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Frühgeschichtliche Funde in St. Ulrich freigelegt

LPA - Gleich an zwei Stellen hat das Landesamt für Bodendenkmäler in St. Ulrich in den vergangenen Monaten archäologische Grabungen durchgeführt. Mit Ende Juni wurden die Grabungsarbeiten abgeschlossen. Beim Hotel "Adler" wurden Reste einer Siedlung aus der Eisenzeit freigelegt. Am Col de Flam haben die Archäologen hingegen Spuren eines Kultplatzes aus frühgeschichtlicher Zeit zu Tage gefördert. Neben Fragmenten von Gefäßen und Arbeitsgeräten wurden auch Bronzeringe und Glasperlen gefunden.

Im November vergangenen Jahres kamen bei einer Baustelle beim Hotel "Adler" in St. Ulrich
archäologische Schichten ans Licht. "Lobenswerter Weise wurde diese Entdeckung auch beim Landesamt für Bodendenkmäler gemeldet", sagt Amtsdirektor Lorenzo Dal Ri. Unter der Leitung von Umberto Tecchiati hat das Landesamt für Bodendenkmäler daraufhin auf einer Fläche von 150 Quadratmetern Grabungen durchgeführt und konnte eine komplexe Fundkonstellation ans Licht bringen.
Steinplatten, Feuerstellen und Reste von im Blockbau errichteten Häusern sowie Trockenmauern lassen auf einer niederen Terrasse bei der Schlucht des Annabaches auf eine Siedlung aus der Eisenzeit (5. bis 1. Jh. v. Chr.) schließen. Die Siedlung wurde, so zeigen die Spuren, durch schwere Katastrophen wie einen riesigen Erdrutsch und sicher auch durch einen großen Brand zerstört und dann immer wieder aufgebaut.
Von den in Blockbautechnik errichteten Gebäuden haben die Archäologen nicht nur wie üblich Bodenherdstellen, sondern auch ganze – auf dem Boden gefallene – verkohlte Holzwände erkannt. Unter den Kleinfunden finden sich zahlreiche Scherben von Tongefässen und Webgewichten, dazu Bruchstücke von Mühlsteinen vorwiegend aus lokalem Porphyr. Auch Speiseabfälle in Form von Tierknochen von Haustieren wie Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine, aber auch vom Wild (Hirsch, Steinbock) wurden in großen Mengen geborgen.
Auf der nahen Hangterrasse des „Col de Flam“ Hügels, wo die Errichtung eines Wasserreservoirs geplant ist, hat die Archäologen-Mannschaft des Landesamts für Bodendenkmäler auf einer Fläche von 200 Quadratmetern gleichzeitig eine weitere Grabung durchgeführt. Dort entdeckten sie 18 – mit schwarzer Erde, verbrannten Tierknochen und Holzkohlen – gefüllte Gruben. Auch Fibeln, Finger- und Armringe aus Bronze, Glasperlen und verkohlte Holzobjekte, die geflochtene Gürtel sein könnten, sowie verkohlte Getreide- und Brotreste wurden während der Grabung geborgen.
Diese Fundstelle interpretieren die Archäologen als Kultplatz bzw. als Ort, wo Brandopfer dargebracht wurden, was die seit jeher mystische Note des Col de Flams bestätige, meinen die Archäologen.

SAN