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Römische Siedlung in Waidbruck ausgegraben

LPA - 571 Gold-, Silber- und Bronzemünzen, Gefäßfragmente, Metallgegenstände und die Reste einer römischen Siedlung sowie einer römischen Straße haben die Archäologen des Landesamts für Bodendenkmäler bei mehreren Grabungen an der heutigen Friedhofsstraße in Waidbruck zu Tage gefördert. Auf einer Fläche von 575 Quadratmetern haben die Archäologen den gesamten Erdbereich genauer unter die Lupe genommen. Die Grabungsarbeiten werden aufgrund der zahlreichen Funde weitergeführt.

Eine der gefundenen Münzen
Bei den Arbeiten zur Erweiterung der heutigen Friedhofstraße in Waidbruck stieß man im Juli 2003 zufällig auf bedeutende Reste von Strukturen und Objekten aus der römischen Kaiserzeit, die teilweise schon stark unter den Bauarbeiten gelitten hatten.
Unter der Leitung von Lorenzo dal Ri führte das Landesamt für Bodendenkmäler daher im Areal westlich der neu entstehenden Straßenstützmauer eine erste Notgrabung durch. An der Böschung des für die Errichtung der Stützmauer ausgehobenen Grabens waren klar die südliche und nördliche Außenmauer eines Raumes sowie dessen verbrannter Fußboden erkennbar. Außerhalb dieses Raumes wurden weitere Spuren hölzerner Strukturen angeschnitten, die vielleicht für die Unterbringung von Geräten und Tieren genutzt wurden. Unter den zahlreichen geborgenen Funden wie Grobkeramik, gallische „terra sigillata“, Amphoren und Knochennadeln sind eine Goldmünze des Kaisers Pertinax und zwei Silberdenare des Trajan und Hadrian besonders erwähnenswert.
Bei einer weiteren Grabung wurden im Nordsektor des Grabens unter der Leitung von Umberto Tecchiati eine systematische Untersuchung vorgenommen. Hier wurde auf einer Länge von etwa 22 Metern eine Richtung Nord-Süd verlaufende römerzeitliche Schotterstraße mit einer Fahrbahnbreite von rund 2,5 Metern nachgewiesen. Der bergseitige Straßenrand war durch einen Graben geschützt, während talseitig ein kleiner Kanal für den Abfluss des Regenwassers und eine Stützmauer nachgewiesen wurden. Die Auffüllung des Grabens enthielt eine bemerkenswerte Anzahl an Funden, darunter einen „Torques“ aus massivem Silber.
Infolge der geplanten Erbauung eines unterirdischen Parkplatzes wurden die archäologischen Untersuchungen auch im Jahr 2004 fortgesetzt und auf das gesamte Areal westlich der Friedhofsstraße und somit auf 575 Quadratmetern ausgedehnt. Gegen Norden bis hin zur neuen Unterführung wurden weitere 28 Meter der römischen Straße untersucht, wobei sich herausstellte, dass diese eine rund 1,40 Meter dicke Stratifizierung aufwies. Es konnten mindestens 14 Schichten mit Kieselsteinen, Schotter und Sand festgestellt werden, welche Gefäßfragmente, Metallobjekte (darunter mehrere Sandalennägel) und einige Bronzemünzen enthielten. Aus den näher an der Oberfläche liegenden Schichten wurden Objekte geborgen, die in das 4. bis 5. Jh. n. Chr. datierbar sind wie etwa Gürtelteile mit Dekoration oder Münzen. Dadurch ist eine Nutzung der Straße vom 1. Jh. n. Chr. bis in diese Zeit belegt. Richtung Süden wurden weitere 20 Meter des Straßenbelags freigelegt. Ebenfalls im südlichen Sektor wurde die nord-westliche Ecke des in der vorangehenden Grabungskampagne angeschnittenen Raumes nachgewiesen. Da dieser durch die Bauarbeiten großteils zerstört wurde, bleibt dessen ursprüngliche Ausdehnung unbekannt.
Weiterhin sind im Laufe der stratigrafischen Grabung, die aufgrund der Größe der Grabungsfläche und des Ausmaßes der Befunde immer noch andauert, Reste von Wohngebäuden westlich von der römischen Straße entdeckt worden: Im nördlichen Sektor lassen sich Steinsetzungen erkennen, die auf mindestens zwei Räumlichkeiten mit Holzwänden und Holzböden hinweisen und Lagerhäuser oder Geschäftslokale gewesen sein könnten. Die Bergung einer großen Zahl an stark fragmentierten Funden wie Keramik, Bronze, Eisen, Glas und tierische Reste untermauert die Annahme eines Bretterbodens. Sehr bedeutend ist hier die außergewöhnliche Konzentration von Münzen von den insgesamt 571 gefundenen Münzen wurden an dieser Stelle allein 509 gefunden, die hauptsächlich in das 4. bis 5. Jh. n. Chr. datiert werden und daher eine späte Nutzung der Stätte belegen.
Die Ausgrabungen führte die Gesellschaft für Archäologische Untersuchungen des G. Rizzi Brixen durch.

SAN

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