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Römerzeitliche Villa in St. Pauls wird zum Museum
LPA - Die römerzeitliche Villa im Aichweg in St. Pauls wird musealisiert. "Es ist uns ein großes Anliegen, dieses besonders wertvolle Geschichtszeugnis zu erhalten und für seine Sichtbarkeit zu sorgen", so Denkmalpflege-Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, auf deren Vorschlag hin die Landesregierung am Montag (20. Dezember) das entsprechende Raumprogramm genehmigt hat.
"Die römerzeitliche Villa von St. Pauls in der Gemeinde Eppan ist für Südtirol aus archäologischer Sicht einzigartig", betont Catrin Marzoli, Direktorin im Landesamt für Bodendenkmäler, das die Ausgrabungen in St. Pauls geleitet hat. Sie verweist auf den außergewöhnlichen Reichtum an Mosaiken und Fresken. "Zahlreiche Räume waren mit Fußbodenheizung ausgestattet, die Wannen der Bäder mit Marmorplatten verkleidet", so Marzoli."
Bisher wurden der Repräsentationstrakt und das Balneum, die Badeanlage, freigelegt. Unter den zahlreichen freigelegten Räumen sticht einer ganz besonders hervor: Dieser ist mit einem heute noch nahezu vollständig erhaltenen, bunten Fußbodenmosaik geschmückt. Im daneben gelegenen Raum wurden ein schwarz-weißes und in einer Nische ein buntes Mosaik freigelegt. In den Freskofragmenten sind floreale Muster vorrangig.
"Die Villa wurde im 4. Jahrhundert nach Christi erbaut, in einer Zeit, in der die schwierige Lage des römischen Imperiums einen allgemeinen Verfall der Hausbauweise bedingte", erklärt Marzoli. Sie verweist darauf, dass zur gleichen Zeit im gesamten römischen Imperium aber auch einzelne architektonisch anspruchsvolle Villen errichtet wurden. Der halbrunde Raumabschluss (so genannten Apsiden) ist kennzeichnend für diese Bauten, die mit Thermenanlagen und zahlreichen Mosaiken und Fresken ausgestattet waren.
"Man kann von einer Monumentalisierung der Villen sprechen", so Marzoli, "vor einem besonderen historischen Kontext mit großen politischen und wirtschaftlichen Veränderungen." So konzentrierte sich der Landbesitz in Händen weniger, der steigende steuerlich-wirtschaftliche Druck zwang weite Teile der Bevölkerung, sich unter den Schutz eines örtlichen Herrn zu stellen, was in der Architektur Ausdruck fand. "Die gesteigerte Macht der 'possessores', der Grundeigentümer bringt auf baulicher Ebene das Bedürfnis nach besonders qualitätvollen Empfangs- und Repräsentationsräumen mit sich, wie sie eben in St. Pauls freigelegt werden konnten", sagt die Chefarchäologin Marzoli.
Angesichts der außergewöhnlichen Bedeutung der Fundstelle hat die Landesregierung das Grundstück erworben, um nun die Villa zu musealisieren. Die Entscheidungen wurden in Absprache mit der Gemeinde Eppan getroffen, die in Zukunft einen öffentlichen Zugang zur Fundstelle erlauben wird. Für das Musealisierungs-Projekt zeichnet der Direktor im Ressort für Bauten, Josef March, verantwortlich. Das Bautenressort wird zudem die geplanten Baumaßnahmen umsetzen.
jw