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Schulreform: Stellungnahme des Landesbeirats der Schülereltern

(LPA) Auf der Grundlage eines Fragebogens ist in den letzten Tagen das Stimmungsbild an den Schulen in Sachen Schulreform erhoben worden. Der Fragebogen ist an die Schul- und Elternratsvorsitzenden sowie die Delegierten im Landesbeirat der Eltern (LBE) verschickt worden. Aus der Fragebogenaktion haben sich 39 Rückmeldungen und eine Reihe von Gesprächen ergeben, die den LBE zu folgender Stellungnahme veranlasst haben:

"Insgesamt wird die Einstellung der Eltern weiterhin als neutral-abwartend bis positiv angegeben. Gute Erfahrungen mit Schule und, noch deutlicher, eine gute Kommunikation zwischen Schule und Eltern scheinen ganz allgemein eine positive Grundeinstellung gegenüber dem schulischen Geschehen zu bewirken.

Skepsis entsteht dort, wo wenig Information herrscht bzw. wenig Einblick gewährt wird, bereits frustrierende Erfahrungen in anderen Bereichen gemacht wurden oder die Schulpolitik und -verwaltung als weit entfernt und willkürlich wahrgenommen wird. Gerade in der Einführung der Schulreform erkennen nun viele Eltern die Gelegenheit, alte Muster aufzulösen und zu neuen Möglichkeiten der Teilnahme und Mitsprache zu gelangen: Die Aussage "Durch die Reform sind wir Eltern stärker eingebunden" findet sich in vielen Stellungnahmen in dieser oder ähnlicher Form.

In erster Linie aber werden die Auswirkungen der Reformansätze auf die Kinder als positiv wahrgenommen. Wie bereits in der Jänner-Umfrage deutlich geworden, finden die Wahl- und Wahlpflichtangebote guten Anklang und die im Winter noch häufig genannten organisatorischen Schwierigkeiten (insbesondere die resultierende Enttäuschung der Kinder, wenn sie nicht zum gewünschten Angebot zugelassen wurden) sind nun weit weniger im Blickfeld – auf Probleme mit Mensa und SchülerInnentransport wird allerdings weiterhin hingewiesen.

Als für alle Beteiligten problematisch wird die Bewertung des Wahlbereiches wahrgenommen, zumal wenn Angebote nur über wenige Stunden gehen. Weniger eindeutig, aber sicher mehrheitlich negativ besetzt ist die Aufstockung der Stundenzahl durch eventuelle Einführung des Englischunterrichts an der GS. Außerdem befürchten Eltern eine weitere Beschneidung der praktischen und musischen Fächer im Kernbereich; ebenso wird der Verlust von Teamstunden und Ko-Präsenzen (wie etwa im Technikunterricht an der Mittelschule) beklagt.

Ausdrücklicher Wunsch im Zusammenhang mit dem Wahlbereich ist die Zusammenführung von Schule und Musikschule, aus der für Kinder und Eltern viel Freizeit erwachsen und den Familien viel Organisationsstress genommen würde. Beinahe einstimmig kommt das Unbehagen der Eltern zum Ausdruck, wenn es um Stundenplanmodelle an ihren Schulen geht; die Debatten scheinen sich gerade durch Veränderungen in Verbindung mit der Erprobung der Schulreform neu entzündet zu haben. Sie belasten die Elternschaft sehr. Der LBE wünscht sich in diesem Zusammenhang eine öffentlich geführte Diskussion, in der alle Elemente mitgedacht werden können und am Ende derer die Möglichkeit zu flexiblen Lösungen und Anerkennung der Rolle der Familien in dieser Entscheidung stehen.

Die Rückmeldungen zu Lernberatung und Portfolio sind zurückhaltend, da beides offensichtlich noch nicht klar wahrgenommen und vielleicht auch noch nicht so stark praktiziert wird. Wo es indessen konkrete Erfahrungen gibt, sind die Aussagen meist positiv. Geschätzt wird die Einbindung der SchülerInnen in den Planungs- und Bewertungsprozess, die sich daraus ergebende Eigenverantwortlichkeit für das Lernen und der direkte Bezug zur Lehrperson. Mehrfach wird angemerkt, dass die erwünschten Portfoliogespräche bisher noch nicht umgesetzt werden.

Neben diesem insgesamt positiven Stimmungsbild gibt es auch einige Verunsicherungen und Ängste zu vermelden: Es besteht Sorge, dass am Ende der ganzen Auseinandersetzung die Reform zurückgenommen wird und wieder neu "herumprobiert" wird. Veränderungen sind gut, dauernde Kursänderungen aber bringen zu starke Unsicherheit in ein komplexes System, wie es die Schule ist. Außerdem nehmen Eltern die Frustration und Überforderung der Lehrerschaft wahr und befürchten, dass sie ihrer Aufgabe angesichts der Mehrarbeit nicht mehr mit der nötigen Motivation nachkommen können. Diesbezüglich fordert der LBE vom Schulamt logistische und organisatorische Unterstützung der Lehrpersonen, sowie das Entgegenkommen der politisch Verantwortlichen in Verhandlungen um Ressourcen und Arbeitszeit.

Weiterhin ist der Landesbeirat davon überzeugt, dass eine Entwicklung in Richtung Individualisierung des Lernens begrüßenswert ist und somit wird die Erprobung der Schulreform angenommen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es der Mitarbeit aller bedarf, um "den behäbigen Dampfer Schule in eine neue Richtung zu lenken", wie es eine Elternvertreterin sagt. In dieser kritischen Phase der Einführung der Reform müssen die Verantwortlichen darauf achten, dass keine Energien in Reibungskämpfen verloren gehen. An der Einbindung und Mitsprache aller Beteiligten wird diese Reform gelingen - oder scheitern."

chr