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Südtirol und Thüringen wollen gemeinsam ihre Bildungssysteme weiterentwickeln

LPA – In der Weiterentwicklung des Bildungssystems setzt Südtirol auf einen neuen Partner: den Freistaat Thüringen. An der Hotelfachschule Kaiserhof in Meran unterzeichneten heute (Donnerstag, 16. Oktober) Südtirols Bildungslandesrat und Thüringens Kultusminister Bernward Müller im Beisein des Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland, Axel Hartmann, einen europäischen Kooperationsvertrag.

„Sowohl in der Berufsbildung und im Fachhochschulwesen, als auch in der in der Qualitätsentwicklung und Evaluation verfügt Thüringen über lange Erfahrung und aktuelles Wissen, von dem unser Bildungssystem auf der Grundlage der heutigen Vereinbarung Nutzen ziehen wird“, so Südtirols Bildungslandesrat heute in Meran. „Wir unsererseits wollen von Südtirols  Erfahrungen im Bereich der Schulautonomie und der Integration von Schülern mit Behinderung lernen“, erklärte Thüringens Kultusminister Müller.

Wie heute in Meran vereinbart, wird die Zusammenarbeit zwischen Südtiroler Landesregierung (Deutsches Schulamt und Ressort für deutsche und ladinische Berufsbildung, Bildungsförderung und Universität) und dem Kultusministerium des Freistaat Thüringen sechs Schwerpunktbereiche betreffen: die Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung, auch im Vergleich der Bildungssysteme, die Lernstandserhebungen in den Unterrichtsfächern und die Weiterentwicklung des Unterrichts, die Integration von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf und besonderen Begabungen in Kindertageseinrichtungen und Schulen, das Südtiroler Konzept der Schulsprengel und Thüringens Entwicklungsvorhaben einer „Eigenverantwortliche Schule“, die Lernfeldkonzepte an Berufsschulen sowie den „Mehr-Generationen-Ansatz“ in Südtirol und Thüringens Bildungsmodell „Neue Lernkultur in Kommunen“.

„Wir werden dabei vor allem auf Schulpartnerschaften, Austausch- und Hospitationsaufenthalte, gemeinsame und wechselseitige Aus- und Fortbildungsveranstaltungen sowie Kooperationsvereinbarung beim Entwickeln von Entwicklungskonzepten setzen“, erklären Ressortdirektor Günther Andergassen und Schulamtsleiter Peter Höllrigl. Die Zusammenarbeit erstreckt sich über fünf Jahre. In einem Maßnahmenkatalog werden die Arbeitsschwerpunke und deren Umsetzung Jahr für Jahr festgehalten. Als konkreten Schritt möchte Südtirol beispielsweise die Schulklassen-Kompetenztests Thüringens übernehmen, deren hoher Qualitätsstandard unbestritten ist. 

Der entscheidende Grundstein für die Kooperation zwischen dem Südtiroler Bildungsbereich und dem Thüringer Bildungswesen wurde im Sommer vergangenen Jahres gelegt, als Südtirols Bildungslandesrat in Erfurt an der Informationsveranstaltung „Thüringer Bildungsmodell – Neue Lernkultur in Kommunen“ teilnahm. In der Folge knüpften die verschiedene Bildungs- und Schuleinrichtungen Südtirols und Thüringens Kontakte. So sind beispielsweise die Universität Jena und das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien in das Projekt eingebunden. Auf Südtiroler Seite ist neben dem Bildungsressort und dem Deutschen Schulamt auch das Pädagogische Institut Kooperationspartner. Bei der heutigen Unterzeichnung waren sie durch die jeweiligen Führungskräfte Günther Andergassen, Peter Höllrigl und Rudolf Meraner vertreten. Außerdem nahmen der Abteilungsdirektor der deutschen und ladinischen Berufsbildung, Peter Duregger, und Kindergarteninspektorin Christa Messner an der Feier teil.

Im Zusammenhang mit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung unternahm die Delegation aus Thüringen um Kultusminister Müller auch einen Ausflug in Südtirols Schulalltag: sie besuchte einen Kindergarten sowie eine Mittel- und Oberschule in Meran.

jw