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Gesamttiroler Bezirkschronistentag mit Schwerpunkt auf Ladinien

LPA - Die Geschichte Ladiniens und dessen Chroniken standen beim alljährlich abwechselnd in Nord- und Südtirol stattfindenden Bezirkschronistentreffen vergangene Woche im Institit Ladin “Micurà de Rü“ in St. Martin in Thurn im Zentrum des Interesses. Organisiert wurde das Treffens von Bezirkschronist Giovanni Mischì in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Landesarchiv.

Die Teilnehmer Bezirkschronistentreffen beim Treffen in St. Martin in Thurn (FOTO:LPA)
Mit der Herausgabe verschiedener Publikationen und mehreren Veranstaltungen wurde in den vergangenen Jahren im Gadertal und in Gröden die Tätigkeit im Bereich Chronikwesen ausgebaut und gefestigt. Gleichzeitig stieg das Interesse der Bürger am Chronikwesen. Die ladinischen Gemeinden unterstützen das Chronistenwesen seit einiger Zeit auch finanziell. „In Ladinien wurde vor etwa zehn bis fünfzehn Jahren damit begonnen, die Aktivitäten rund um das Chronistenwesen zu koordinieren und effizienter zu gestalten und es gelang nach und nach durch das Zusammenwirken verschiedener Kulturträger, wie dem Istitut Ladin, eine kontinuierliche Tätigkeit auf diesem Gebiet aufzubauen“, erklärte Mischì beim Gesamttiroler Bezirkschronistentag in St. Martin in Thurn.
Landesarchivdirektor Josef Nössing gab einen Überblick über das Chronistenwesen in Südtirol und ging dabei auf die Zielsetzungen und neuesten Trends ein, zu denen vor allem die Bildung von Chronistenteams und die Organisation mehrtägiger Chronistenlehrgänge zählen. „Chronisten sind für die Dokumentation des Geschehens und der Veränderungen in ihren jeweiligen Heimatgemeinden von besonderer Wichtigkeit, ihr ehrenamtlicher Einsatz ist besonders wertvoll, daher sollten sie von den Gemeinden aktiv unterstützt werden“, unterstrich Nössing. Vor allem das Fachblatt „Tiroler Chronist“ entwickelt sich verstärkt zur Gesamttiroler Chronistenplattform. Der Nordtiroler Landeschronist Helmut Hörmann berichtete von der gelungenen Vorstellung des Gesamttitroler Chronistenwesens anlässlich des Österreichischen Historikertags in Innsbruck. Einige österreichische Bundesländer haben bereits Interesse am Südtiroler Modell angemeldet. Ilda Pizzinini, Ehrenpräsidentin der Union Generela di Ladins dla Dolomites ging in ihrer Stellungnahme auf die Anfänge des Chronistenwesens im Gadertal vor knapp 35 Jahren ein und unterstrich die vielen positiven Schritte, die bis heute gesetzt wurden. „Mit der 500 Seiten starken Gadertaler Jahreschronik `Sas dla Crusc` wurde ein Instrument geschaffen, das heute als wertvolle Quelle der lokalen Geschichtsschreibung nicht mehr weg zu denken ist“, sagte Pizzinini. Ulrike Vittur stellte anschließend das Chronikprojekt „Sas dla Crusc“ im Detail vor. Werner Pescosta gab einen Einblick in die ladinische Geschichte und illustrierte sein Referat mit stimmungsvollen Aufnahmen aus Ladinien. Der Präsident des Istitut Ladin Hugo Valentin forderte das Ladinische in allen wichtigen Domänen des Alltagslebens als eine funktions- und salonfähige Sprache zu etablieren, wofür ein zeitgemäßer Sprachausbau und eine entsprechende Wortschatzerweiterung notwendig seien.
Die Veranstaltungsteilnehmerinnen bekundeten großes Interesse an der Ladinien-Thematik, die durch den Besuch des Museums „Ciastel de Tor“ unter der Führung von Bezirkschronist Giovanni Mischì am Nachmittag noch vertieft werden konnte.

SAN

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