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Alfons-Benedikter-Nachlass nun im Südtiroler Landesarchiv

Über 500 Ordner umfasst der schriftliche Nachlass von Alfons Benedikter, einem der Väter der Südtirol-Autonomie. Er ist nun im Südtiroler Landesarchiv für die zeitgeschichtliche Forschung zugänglich. Der Sohn des Politikers, Rudi Benedikter, übergab heute (5. Oktober) symbolisch den Nachlass seines Vaters an Landeshauptmann Luis Durnwalder und Landesrätin Sabina Kasslatter Mur.

Der Nachlass Alfons Benedikter wurde heute symbolisch dem Landesarchiv übergeben, im Bild v.l. LRin Kasslatter Mur, Rudi Benedikter, LH Durnwalder, Christine Roilo

"Wir sind heute stolz auf unsere Autonomie", so Landeshauptmann Durnwalder bei der Nachlass-Übergabe in seinen Amtsräumen im Bozner Palais Widmann, "dabei sind wir uns vielfach nicht mehr bewusst, dass diese Autonomie ein Ergebnis vieler einzelner Schritte ist. In unserer schnelllebigen Zeit verblasst die Erinnerung an das, was vor  30, 40, 50 Jahren geschehen ist, nur allzu rasch. Es ist daher notwendig, das Geschehene zu dokumentieren, Recherchen zu ermöglichen, auch um Hintergründe verstehen zu können."

"Der Bestand von Alfons Benedikter ergänzt die in den beiden letzten Jahren vom Südtiroler Landesarchiv übernommenen Nachlässe von Silvius Magnago und Alcide Berloffa ", erklärte Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur, "hinzu kommen die Archive der SVP, der SFP, der UfS und der Grünen sowie den Unterlagen aus den Ämtern und Abteilungen der Südtiroler Landesverwaltung. Damit bietet das Landesarchiv nunmehr eine breite Quellengrundlage für eine künftig zu schreibende Geschichte der Südtiroler Autonomie."

"Vor über 20 Jahren sind die hunderte Ordner im Lastwagen vom Standa-Gebäude in Bozen (Sitz des ehemaligen Ressorts Benedikter) Richtung Frangart (Wohnsitz Benedikters) transportiert worden, nun sind sie dahin zurückgekehrt, wohin sie gehören", betonte bei der heutigen Übergabe Rudi Benedikter. Er verwies auch darauf, dass die Familie den Bestand erschlossen und geordnet habe.

"Das inhaltliche Spektrum des mehr als fünfhundert Ordner umfassenden Nachlasses ist breit gefächert", so Chefarchivarin Christine Roilo, "es umfasst praktisch das gesamte ABC der Autonomie, es reicht von A wie Fragen der Abfallwirtschaft bis Z wie Unterlagen zur Zwölferkommission." Raumordnung und Volkswohnbau, Umweltschutz und Transportwesen, Paket und Proporz, Energiewirtschaft, Städtebau, Zwölfer- und Neunzehnerkommission sind nur einige der Schwerpunkte des Bestandes, der nun als Dauerleihgabe im Südtiroler Landesarchiv aufbewahrt wird und für zeitgeschichtliche Forschung zur Verfügung steht.

Alfons Benedikter (1918-2010) gehört zusammen mit Silvius Magnago (1914-2010) zur Gründergeneration der Südtiroler Volkspartei, er nahm in den sechziger Jahren zusammen mit Friedl Volgger (1914-1997) an den Debatten zur Südtirol-Frage vor der UNO teil und war ab 1972 maßgebend an der Umsetzung der Südtiroler Autonomieregelung beteiligt.

Von 1948 bis 1998 war er Mitglied des Südtiroler Landtags; von 1960 bis 1988 war er als Landesrat für die wichtigen Bereiche des geförderten Wohnbaus, die Raumordnung, die Wirtschaftsprogrammierung und zeitweise auch den Landschaftsschutz zuständig. Dem sich Ende der achtziger Jahre abzeichnenden Abschluss der Autonomieverhandlungen stand Benedikter kritisch gegenüber. Dies führte letztlich zum Bruch mit der Volkspartei und zur Gründung der oppositionellen "Union für Südtirol", die Benedikter in seinem letzten aktiven Jahrzehnt als Politiker 1988 bis 1998 im Landtag vertrat.

jw

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