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LH Durnwalder und LRin Kasslatter Mur zum 50. Todestag von Reut-Nicolussi

LPA – Am kommenden Freitag, 18. Juli, jährt sich der Todestag des Politikers und späteren Rektors der Universität Innsbruck, Eduard Reut-Nicolussi, zum 50sten Mal. Landeshauptmann Luis Durnwalder und Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur wollen zu diesem Anlass das Gedenken an „einen der größten Anwälte Südtirols auf regionaler und besonders auf internationaler Bühne“ wach halten.

Eduard Reut-Nicolussi wurde 1888 als Sohn eines Volksschullehrers in der deutschen Sprachinsel Lusern im Trentino geboren. Als junger Rechtsanwalt kämpfte er im Ersten Weltkrieg ab 1915 als Kaiserjäger an der Dolomitenfront. Nach der deutsch-österreichischen Niederlage und dem Ende des Habsburgerreichs entsandte Tirol ihn in die Nationalversammlung der jungen österreichischen Republik, wo er 1919 die Abschiedsrede auf Südtirol hielt.

Zu diesem Zeitpunkt begann sein diplomatischer Kampf für die Rechte seiner Landsleute. Er konnte damals allerdings nur aus der Ferne zuschauen, wie mit dem Friedensvertrag von St. Germain die Brennergrenze festgelegt wurde. Nach der offiziellen Annexion Südtirols im Oktober 1920 verteidigte er die Rechte der Südtiroler Minderheit im römischen Parlament und sorgte durch Fachwissen, Sprachenkenntnis und weltweite Kontakt für eine Internationalisierung der Südtirolfrage. So avancierte Reut-Nicolussi zum wichtigsten Gegner der Südtirolpolitik des von Mussolini regierten Italien.

1927 musste er bei Nacht und Nebel nach Nordtirol fliehen. Auf diese Weise entzog er sich der italienischen Verfolgung. Sein Einsatz für die Südtiroler Minderheit blieb aber ungebrochen. So nahm er an allen Völkerbundkongressen teil, wo er für die Südtiroler Anliegen kämpfte. Mit dem 1928 erschienenen Buch „Tirol unterm Beil“, in dem er die faschistische Gewaltherrschaft und Italianisierungspolitik anprangert, stieß er nicht zuletzt auch in Großbritannien und den USA auf Aufmerksamkeit und konnte viele Freunde für Südtirol gewinnen.

In Innsbruck wurde er Obmann des „Andreas-Hofer-Bundes“, der die politische Arbeit für Südtirol zum Hauptziel hatte. 1931 habilitierte er sich an der Universität Innsbruck, 1934 wurde er ordentlicher Professor für Völkerrecht. Der Einsatz für Südtirol wurde allerdings immer gefährlicher. Die Südtirolpolitik der Nationalsozialisten samt „Umsiedelung“ verurteilte er zutiefst.

1945 stand Reut-Nicolussi an der Spitze der Selbstbestimmungsbewegung für Südtirol. Die Tiroler Landesregierung verpflichtete ihn als Referent für Südtiroler Angelegenheiten. An den Friedensverhandlungen nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Pariser Vertrag war er nicht direkt beteiligt. Die Südtirol-Entscheidung der Großmächte von 1946 zugunsten Italiens ließ ihn verbittern, so dass er sich langsam aus der politischen Arena zurückzog und sich verstärkt seiner akademischen Laufbahn zuwandte. Dreimal war er Dekan der Juridischen Fakultät und 1951/52 Rektor der Universität Innsbruck. Seine Hoffnungen galten nun einem zukünftigen Europa, einem „Tirol im europäischen Vaterland“.

„Reut-Nicolussi hat sich nach dem Ersten Weltkrieg im österreichischen Nationalrat ebenso wie im italienischen Parlament für ein geeintes Tirol eingesetzt, dabei stellte er sich gegen die Diktaturen“, so Landeshauptmann Luis Durnwalder. Das größte Verdienst Reut-Nicolussis sei es, der Südtirolfrage in den 20er und 30er Jahren unermüdlich eine Stimme verliehen zu haben und durch Fachwissen und geistiges Niveau zu deren Internationalisierung beigetragen zu haben. „Auf ihn geht auch das Südtirol-Referat der Tiroler Landesregierung zurück“, so Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, „über das unser Land in der schweren Nachkriegszeit nicht nur im Bereich der Kultur nachhaltige Unterstützung erfahren hat.“

jw