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LRin Kasslatter Mur bei Minister Profumo: Maturajahr für Berufsschüler, Mittel- und Oberschulprüfungen

Vom Kindergarten bis zur Universität reichte die Themenpalette, die Landesrätin Sabina Kasslatter Mur gestern und heute (20. Jänner) in Rom mit Bildungsminister Francesco Profumo und dessen Spitzenfunktionären erörtert hat. Wichtigstes Ergebnis der Gespräche: Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Schulamts- und Ministeriumsmitarbeitern wird ein Vereinbarungsprotokoll für das maturaführende Jahr an den Berufsschulen ausarbeiten.

LRin Kasslatter Mur mit Minister Francesco Profumo.

Das Südtiroler Berufsbildungssystem hat Minister Profumo bei der Aussprache mit Landesrätin Kasslatter Mur besonders interessiert. Der Bildungsminister möchte das Prekariat des Lehrpersonals sowie die Jugendarbeitslosigkeit nachhaltig abbauen und ließ sich deshalb von Kasslatter Mur und deren Trentiner Amtskollegin Marta Dalmaso das Berufsschulsystem und die Ausbildung des Lehrpersonal erläutern, das es in dieser Form nur in den beiden autonomen Ländern gibt. „Das italienische Bildungssystem hat die Berufsbildung mit den Berufsschulen und dem dualen Ausbildungssystem wie wir es praktizieren, lange ignoriert und ist jetzt dabei ein ähnliches System aufzubauen. Minister Profumo war deshalb sehr interessiert an den Ausbildungsformen und -mechanismen, die wir erfolgreich anwenden.“

Die Berufsbildung in Südtirol ist aber keineswegs ein Modell, dessen Entwicklung abgeschlossen ist. Im Gegenteil: Kasslatter Mur und Dalmaso haben mit den Generaldirektoren des Bildungsministeriums den nächsten Schritt auf dem Weg zur Matura für Berufsschüler gesetzt. „Wir möchten, dass im Sommer 2015 die ersten Berufsschüler die Matura in der Tasche haben. Damit es soweit kommen kann, müssen wir mit dem Bildungsminister eine Vereinbarung treffen, in der definiert ist, wie das fünfte, das maturaführende Jahr an den Berufsschulen gestaltet wird“, erklärt Kasslatter Mur. Dieses Vereinbarungsprotokoll wird von einer Arbeitsgruppe ausgearbeitet, die aus Mitarbeitern der Schulämter und des Ministeriums besteht. „Es geht uns nicht darum, die Berufsschüler an irgendeine Oberschule zu schicken, an der sie die staatliche Abschlussprüfung machen können, sondern dass ein eigenständiges Angebot entsteht, das der Berufsbildung Rechnung trägt und den Kompetenzen entspricht, die die Schüler erworben haben“, so Kasslatter Mur.

Gemeinsam mit dem Trentino hat Landesrätin Kasslatter Mur ein weiteres Anliegen vorgebracht: Die Reduzierung der Abschlussprüfungen an den Mittelschulen. „Derzeit ist es so, dass die Mittelschüler bei ihrer Abschlussprüfung an fünf Tagen schriftlich geprüft werden, das sind zwei schriftliche Prüfungstage mehr als an den Oberschulen. Das kann es nicht sein“, ist Kasslatter Mur überzeugt. Geht es nach Kasslatter Mur und der Landesregierung, so sollten in Zukunft die schriftlichen Prüfungen an der Mittelschule zusammengefasst und auf drei Tage „eingedampft“ werden, außerdem soll ein Gleichgewicht zwischen den Sprachen und den naturwissenschaftlichen Fächern hergestellt werden. Derzeit liege der Schwerpunkt zu sehr auf den Sprachen. Das Ministerium habe Verständnis für ihr Anliegen gezeigt, so Kasslatter Mur, und denke bereits über eine Anpassung auf dem gesamten Staatsgebiet nach. Auch die staatliche Abschlussprüfung, also die Maturaprüfung, will die Landesrätin in Absprache mit den Ministerien anpassen: „Die dritte schriftliche Arbeit ist derzeit zweigeteilt und besteht aus einem fächerübergreifenden Teil und einem Teil in der zweiten Sprache. Dieser Teil ist bisher von den Prüfungskommissionen an jeder Schule selbst festgelegt worden. Das hat zu großen Unterschieden selbst an Schulen des gleichen Typs geführt und diese Ungleichbehandlung der Studentinnen und Studenten wollen wir abschaffen“, umreißt Kasslatter Mur ihr Vorhaben, das bereits von den Südtirolern Parlamentariern in Rom deponiert worden ist. Der Landesrätin schwebt vor, dass künftig die Schulämter für jeden Schultyp die Prüfung festlegen. Auf diese Weise wäre nicht nur eine Gleichbehandlung gewährleistet, sondern könnten auch ohne Mehraufwand vergleichbare Zahlen und Fakten zur Kenntnis der zweiten Sprache erhoben werden, so Kasslatter Mur.

Die Ausbildung des Lehrpersonals für Kindergärten und Grundschulen an der bildungswissenschaftlichen Fakultät der Uni Bozen stand ebenfalls auf der Tagesordnung der römischen Arbeitsreise von Kasslatter Mur. Die Landesrätin erwartet sich zum einen, dass ein Südtirol-Dekret erlassen wird, das die Berufung von Experten aus dem deutschsprachigen Ausland erleichtere und das die immer wiederkehrenden technischen Probleme bei der Erstellung der Studienordnung beiseitige. Außerdem hat die Landesrätin mit dem Ministerialbeamten über die Einführung eines Berufseignungstests bei der Aufnahmeprüfung zum Studium an der erziehungswissenschaftlichen Fakultät diskutiert.

Schließlich hat Kasslatter Mur auch die Abschaffung der Steuern auf die Stipendien für Pflicht-, Berufs- und Oberschüler eingefordert. Im Gegensatz zu den Stipendien bei Master- und Bachelorstudiengängen versteuere das Finanzministerium Stipendien in den genannten Schulstufen, wenn sie 2840 Euro überschreiten. Diese Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung müsse abgeschafft werden, ist Kasslatter Mur überzeugt.

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