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Ladinische Lyrik im Mittelpunkt des XIX. Tages der Dichtung

LPA - Auf den Wert der Dichtung und deren sprachliche, gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung mit besonderem Bezug auf Minderheitensprachen haben heute (2. Oktober) in Bozen die Teilnehmer am XIX. internationalen Tag der Dichtung hingewiesen. Die internationale Vereinigung der Dichtung "Poesia - 2 ottobre" widmete diesen Tag der ladinischen Dichtung und wählte Bozen zum Austragungsort. Landesrat Florian Mussner erklärte, dass die literarische Form des Gedichts beziehungsweise der Lyrik von ladinischen Autoren bewusst und gerne verwendet werde, wodurch diese ihrerseits zur Auseinandersetzung mit der Sprache und zur Stärkung des Sprachbewusstseins beitrügen.

LR Mussner bei der heutigen Veranstaltung zum Tag der Dichtung

Der Tag der Dichtung wird von der internationalen Vereinigung "Poesia - 2 ottobre" mit Sitz in Venedig und Paris jährlich am 2. Oktober begangen. Die Veranstaltung steht jeweils unter einem bestimmten Thema und findet an thematisch passenden Orten statt.

Die ladinische Dichtung stand heute im Mittelpunkt der 19. Auflage der Veranstaltung. Im Sitzungssaal des Ladinischen Schulamts trafen Mitglieder der italienischen Vereinigung der Dichtung "Poesia - 2 ottobre" mit an der Spitze dem Vorsitzenden Domenico Simi De Burgis aus Venedig mit Landesrat Florian Mussner, Schulamtsleiter Roland Verra und einer Reihe weiterer Vertreter der Südtiroler Kulturszene zusammen. "Wir haben uns dieses Jahr der ladinischen Dichtung zugewandt, weil sie von einer Volksgruppe kommt, die diese literarische Ausdrucksform liebt", begründete Domenico Simi De Burgis die Wahl, "die ladinische Dichtung hat zwar einfache, aber sehr tiefe Wurzeln, was einer Sprachminderheit das Überleben sichert." Der Poesia-Präsident betonte auch, dass es Ziel der Veranstaltung sei, einen Austausch zwischen den verschiedenen Kulturen einzuleiten, die sich in den meisten Bereichen voneinander unterschieden, die die Dichtung aber vereine.

Im Rahmen der Veranstaltung lasen ladinische Autoren - darunter Cristian Ferdigg, Ruth Bernardi und Marco Forni - aus ihren Werken, Schulamtsleiter Roland Verra sprach über die aktuelle Situation der ladinischen Literatur und deren geschichtliche Entwicklung. Dabei verwies der ladinische Schulamtsleiter auf die lange Tradition und Geschichte der ladinischen Literatur, bei der sich die Quantität in Grenzen halte, die aber durch Qualität besteche. Als herausragende Dichter mit großem Einfluss auf die ladinische Literatur nannte er Angelo Trebo (1862-1888). Ein Wiedererwachen der ladinischen Literatur gab es - so Verra - nach dem 2. Weltkrieg mit Franz Pizzinini, Lejio Baldissera, Frida Piazza, Iaco Ploner und vielen anderen.

Landesrat Florian Mussner bedankte sich dafür, dass der ladinischen Dichtung und damit der ladinischen Sprache und Kultur durch die Veranstaltung international Öffentlichkeit verschafft werde. Dies sei besonders für Minderheitensprachen und deren Überleben kostbar. Gleichzeitig sei es ein neuer Anstoß für junge Ladinerinnen und Ladiner zu einem literarischen Schaffen in ihrer Muttersprache. Mussner erinnerte in diesem Zusammenhang an das zunehmende Interesse jugendlicher Autoren am Ladinischen, wie der Autorenwettbewerb “auturs ladins scri” beweise. Gerade der Einsatz des Ladinischen in der Dichtung erhalte die Sprache jung und mache sie reich.

jw

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