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Denkmalpflege legt Jahresbericht 2005/06 vor

LPA - Die Landesabteilung Denkmalpflege hat die Dokumentationsarbeit für das Arbeitsjahr 2005/06 abgeschlossen. Der 446 Seiten starke Denkmalpflegebericht wurde heute (Freitag, 21. Dezember) im Beisein von Landesrätin Sabina Kasslatter Mur durch Landeskonservator Helmuth Stampfer, die Amtsdirektoren für Baudenkmäler, Waltraud Kofler Engl, für Bodendenkmäler, Lorenzo Dal Ri, sowie Christine Roilo vom Landesarchiv vorgestellt.

Das restaurierte und baugeschichtlich erforschte Kirchlein St. Florian in Laag

Der jüngste Jahresbericht der Landesabteilung Denkmalpflege liegt druckfrisch vor. Er dokumentiert auf 446 Seiten die Tätigkeit der Abteilung im Arbeitsjahr 2005/06. Dass der neue Bericht dazu beitrage, die fundamentale Bedeutung der Denkmalpflege zu vergegenwärtigen, wünscht sich Denkmalpflege-Landesrätin Sabina Kasslatter, die bedauerte, dass Denkmalpflege in der Öffentlichkeit oft nur mit den vergleichsweise wenigen Problemfällen in Verbindung gebracht werde, und nicht mit den schönen Erfolgen, von denen sie sehr viele zeitige.

Ein Bild der Erfolge, aber auch einiger Misserfolge liefert der Denkmalpflege-Bericht 2005/06. Als denkmalpflegerischen Höhepunkt der Bezugszeit bezeichnete Konservator Helmut Stampfer die Entdeckung einer spätrömischen Villa bei St. Pauls mit mehreren Mosaikböden. Ein Mosaik-Detail wurde daher auch als Titelbild für den Denkmalpflegebericht ausgewählt.

Der Fund und die Restaurierungsarbeiten werden im jüngsten Denkmalpflegebericht ausführlich geschildert. Der dem Bereich Bodendenkmäler gewidmete Teil dokumentiert außerdem Funde, Sicherungs-, Freilegungs- und Restaurierungsarbeiten in 40 Südtiroler Gemeinden. Als Beispiel unter Schutz gestellten Kulturguts zeigte Amtsdirektor Lorenzo Dal Ri die 2005 im Unterinner Kirchlein zur Hl. Luzia durchgeführten Grabungsarbeiten auf.

"Im Bereich der Baudenkmäler hat sich der Arbeitsschwerpunkt in Bezugsjahren 2005 und 2006 weiter in Richtung profane Baudenkmalpflege verschoben", berichtete die zuständige Amtsdirektorin Waltraud Kofler Engl. Von 426 Maßnahmen entfallen 246 auf profane und 180 auf sakrale Objekte. In den vergangenen 20 Jahren seien besonders viele sakrale Kunstdenkmäler restauriert worden, während an öffentlichen Bauten, Wohngebäuden und technischen Denkmälern noch ein Nachholbedarf bestehe, so Kofler Engl.

Als besondere Beispiele für den sakralen Bereich hob sie die Restaurierung des Kirchleins St. Florian an der Etsch in Laag hervor, das auch archäologisch und bauhistorisch erforscht wurde, ebenso die Gesamtrestaurierung der Pfarrkirche von Unterinn und jene der Pfarrkirche von St. Sigmund, der gotischen Glockentürme der Pfarrkirchen von Kaltern und von Brixen.

In die Jahre 2005/06 fällt auch der Beginn der Gesamtrestaurierung der über Jahre vernachlässigten Dominikanerkreuzganges in Bozen. In der profanen Denkmalpflege bezeichnete die Amtsdirektorin die "qualitätvolle Sanierung des ehemaligen Stadthauses der Vintler in Bozen und des Hauses in der Stadtgasse 43 in Bruneck" als beispielhaft. 

Im Bereich der Schlösser und Ansitze wurden die Gesamtsanierungen am Ansitz Thalegg in Eppan, der Sichelburg in Pfalzen oder dem Ansitz Platsch in Brixen erwähnt sowie die Neueindeckungen von Schloss Karneid, die Fassadenrestaurierungen der Fischburg in Gröden, die Restaurierungen einzelner Gebäude der Churburg, von Schloss Bruneck sowie der Kapelle von Schloss Welsperg. An der Ruine Lichtenberg wurden die Sicherungsarbeiten fortgesetzt, am Römerturm bei der Trostburg und auf Greifenstein abgeschlossen.

Auch Verkehrs- und Industriebauten sind immer stärker im Blick der Denkmalpflege: So stellten im Bezugszeitraum die Sanierungen eines Teilbereiches der Alumix in der Industriezone von Bozen und der Hochbauten der Vinschger Bahn die Fachleute vor neue Anforderungen.

Der Erinnerungskultur und Öffentlichkeitsarbeit galt das besondere Augenmerk des Landesarchiv in den Jahren 2005 und 2006, berichtete Christine Roilo, die die Archivleitung vor kurzem aus den Händen von Josef Nössing übernommen hat. Sie erinnerte an das Projekt „Hinter den Fronten“ 2005 anlässlich der 90 Jahre der Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn, an die Fotoausstellung im Südtiroler Landtag anlässlich der 60 Jahre seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, eine Wanderausstellung zum 60. Jahrestag des Pariser Abkommens im September 2006 mit einer Sondernummer der Zeitschrift „Das Land Südtirol“, die Ausstellung zu frühneuzeitlichen Hausinventaren und Alltagsgegenständen im Oktober 2006 in Eppan und Jenesien.

Im Berichtzeitraum wurden außerdem in der Reihe „Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs sechs Bände herausgebracht, mehrere wissenschaftliche Tagungen organisiert, weiteres Schriftgut und Archivmaterial übernommen und bearbeitet.

Am Rande der heutigen Vorstellung des Denkmalpflegeberichts verabschiedete sich Landesrätin Sabina Kasslatter Mur auch bei Landeskonservator Helmut Stampfer, der zu Jahresende in den Ruhestand tritt und an der Spitze der Abteilung Denkmalpflege von Leo Andergassen abgelöst wird. Stampfer war nach seinem Studium der Kunstgeschichte in Mailand seit 1974 im Landesdenkmalamt tätig, das er ab 1983 leitete. "In seiner humanistischen Grundbildung war er an vielerlei Themen interessiert, so dass Kulturarbeit für ihn nicht im Engagement beamtlicher Tätigkeit erstickte", so die Landesrätin, die im für seinen Einsatz dankte.

jw

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