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Weg frei für Berufsmatura

LPA - Nach jahrelangem Bemühen ist es so weit: Der Weg für die Matura an den Berufsschulen ist nach der Unterzeichnung des Einvernehmensprotokolls im Bildungsministerium in Rom Ende vergangener Woche geebnet. Nun können Südtirol und das Trentino die staatliche Abschlussprüfung (Matura) innerhalb der Berufsbildung einführen.

LPA.

Die Ermächtigung zur Einführung der Matura an den Berufsschulen durch das Bildungsministerium wertet Bildungslandesrätin Sabina Kasslatter Mur als wichtigen Schritt zu mehr Eigenständigkeit im Bildungswesen: "Immerhin ist es absolutes Novum, dass ein staatlicher Abschluss wie jener der Matura über die Berufsschulen erreicht werden kann, zumal diese Schulen bekanntlich autonom geregelt werden können."

Die Vereinbarung baut auf die Neuregelung der staatlichen  Lehranstalten auf, die vorsieht, dass in Südtirol und dem Trentino einjährige Lehrgänge für Schüler und Schülerinnen organisiert werden können, die im Besitze des Berufsbildungsdiploms (Abschluss einer vierjährigen Ausbildung) sind, um sie auf die Abschlussprüfung vorzubereiten.

Fachleute aus Südtirol, dem Trentino und dem Bildungsministerium haben in den vergangenen Monaten die nun verabschiedete Vereinbarung ausgearbeitet, mit deren Unterzeichnung ein lang angestrebtes Ziel erreicht wird: dass nämlich auch für geeignete und motivierte Absolventen einer beruflichen Ausbildung der Weg nach oben offen ist und ein Maturaabschluss und anschließendes Studium ermöglicht werden.

Schwerpunkt der Berufsbildung ist und bleibt auch weiterhin die (drei- oder vierjährige) Grundausbildung: also die Vermittlung jener Kenntnisse und Fertigkeiten, die zum Erreichen einer beruflichen Qualifikation notwendig sind und die Grundlage für gute Arbeitsplatzchancen bilden. Im Sinne der Begabungsförderung stellt diese neue und zusätzliche Möglichkeit jedoch einen beträchtlichen Mehrwert für die Jugendlichen dar, und auch für die berufliche Bildung, für die sich immerhin über ein Drittel der Südtiroler Jugendlichen entscheidet.    

Für den Zugang zum einjährigen Lehrgang ist ein Aufnahmeverfahren vorgesehen, über das die Beweggründe der Jugendlichen erhoben und die Voraussetzungen für den Bildungserfolg sichergestellt werden. In der Vereinbarung werden die allgemeinen Kriterien für die Gestaltung der Lehrgänge und der Prüfung festgelegt. So bauen die entsprechenden Lehrgänge stimmig auf die bisherigen Bildungswege auf. Sie gliedern sich in vier Schwerpunktbereiche (Industrie und Handwerk; Verwaltung, Handel, Tourismus und personenbezogene Dienstleistungen; Soziale Dienste; Landwirtschaft und Umwelt) und decken vorwiegend den allgemein bildenden Bereich ab. Dem besonderen Charakter der Berufsbildung wird durch den handlungs- und praxisorientierten Unterricht Rechnung getragen, der unter anderem die Durchführung eines Projekts aus dem beruflichen Kontext des Schülers vorsieht.    

Die Prüfung, die an den Landesberufsschulen abgenommen wird, entspricht von der Struktur her jener der Oberschulen: Vorgesehen sind drei schriftliche Prüfungen und ein Kolloquium. Inhaltlich bestehen verschiedene Spielräume, um die Besonderheiten der Berufsbildung zu berücksichtigen: So werden die Themen der schriftlichen Arbeiten in Südtirol ausgearbeitet, und das Kolloquium umfasst die Präsentation einer Projektarbeit aus dem eigenen beruflichen Kontext.   

Bildungslandessrätin Sabina Kasslatter Mur spricht von einer wichtigen autonomiepolitischen Errungenschaft: "Die Berufsbildung ist nun keine Einbahnstraße mehr und eröffnet den Jugendlichen zusätzliche Chancen. Das Bildungssystem in Südtirol wurde um einen wesentlichen Baustein erweitert und qualitativ verbessert." Die Landesrätin kündigt an, dass das maturaführende Jahr im Schuljahr 2014/2015 erstmals angeboten werde, die erste Maturaprüfung an der Berufsschule somit im Sommer 2015 abgehalten werden könne.

jw

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