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Noten für Uraufführung von Mozarts „Spaur“-Messe in Brixen identifiziert

LPA - Ein musikhistorischer Fund von internationaler Bedeutung, der die Herzen aller Musikfreunde höher schlagen lässt, wurde kürzlich in Brixen gemacht. Die Musikwissenschaftlerin Hildegard Herrmann-Schneider entdeckte Notenmaterial zur Uraufführung der „Spaur-Messe“. Die „Brixner“ Handschrift mit „KV 257" gilt jetzt international als primäre Quelle für ein kirchenmusikalisches Hauptwerk Mozarts. Heute, 22. Juni, hat Herrmann-Schneider auf Einladung von Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur, über deren Ressort die Forschungsarbeit mitbezahlt wurde, die Brixner „Spaur-Messe“ in Bozen vorgestellt.

Notenblatt von Mozarts Spaur-Messe KV 257 im Diözesanarchiv Brixen (FOTO:LPA/HHS)

„Mit dem Fund in Brixnen konnte ein Rätsel der internationalen Mozart-Forschung gelöst werden“, freute sich Kulturlandesrätin Kasslatter Mur bei der Vorstellung des Notenmaterials, das zahlreiche eigenhändige Eintragungen von Wolfgang Amadé Mozart und seinem Vater Leopold enthält.

„Die Musikwissenschaftlerin Herrmann-Schneider arbeitete für die Brixner Initiative Musik und Kirche an der wissenschaftlichen Katalogisierung des  alten Notenbestandes der Brixner Dommusik, der im Diözesanarchiv in der Hofburg verwahrt wird und dem Brixner Domkapitel gehört“, erläuterte Konrad Eichbichler von der Brixner Initiative für Musik und Kirche. Über das Kulturressort des Landes waren die Forschungsarbeiten mit 10.000 Euro pro Jahr unterstützt worden. Im Diözesanarchiv konnte Herrmann-Schneider das Uraufführungsmaterial von Mozarts Messe "KV 257" aus dem Jahr 1776 identifizieren. Auch die Widmung dieser Messe an Graf Ignaz von Spaur konnte sie belegen. Der Beinamen „Spaur-Messe“ stammt von Mozarts Vater Leopold. Bisher konnte aber von den Musikhistorikern nicht eindeutig die Zuordnung zu dieser Messe nachgewiesen werden.

„Es ist mit höchster Wahrscheinlicheit anzunehmen, dass Graf Ignaz von Spaur selbst diese Messe nach Brixen mitgebracht hat, als er von Salzburg nach Brixen übersiedelte“, sagte Hermann-Schneider. Die Messe war zu seinem Amtsantritt als Koadjutor des Bistums Brixen und der damit verbundenen Bischofsweihe in Salzburg am 17. November 1776 zum ersten Mal aufgeführt und für diesen Anlass von Mozart komponiert worden.

„Die in Brixen gefundene Handschrift stellt nun die weltweit wichtigste Quelle zu dieser Komposition Mozarts dar, einem seiner kirchenmusikalischen Hauptwerke“, erklärte Hermann-Schneider. Der Stimmensatz wurde laut Hermann-Schneider in erster Linie vom Salzburger Hofkopisten Maximilian Raab geschrieben. Die außergewöhnlich zahlreichen eigenhändige Eintragungen von Wolfgang Amadeus Mozart und seinem Vater Leopold  beziehen sich vor allem auf aufführungspraktische Anweisungen wie Dynamik und Artikulation. Darauf legte Mozart selbst immer größten Wert - sie würden daher mehr Aufschluss über den Willen des Komponisten geben, als die autographe Partitur, die in Berlin verwahrt werde, sagte Hermann-Schneider.

Eine Edition der Brixner Quelle der „Spaur-Messe“ ist am Institut für Tiroler Musikforschung in Vorbereitung. Die Messe in der von Mozart für Brixen authentifizierten Version wird, wie Josef Lanz, künstlerischer Leiter der Brixner Initiative Musik, ankündigte, im Rahmen der „Brixner Initiative Musik und Kirche“ am 1. November beim Gottesdienst um 10 Uhr in Brixen zu hören sein.

Für die Stadt Brixen sei der Fund ein herausragendes Ereignis, betonte Bürgermeister Albert Pürgstaller. Erfreut zeigten sich auch Professor Josef Gelmi, Präsident der Hofburg Brixen, sowie Domdekan Joahnnes Messner und Ulrich von Spaur, ein Nachfahre von Graf Ignaz von Spaur, die bei der Vorstellung des Notenmaterials anwesend waren.

Downloads von kommentierten Fotos und weiteren Informationen zum Notenmaterial sind unter http://www.musikland-tirol.at/html/HHS/kv257/inhalt.html verfügbar.

SAN

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