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Mehrere Schmetterlingsarten am Schlern zum ersten Mal gesichtet

LPA - Gleich mehrere Schmetterlinge, die in Südtirol noch nie nachgewiesen wurden, hat der Wissenschaftler Peter Huemer vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum hat in den vergangenen Nächten am Schlern gefunden. Darunter ist ein Urschmetterling mit dem klingenden Namen „Micropterix osthelderi“ oder der Erstnachweis oder den Erstnachweis von „Rhigonostis incarnatella“ für Italien. Zum ersten Mal für Südtirol dokumentiert wurde auch der Rosafarbene Wintergrünwickler, der bisher nur in den Abruzzen nachgewiesen wurde.

Die Schlernregion ist eine der an Tier- und Pflanzenarten reichsten Gegenden Südtirols und wird seit 26. Mai 2006 zwei Jahre lang von internationalen Botanikern und Zoologen im Rahmen des Projekts „Habitat Schlern/Sciliar“ untersucht.

Mit nächtlichen Leuchtkegeln lockt der Schmetterlingsexperte Peter Huemer die Nachtfalter an, bestimmt sie und lässt sie anschließend wieder frei. Einzelne Tiere können erst im Labor sicher bestimmt werden. In milden Nächten wie in den vergangenen Wochen sind Anflüge von mehr als 200 Arten in Tausenden von Exemplaren möglich. Darunter waren nicht nur der Urschmetterling „Micropterix osthelderi“, der "Rhigonostis incarnatella" und der Rosafarbene Grünwickler (Olethreutes roseomaculanus) sondern beispielsweise auch der farbenprächtige Schlehenspanner (Angerona prunaria) oder der Pappelschwärmer (Laothoe populi).

Doch das war nur der Anfang: „Wir erwarten uns bemerkenswerte Arten, vielleicht auch seit langem verschollene Tiere und schließen auch weitere Neufunde nicht aus“, sagt Huemer. Mit den spektakulären Lockaktionen erarbeiten die Schmetterlingsexperten einen repräsentativen Überblick über die Artenbestände des Schlern. Bereits Ende des 19. Jh. wurden hier Schmetterlinge beobachtet, meistens aber nur tagsüber und mit verhältnismäßig einfachen Geräten. Die viel effektivere Technik mit Leuchtquellen ermöglicht heute trotz fortschreitender Naturzerstörung vor allem in der Nacht gute Resultate – auch weil viele Falterarten nur nachts anzutreffen sind.

Nachtaktive Schmetterlinge zählen in Südtirol zu den artenreichsten Tiergruppen. Von den insgesamt mehr als 3.100 einheimischen Schmetterlingsarten gehören nur 185 zu den echten Tagfaltern. Nachtfalter sind aber sehr bedeutend für das ökologische Gleichgewicht als Blütenbestäuber, Pflanzenzersetzer oder Teil der Nahrungskette für Vögel und Fledermäuse. Viele Arten finden sich auf der Roten Liste und sind zunehmend durch übermäßige Beleuchtung auch abseits der Siedlungsgebiete, Lebensraumvernichtung, Umweltgifte und Intensivierung bedroht. Das Schlerngebiet dürfte noch eine gewisse Ausnahmestellung für manche Nachtfalter besitzen.

Träger des Projekts „Habitat Schlern“ sind das Naturmuseum Südtirol, die Landesabteilung für Forstwirtschaft und das Amt für Naturparke der Landesabteilung für Natur und Landschaft. Unterstützt wird „Habitat Schlern“ von der Hans- und Paula Steger Stiftung, den Gemeinden Kastelruth, Völs am Schlern und Tiers, den Südtiroler Raiffeisenkassen, insbesondere den Raiffeisenkassen Kastelruth, Völs am Schlern und Tiers, dem Tourismusverband Seiser Alm, dem Tourismusverein Tiers am Rosengarten und dem Kuratorium Schloss Prösels. Nähere Information über das Projekt gibt es auf der Homepage des Naturmuseums www.naturmuseum.it.

SAN