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Erste Datenbank zum Südtiroler Deutsch vorgestellt

LPA - Etwa 330 primäre „Südtirolismen“ wie etwa die Wörter „Supplenz“, „Halbmittag“ oder „Barist“ sind in der ersten Datenbank zum Südtiroler Deutsch enthalten. Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur, Professor Hans Moser von der Universität Innsbruck und die Projektleiterin Heidemaria Abfalterer haben die Datenbank heute, 8. April, in Bozen vorgestellt. Im Rahmen eines Projekts des Germanistikinstituts der Uni Innsbruck wurden die lexikalischen Varianten des Deutschen auf der Ebene der Standartsprache ermittelt. „Die Datenbank ist eine Momentaufnahme der Südtiroler Sprache in ihrer Eigenart“, erklärt Landesrätin Kasslatter Mur.

Prof. Moser und LRin Kasslatter Mur mit den Datenbank-CDs (FOTO:LPA/Angelika Schrott)
Der Paradigmenwechsel in der Sprachforschung, der Besonderheiten eher aufwertet, tue dem Selbstbewusstsein der Südtiroler als Bürger eines Randgebietes des deutschen Sprachraums sehr gut, meinte Kulturlandesrätin Kasslatter Mur bei der Präsentation der Datenbank. Es sei natürlich, dass eine sprachliche Minderheit ein anderes Verhältnis zu ihrer Muttersprache habe, als die Mehrheit. Ganz besonders in Südtirol, wo die leidvolle Vergangenheit unter einem Minderheiten verächtenden Regime die Sensibilität gegenüber der eigenen Muttersprache besonders geschärft habe.
„Die Datenbank zum Südtiroler Deutsch, die aus einem Projekt des Germanistikinstituts der Universität Innsbruck entstand, ist ein neues Instrument zur lokalen Sprachpflege", unterstrich Kasslatter Mur, "sie stellt eine wissenschaftliche Momentaufnahme der Südtiroler Sprache in ihrer Eigenart dar..
24 Zeitungen, 39 Zeitschriften, acht Kulturzeitschriften, 33 Bücher, 38 Sachbücher, 48 Broschüren, 15 amtliche Mittelungen sowie zahlreiche Internetseiten dienten im Zeitraum zwischen 1996 und 2003 als Quelle für die Datenbank zum Südtiroler Deutsch.
Wie Projektleiterin Abfalterer erklärte wurden 19.000 Datensätze und insgesamt 1500 Lemmata untersucht. Die Datenbank enthält 330 primäre Südtirolismen, also Wörter die im deutschen Sprachraum fast ausschließlich in Südtirol gebraucht werden, wie etwa „Supplenz“, „Halbmittag“, "Carabinieri" und „Barist“. Daneben sind in der Datenbank auch sekundäre Südtirolismen verzeichnet, also Wörter, die in Südtirol aber auch in anderen Regionen des deutschen Sprachraums gemeinsam hat, wie etwa mit Österreich „Beschlussantrag“ oder „Amtsdirektor“ oder mit Deutschland „Grundschullehrer“.
Gedacht ist die Datenbank vor allem für Menschen, die im Bereich Sprache arbeiten. Mit verschiedenen Kategorien können die Ergebnisse gefiltert werden. Um als Wörterbuchartikel zu gelten müssten die Datenbankeinträge noch vertieft werden.
Auf dieser Grundlagenforschung des Datenbankprojekts können nun viele Einrichtungen und Institutionen wie etwa das Südtiroler Kulturinstitut mit seiner Sprachbeobachtungsstelle, das Schulamt und das deutsche pädagogische Institut, der Sprachenbereich der EURAC, die Freie Universität Bozen, das Landesamt für Sprachangelegenheiten, das Oberlandesgericht und das Landesgericht Bozen, das Regierungskommissariat, das Landesarchiv, das Präsidium des Landes usw. aufbauen. Sie alle werden das neue Instrument zur lokalen Sprachpflege erhalten.

SAN

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