweise gezwungen sah, nach Österreich und Deutschland auszuwandern. Vergleichbare Gründe brachten im gleichen Zeitraum Tausende von Italienern nach Südtirol. Das Unbehagen der Südtiroler Bevölkerung verschaffte sich schließlich in einer Reihe von politischen und terroristischen Aktionen Luft, die in der Feuernacht 1961 mit Dutzenden von Anschlägen ihren Höhepunkt fanden.
Komplott, Dauer 89'
Der vierte Teil des Films berichtet über eine Reihe von Geschehnissen, die sich zwischen Anfang und Ende der sechziger Jahre zugetragen haben. Nach der Feuernacht 1961 versuchten neonazistische Kreise aus Österreich und Deutschland den Terrorismus in Südtirol, der bis dahin nur die Symbole des italienischen Staates, aber nicht willentlich die Personen angegriffen hatte, zu instrumentalisieren. Die Eskalation führte zu Hunderten von Anschlägen mit Dutzenden von Toten und Verletzten und ebenso zu Repression durch den Staat, zu Prozessen und harten Strafen. Die Geheimdienste verschiedener Länder bewegten sich in der Südtiroler Szene zu einer Zeit, in der sich auf internationaler Ebene Unabhängigkeits- und Antikolonialbewegungen entwickelten und auf nationaler Ebene Bewegungen entstanden, die deren Forderungen unterstützten, aber auch andere, die eine starke Staatsmacht forderten. Diplomatie und Politik fanden schließlich ein Übereinkommen, das eine Autonomie auf Provinzebene vorsah, von der diejenigen enttäuscht waren, die für die Selbstbestimmung gekämpft hatten.
Film-Box: 4 DVDs + Booklet
Das anfängliche Projekt wurde durch die Verwirklichung einer Quadrilogie-Box ergänzt, vervollständigt mit einem Heft, das von Prof. Carlo Romeo verwirklicht wurde. Dieses Heft verfolgt den Zweck, dem Leser nicht nur Informationen über die Filme zu liefern (Autoren, Handlung, Personen), sondern auch die Elemente zur Einordnung in den historischen Kontext, die etwaige Unvollkommenheiten und Vereinfachungen erläutern, welche durch die Erzähl- und Fiction-Logik bedingt werden, sowie die kritische Anführung von Problempunkten oder Gegensätzen.