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Alltag in der Urgeschichte: Sonderausstellung im Archäologiemuseum

(LPA) Nicht die großen geschichtlichen Ereignisse, sondern den Alltag in der Urgeschichte nimmt eine Sonderausstellung ins Visier, die gestern (20. Februar) im Südtiroler Archäologiemuseum eröffnet worden ist. "Wir müssen die Bilder, die wir vom damaligen Alltag haben, hinterfragen und uns bewusst werden, dass diese oft mehr über die Gegenwart aussagen als über die Vergangenheit", so Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur bei der gestrigen Eröffnung.

Urgeschichtlichen Alltag hinterfragen: Röder, Hosp und LRin Kasslatter Mur (v.l.n.r.) bei der Eröffnung der Sonderausstellung
"LebensBilder" nennt sich die Sonderausstellung, die bis 11. Juni im Archäologiemuseum zu sehen ist. Es ist eine Ausstellung, die sich mit dem Alltag in der Urgeschichte auseinandersetzt und dabei der Frage nachgeht, wie das soziale Gefüge in jener Zeit ausgesehen haben mag: Welche Geschlechterrollen hat es gegeben? Wie haben Männer, Frauen und Kinder der verschiedenen Generationen miteinander gelebt? "Über diese Fragen sagen archäologische Funde wenig aus, entsprechend breiter Spielraum ergibt sich für Interpretationen", so Landesrätin Kasslatter Mur.

In diese Interpretationen fließen häufig Vorstellungen ein, die sich am Weltbild der Gegenwart - oder einer idyllischen Vorstellung davon - orientieren. "Wir müssen unsere Bilder vom sozialen Gefüge in der Urgeschichte kritisch hinterfragen und uns dabei auch von unseren Idealvorstellungen verabschieden", so Kasslatter Mur. 

Die Ausstellung im Archäologiemuseum geht dem sozialen Alltag in der Urgeschichte nach und legt der Aufarbeitung Funde aus Hirschgeweih, Keramik, Holz und Stein aus der jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlung am Pfäffikersee im Kanton Zürich zugrunde. Die Funde stammen aus der Zeit um 3100 vor Christus und stellen in der Ausstellung den Ausgangspunkt für die Rekonstruktion eines Bildes vom Alltag in der der Zeit des Mannes aus dem Eis dar. "Gerade die zeitliche Übereinstimmung der Funde in Pfäffikon und des Ötzi erlauben es uns, unser Bild vom Mann aus dem Eis und seiner Zeit um ein weiteres Detail zu erweitern", so der Präsident der Südtiroler Landesmuseen, Bruno Hosp.

Brigitte Röder vom Urgeschichte-Institut der Uni Basel griff gestern bei der Ausstellungseröffnung auf ihre Erfahrung zurück, die sie über die Erforschung von über 400 archäologischen Lebensbildern gesammelt hat. "Ich bin dabei auf die immer gleichen Darstellungen und Rollenverteilungen in der prähistorischen Gemeinschaft gestoßen", so Röder. Diese erschienen uns deshalb so vertraut, weil sie Erziehungsmodelle und Vorstellungen eines vermeintlich "ursprünglichen" Leben wiedergeben würden. Die Ausstellung zeige nun, dass viele Ausgrabungen sich auch anders als in den überkommenen Lebensrekonstruktionen und Lebensbildern deuten ließen, so Röder.

chr

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