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Panorama 4: Happy End mit Wiesenfest und tausend Besuchenden
LPA - Die Kunstausstellung Panorama 4 in der Festung Franzensfeste ist am Sonntag, 30. September, mit einem Wiesenfest abgeschlossen worden. Zu den bis dato gut 8000 Besuchenden kamen am letzten Besucher-Sonntag, der auch der letzte Ausstellungstag war, noch einmal knapp 1000 Personen hinzu.
Die von Lisa Trockner, Denis Isaia, Tobia Moroder und Christina Nägele kuratierte Ausstellung Panorama 4 zeigte 33 Positionen Neuer Kunst aus Südtirol. "Die rund 9000 Besuchenden belegen, dass junge Kunst in und aus Südtirol spannend ist und dass sich das Publikum dafür interessiert", so Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur.
Die Abschlussveranstaltung am letzten September-Sonntag verstand sich als eine Mischung aus traditionellem Wiesenfest und anspruchvollen künstlerischen Interventionen. Dabei bot die Franzensfeste eine besondere Kulisse. Das Wiesenfest mit den Tracht tragenden Sarntaler Bäuerinnen, der Gerstensuppe, den frisch gebackenen Bauernkrapfen, dem Andreas-Hofer-Bier und der Arge Volkstanz wurde auf einigen wenigen Quadratmeter Wiesenfläche am Hauptplatz der Festung ausgerichtet, dem einzigen Flecken Wiese im Granitbau aus dem 19. Jahrhundert.
Die Arge Volkstanz trat in Tracht auf und betanzte nicht nur das Fest, sondern auch die Ausstellung - zumal der Tanzboden selbst Teil der Ausstellung war: Die vom Künstler Hannes Egger gestaltete Bühne mit dem Titel "Perform yourself" lud während der drei Monate Ausstellungszeit das Publikum zum Sich-Selbst-Darstellen ein, beziehungsweise dazu, die Arbeit des Künstlers zu übernehmen.
Jacopo Candotti beteiligte sich am Public Sunday mit dem Projekt "Un caffé in cerca d'autore". Der Künstler inszenierte dabei einen informalen Kommunikationsraum, in dem er Kaffee kochte und mit dem Publikum Meinungen und Visionen über das Gegenwärtige austauschte, den Ausgangspunkt bildete seine Skulptur "Cambio d'umore". Er setzte damit am Ende von Panorama 4 bewusst die Diskussion und die theoretische Reflexion in den Mittelpunkt.
Einen performativen Ansatz wählte die Künstlerin Agata Erlacher. Sie führte zum Abschluss der Ausstellung das Gespräch mit ihrer Nase fort, das sie bei Ausstellungseröffnung aufgenommen hatte. Ihre Nase war das Kunstwerk, das am 15. Juni von ihr eröffnet wurde. Zur Finissage holte sie das Kunstwerk wieder ab und beendete damit ihr Projekt. Ihr Werk "Invited by the Quality of Light" war auch als Ausdruck einer ironischen Haltung zu den Rahmenbedingungen von Kunst, wie etwa Bilderrahmen, Sockel, Eröffnung, Eröffnungsrede, Sekt und anderem mehr zu lesen. Das in den aktuellen Kunstdiskurs eingebettete Werk warf die Frage auf: "Was macht Kunst zu Kunst?" "Ist die Nase das Kunstwerk der Künstlerin?"
Das albanische Künstlerduo Scaf.Scaf (Arta Ngucaj und Arben Beqiraj) war auf der Ausstellung mit dem Werk "Trafic cartolina" vertreten. Zum Abschlussfest riefen sie unter dem Titel "Il Forte in me/Io nel Forte" die Besuchenden auf, sich am Projekt zu beteiligen und Fotos von sich mitzubringen, die in ein eigens erstelltes Archiv in die Festung integriert wurden. Die Menschen sollten damit Teil der Festung werden, ähnlich den Soldaten, die bis vor nicht allzu langer Zeit dort stationiert waren.
"Panorama 4 hat Einblick gegeben, in ein künstlerisch spannendes Land mit sehr unterschiedlichen Positionen", so Projektkoordinatorin Alexandra Pan, "die Zukunft wird zeigen, ob es einigen dieser Positionen auch gelingen wird, aus dem Panorama zwischen Dolomiten und Ortlergruppe hinaus zu treten und außerhalb Fuß zu fassen, mit oder ohne Verneinung der Herkunft, oder gar Besinnung darauf."
jw