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"Aus Wurzeln Flügel wachsen lassen" - Tag der ladinischen Kultur

LPA - "Nicht warten, dass andere über Minderheiten reden, sondern selbst aktiv sein." Landeshauptmann Luis Durnwalder rief die Ladiner anläßlich des Tags der ladinischen Kultur, heute, 12. Oktober, dazu auf, selbstbewußt und stolz zu ihrer Kultur zu stehen, gleichzeitig aber auch aufgeschlossene Europäer zu sein.

Großes Interesse auch von politischer Seite am Tag der ladinischen Kultur. (Foto LPA/ Pertl).

"Globalisierung und Identität: Eine Herausforderung für die Ladiner?" war das Thema einer vom Assessorat für ladinische Kultur anläßlich des Tags der ladinischen Kultur am Freitag, 12. Oktober organisierten Tagung. Die Globalisierung, ihre positiven und negativen Aspekte, stand im Mittelpunkt aller Beiträge.

Landeshauptmann Durnwalder bezeichnete den Tag der ladinischen Kultur als Möglichkeit der Standortbestimmung und rief die Ladiner dazu auf, nicht in einen Minderheitenkomplex zu verfallen. "Die Globalisierung birgt Vorteile, aber sie darf nicht zu Gleichmacherei führen; der Beitrag jeder Volks- und Sprachgruppe, jeder noch so kleinen Minderheit ist wichtig, ist eine Bereicherung für Europa." Von großer Bedeutung für die ladinische Volksgruppe Südtirols sei die Zusammenarbeit und der Austausch mit den ladinischen Gebieten im Trentino und in Belluno.

Die Ladiner, so der Landeshauptmann, müßten kompakt in ihren Tälern bleiben und ihre Kultur und Sprache pflegen, ohne sich deswegen einzuigeln. Dieser kleinsten Volksgruppe müsse Gelegenheit gegeben werden, in allen Gremien vertreten zu sein und überall mitreden zu können. "Nicht von ungefähr haben wir ein so wichtiges Assessorat wie die öffentlichen Bauten einem Ladiner anvertraut." Für die ladinischen Ortsnamen sollten die gleichen Regeln gelten wie für die deutschen: "Die Ortsnamen scheinen dreisprachig auf, die gebräuchlichen örtlichen Flurnamen ladinisch."

Der Landesrat für öffentliche Bauten und die ladinische Kultur, Florian Mussner, rief dazu auf, die ladinische Sprache und Kultur bewußt zu leben. "Jede Sprache ist gleich und hat den gleichen Wert, egal, ob sie klein ist oder groß." Mit einer kleinen Sprache aufgewachsen zu sein, präge und verleihe Identität. "Wir müssen dazu stehen, auch zu unserem Akzent. Zukunft - unsere Zukunft - braucht Herkunft und Tradition."

Die Globalisierung, SMS, E-Mails, der Vormarsch der englischen Sprache stellten eine Gefahr dar für Sprachen, besonders auch für Minderheiten. "Sprachen erhalten ihren Wert durch das Prestige, das sie nach außen haben." Um einer Sprache mehr Prestige zu verleihen, müsse sie potenziert werden. "Unsere Sprache muss daher auch in den Medien präsent sein, eine eigene autonome ladinische Redaktion ist unabdinglich."  In diesem Zusammenhang sprach Mussner dem Landeshauptmann und der Landesregierung seinen Dank für die in dieser Richtung unternommenen Bemühungen aus. 

Zum Abschluss appellierte Mussner an den Stolz der Ladiner. "Unsere ladinische Kultur und Tradition ist lebenswert und verbunden mit entsprechenden Qualitätsanforderungen ein unersetzliches Markenzeichen." Investitionen in Kultur lohnten sich. "Kultur ist immer mit Emotionen verbunden, wir müssen aus unseren Wurzeln Flügel wachsen lassen."

Den Statements von Durnwalder und Mussner folgten zwei Referate von Frank - Thorsten Moll und Ulrich Runggaldier, die sich mit dem Thema Globalisierung und Kunst bzw. Identität auseinandersetzten. Den Abschluss der Tagung bildete ein runder Tisch mit Landesrat Mussner, Andrea Rassel (FUEV - Vizepräsident - Non-Kinstate Minderheiten) sowie dem Journalisten Lucio Giudiceandrea. Es moderierte Diego Clara.  

 

nd

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