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Bildung mit und ohne Netz - Rückschau auf den Tag der Weiterbildung 2020

Mit der Digitalisierung in der Erwachsenenbildung hat sich der diesjährige Tag der Weiterbildung am 16. Oktober in der Cusanus Akademie in Brixen befasst. Die Videos mit den Beiträgen der von Jörg Muus Merholz, Susanne Dess und Gerhard Bisovsky sind nun online.

In Präsenz mit Onlinezuschaltungen: der diesjährige Tag der Weiterbildung war ein Beispiel dafür, wie Bildungsveranstaltungen aktuell umgesetzt werden.

„Wir haben schon lange von Digitalisierung geredet, im heurigen Frühjahr wurden wir dann ganz plötzlich in die digitale Wirklichkeit geworfen.“ Mit diesen Worten hat Armin Gatterer, Ressortdirektor für Deutsche Kultur, den diesjährigen Tag der Weiterbildung eröffnet. Nur logisch sei darum auch, dass das Amt für Weiterbildung den Tag in diesem Jahr unter das Thema der Digitalisierung gestellt hat.

Im Mittelpunkt des Tages, der in zugangsbeschränkter Präsenz und mit online zugeschalteten ReferentInnen aus dem Ausland umgesetzt wurde, standen die Erfahrungen der Bildungsorganisationen zu diesem plötzlichen Umbruch sowie Überlegungen darüber, welche Auswirkungen dieser Wandel auf die Bildungskonzepte und -Inhalte, auf die Organisationsstrukturen und auch auf den Bildungsauftrag der Erwachsenenbildung hat. „Wer kann mit den digitalen Formaten erreicht werden, wer bleibt außen vor?“

„Wir lernen im Ausnahmezustand etwas über den Normalzustand“ ist der deutsche Diplompädagoge Jöran Muuß-Merhol überzeugt, der den Vormittag mit einem Imputvortrag eröffnet hat. „Das Hinterfragen der Prozesse und die Überlegungen dazu, wie etwas ist, warum wir uns zum Beispiel treffen und wieso es etwa Bildungshäuser gibt, hilft uns, uns für die Zukunft besser aufzustellen.“ Und weiter: „Veränderungen, die kurzfristig überschätzt werden, werden langfristig unterschätzt“. In diesem Sinne sei zu erwarten, dass die Bildungslandschaft durch die aktuell angestoßenen Veränderungen langfristig starke Veränderungen erfahren wird.

Muuß-Merhol berichtete auch über das Ergebnis einer deutschen Studie, die hinterfragt hat, nach welchen Kriterien Menschen Bildungsangebote wählen. „In erster Linie ist es der Ort, an dem eine Veranstaltung stattfindet und ob der Termin passt. Danach kommen Personen und damit etwa die Frage: Kann ich diese Veranstaltung mit Kollegen oder Freunden besuchen? Erst danach sind der oder die Referentin und das Thema ausschlaggebend.“

Carola Schaaf-Derichs, Geschäftsführerin Treffpunkt Hilfsbereitschaft - Landesfreiwilligenagentur Berlin berichtete über die Erfahrungen bei der Umsetzung der 13. Berliner Freiwilligenbörse, die üblicherweise 100 Aussteller und rund 2.500 BesucherInnen verzeichnet. Heuer musste sie innerhalb kürzester Zeit in eine Online-Veranstaltung umgewandelt werden. Das zentrale Resümee Schaaf-Derichs: „Der dritte Sektor braucht standardisierte Strukturen und einen guten Mix aus analogen, also persönlichen, und digitalen Angeboten.

Wie man Volkshochschulen fit für den digitalen Wandel machen kann, darüber referierte Susanne Deß, Geschäftsführerin der Mannheimer Abendakademie und vhs. Neben organisatorischen und personellen Ressourcen hob sie die Frage danach, wie digitaler Unterricht sinnvoll gestaltet werden kann, in den Vordergrund. „Ein Problem ist auch, dass viele ReferentInnen der Erwachsenenbildung nicht hauptberuflich unterrichten,“ so Deß. Sie damit auf dem Prozess der zunehmenden Digitalisierung bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung hoher pädagogischer Standards mitzunehmen, sein eine Herausforderung.

„Kann der offene Zugang zu Ressourcen zu einer Chancengleichheit führen“ fragt schließlich Gerhard Bisovsky, Generalsekretär des Verbands Österreichischer Volkshochschulen. Er selbst sei nicht mehr so optimistisch wie noch vor ein paar Jahren. „Der digitale Gap ist ein sozialer Gap,“ so Bisovsky. Es brauche leistbares Internet, also neben der Befreiung von den Rundfunkgebühren für bestimmte Einkommensklassen auch eine Befreiung von den Internetgebühren. Neben den ganzen Digitalisierungstendenzen dürfe darüber hinaus das ganzheitliche Verständnis der Bildung und des Lernens nicht aus den Augen verloren werden. Dabei steht nicht nur das Erlernen neuer Kompetenzen für den Arbeitsmarkt im Vordergrund, sondern eine Befähigung der Menschen zur eigenen Weiterentwicklung, Offenheit und kreativen Problemlösung. Nicht zuletzt gehört gesellschaftliches Engagement zu den „Nebenwirkungen“ von Erwachsenenbildung.

Unterlagen zur Tagung sowie die Videos der Vorträge können hier online nachgeschaut werden.

ac

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