Aktuelles
„Rechenstörungen früh erkennen" - 350 Schulleute bei Tagung zu Dyskalkulie
LPA - Schon Pippi Langstrumpf hatte ihre liebe Not mit dem Rechnen. Die heutige ganztägige Tagung in der Wirtschaftsfachoberschule „Heinrich Kunter" in Bozen mit dem Titel „Pippis Plutimikation - Rechnen lernen, eine schulische Herausforderung" widmet sich einer Lernstörung, die viele Kinder und Jugendliche betrifft und doch immer noch etwas verborgen ist - der Rechenstörung oder Dyskalkulie.
Das Thema Rechenstörungen interessiert - das zeigt der große Andrang von rund 350 Lehrpersonen und Schulführungskräften aller Schulstufen, die sich heute in der Wirtschaftsfachoberschule „Heinrich Kunter" in Bozen eingefunden haben. „Mit dieser Tagung wollen wir das Bewusstsein für die Rechenstörung schärfen", eröffnete Schulamtsleiter Peter Höllrigl die Tagung und wies darauf hin, dass Kinder und Jugendliche mit Rechenstörung keine Einzelfälle seien und heute mit viel Beratung und Unterstützung rechnen könnten. „Je früher eine Rechenstörung diagnostiziert wird, umso besser kann etwas dagegen unternommen werden", so Höllrigl, der damit etwas ansprach, das sich wie ein roter Faden durch die gesamte Tagung ziehen sollte: Das frühe Erkennen einer Rechenstörung kann viel Druck von dem Kind nehmen, Eltern und Lehrpersonen können gezielt damit umgehen und es dem Kind ermöglichen, trotz seiner Rechenschwierigkeiten gute Lernresultate zu erzielen.
Auf das staatliche Gesetz zu den Lernstörungen von 2010 ging Veronika Pfeifer von der Fachstelle für Inklusion und Gesundheitsförderung am Deutschen Schulamt ein. Das Gesetz definiere nicht nur die Lernstörungen, sondern lege großes Gewicht auf die Früherkennung.
Passend dazu stellte die erste Referentin Petra Küspert aus Würzburg in ihrem Vortrag „Die Entwicklung mathematischer Kompetenzen" neue Modelle des Erwerbs mathematischer Kompetenzen vor. Sie skizzierte den Entwicklungsverlauf von der Grundschule bis zur Sekundarstufe und zeigte auf, wie Kinder mit Rechenstörung im Unterricht gezielte Förderung erhalten können. In ihrem zweiten Referat „Prävention von Rechenschwäche" unterstrich Küspert, wie wichtig es sei, eine Rechenstörung früh zu erkennen und bereits in der frühen Grundschulzeit rasch und effizient darauf zu reagieren. Dies erspare es, dass Kinder jahrelang vergeblich übten und versuchten, die Schwierigkeiten auszugleichen.
Am Nachmittag steht das Referat „2 x 3 macht 4" - der Alltag mit Dyskalkulie" der Meraner Psychologin Valentina Kiesswetter auf dem Programm. Sie beschreibt die täglichen Schwierigkeiten, die Schülerinnen und Schüler mit einer Rechenschwäche haben. Kiesswetter, die auch Lese-Rechtschreib-Therapeutin ist, wird die Strategien aufzeigen, die Kinder und Jugendliche anwenden, um mit ihren Problemen umzugehen.
Das vierte und letzte Referat hält Jens Holger Lorenz aus Heidelberg, der in seinem Beitrag „Diagnose von lernbeeinträchtigenden Faktoren im Mathematikunterricht und mögliche Förderung" die kognitiven Faktoren wie visuelles Vorstellungsvermögen, Sprachrezeption und Gedächtnis beschreiben wird, die bereits im Vorschulalter bei Risikokindern erkennbar sind und das Mathematiklernen erschweren. Er plädiert für eine Früherkennung bereits im Kindergarten und ist der Überzeugung, dass „gute Aufgaben" am besten dazu beitragen können, das Verständnis von Rechenoperationen zu fördern.
Das Tagungsprogramm und die Abstracts zu den Vorträgen können auf der Homepage des Deutschen Schulamtes, www.provinz.bz.it/schulamt heruntergeladen werden.
jw