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Vier römische Meilensteine und neues Ausstellungskonzept vorgestellt

Schotter abbauen und Meilensteine finden: In einer Schottergrube in Obervintl sind gleich vier römische Meilensteine zum Vorschein gekommen. Sie haben im dritten Jahrhundert nach Christus die Römerstraße durch das Pustertal gesäumt, heute (8. August) sind sie im Fundarchiv des Landesamts für Bodendenkmäler der Öffentlichkeit vorgestellt worden - gemeinsam mit einem neuen Ausstellungskonzept.

Dank der Inschrift leicht zu datieren: Der aus dem 3. Jahrhundert n.Chr. stammende Meilenstein zu Ehren von Kaiser Severus Alexander (Foto: Landesamt für Bodendenkmäler)

In Zeiten fehlender Karten und Navigationssysteme bildeten die Meilensteine wichtige Orientierungspunkte entlang der Straße durch die römische Provinz Noricum, zu der auch das Pustertal gehört hat. So weist einer der nun in Obervintl entdeckten Meilensteine die Strecke nach Aguntum (nahe Lienz) mit 63 römischen Meilen, also rund 90 Kilometern aus. Überhaupt: Zwei der nach Hinweisen der Hobby-Archäologen Walter Gasser und Karl Vallazza vom Landesamt für Bodendenkmäler geborgenen Meilensteine tragen noch klar lesbare Inschriften, die eine Datierung erleichtern. So erklärte heute Amtsdirektorin Catrin Marzoli, dass der älteste der Steine zu Ehren von Kaiser Severus Alexander errichtet worden sei. Er regierte das römische Reich von 222 bis 235 nach Christus. Stein Nummer zwei stammt aus der Regierungszeit von Kaiser Probus (276 bis 282 nach Christus). Die Inschrift eines dritten Meilensteins ist nur noch in wenigen Fragmenten erhalten, der vierte dagegen gänzlich unbeschriftet.

"Die neu entdeckten Meilensteine fügen sich in eine Reihe, die eindrucksvoll die Bedeutung dieser Straßenverbindung im dritten Jahrhundert nach Christus belegt", so Marzoli. Auch Florian Mussner, für die Denkmalpflege zuständiger Landesrat, hat heute seiner Freude über die Neufunde Ausdruck verliehen: "Die Funde sind besonders erfreulich, weil sie das archäologische Bild dieser Epoche vervollständigen und unterstreichen, wie wichtig die Verbindung durch das Pustertal schon in der Römerzeit war." Die Meilensteine, so Mussner, seien eine wichtige Quelle zur Erforschung der Südtiroler Geschichte, den beiden Findern gelte deshalb ein besonderer Dank.

Amtsdirektorin Marzoli führte heute aus, wie die Entwicklung durch die Römerstraße beeinflusst worden sei. So seien ausgedehnte Siedlungen entstanden, in denen die Reisenden Unterkunft und Verpflegung finden sowie die Zugtiere wechseln konnten. Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, hat das Landesamt für Bodendenkmäler heute den Vertretern der "Meilenstein-Gemeinden" ein neues Ausstellungskonzept für die Meilensteine vorgelegt. "Wir wollen damit eine einheitliche Lösung für die Ausstellung bieten und gleichzeitig der Öffentlichkeit die Geschichte der Meilensteine und der römischen Straße vermitteln", so Marzoli.

An vier Orten im Pustertal werden demnach Tafeln über die wichtigsten Etappen der römischen Geschichte in Südtirol informieren. Die Originale der Meilensteine werden in einheitlicher Form in einem öffentlichen Gebäude der Fundgemeinde ausgestellt, Kopien dagegen an einem leicht zugänglichen, zentralen Ort in der Nähe der Fundstelle. Am Fundort selbst wird schließlich ein mit Informationen versehenes Element den Meilenstein in Erinnerung rufen.

chr

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