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Über 800 Teilnehmer beim "Tag der Berufsbildung" in Meran - Mehrjahresplan der Berufsbildung vorgestellt

LPA - Ganz im Zeichen der Berufsbildung stand am heutigen Freitag das Kurhaus von Meran: Rund 800 Lehrpersonen, Direktoren, Wirtschafts- und Gewerkschaftsvertreter hatten sich bereits am Vormittag im Kursaal versammelt. Im Mittelpunkt der Tagung steht die Vorstellung des Mehrjahresplans der Berufsbildung 2000-2006. Den Anfang machte eine Podiumsdiskussion über aktuelle Themen der Berufsbildung, an der neben den Vertretern der Schule und der Sozialpartner auch Landeshauptmann Luis Durnwalder, Schullandesrätin Sabina Kasslatter Mur und Soziallandesrat Otto Saurer teilnahmen. Am Nachmittag werden mehrere Arbeitsgruppen Konzepte zur Umsetzung des Mehrjahresplans erarbeiten.

Fast 200 Seiten stark und das Ergebnis von zwei Jahren Arbeit: Das ist der „Mehrjahresplan der Berufsbildung 2002 – 2006“, der heute Vormittag im Rahmen des „Tages der Berufsbildung“ in Meran vorgestellt wurde. "Die Zeitspanne der Bildungspflicht bis zum 18. Lebensjahr ist eine wichtige Phase für Berufswahl und berufliche Identifikation. Mit diesem Mehrjahresplan wurden Meilensteine in der Ausrichtung der Berufsbildung für die Zukunft gelegt", betonten Landesrätin Sabina Kasslatter Mur und der Direktor der Landesabteilung für deutsche und ladinische Berufsbildung, Peter Duregger, bei der Podiumsdiskussion. Landeshauptmann Durnwalder und Landesrat Otto Saurer gingen auf die Bedeutung der Berufsbildung auf die künftige Entwicklung von Südtirol als Wirtschafts- und Lebensstandort ein.

In neun Leitlinien und 30 entsprechenden Maßnahmen gibt er die strategischen Weichen für die Berufsbildung der Zukunft vor: Die Entwicklung der Berufsschule, die Lehrlingsausbildung, die Berufsfachschulen, die Weiterbildung und Spezialisierung sind einige der wichtigen Themen genauso wie Chancengleichheit und Begabtenföderung. Der Mehrjahresplan der Berufsbildung ist das offizielle Steuerungsinstrument für die deutsche und ladinische sowie italienische Berufsbildung.

Festgelegt werden im Mehrjahresplan auch die Ziele für ein beruflich orientierendes und qualifizierendes Bildungsangebot. „Einerseits kommt es darauf an, den Unterschied berufspraktischer Ausbildung in der Berufsschule im Gegensatz zur allgemeinen Oberschule attraktiver zu gestalten. Andererseits gilt es die Qualitätsstandards zu definieren, um so den Schülern die nötige Durchlässigkeit zwischen den Schulsystemen zu gewährleisten“, erklärte Landesrätin Kasslatter Mur. Auch der dualen Ausbildung ist eine Leitlinie im Mehrjahresplan gewidmet. Gefordert wird auch die Weiterentwicklung dieser Ausbildungsform durch moderne Unterrichtsformen und neue Lehrpläne, um so den Schülern wichtige Schlüsselkompetenzen zu vermitteln. „In Österreich verbringen die Schüler in drei Jahren zwischen 1280 und 1400 Stunden in der Berufsschule, in Südtirol sind es maximal 800 Stunden. Hier haben wir Nachholbedarf“, betonte Kasslatter Mur.

Erreichen will man diese Ziele durch die ständige Modernisierung der Landesberufsschulen. “Unsere Berufsschulen müssen sich zu Kompetenzzentren entwickeln, die für Qualität und Innovation stehen“, forderte Abteilungsdirektor Duregger. Zu diesem Zweck werden die Berufsschulen in den nächsten Jahren akkreditiert: Dabei handle es sich um eine Art der Qualitätssicherung, in der nachgewiesen wird, dass die Bildungseinrichtungen bestimmte Standards in der Planung, Durchführung und Bewertung haben, erklärte Duregger.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion hielt der Leiter des Arbeitskreises Lehrlingsausbildung im Industriellenverband Vorarlberg, Egon Blum, das Hauptreferat zum Thema "Jugendliche orientieren und beruflich bilden". „Die Voraussetzung für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ist die Förderung der Bildungsfähigkeit der Jugendlichen. Die unterschiedlichen Begabungen gilt es zu unterstützen, damit die Persönlichkeit sich in ihrer Ganzheit entfalten kann“, betonte Blum. Der Stellenwert der Lehre werde weitgehend unterschätzt - die Erfolge durch die Aktion „Lehre & Matura“ in Österreich würden beweisen, dass Lehrlinge keineswegs weniger begabt als Oberschüler seien, stellte Blum fest.

Am frühen Nachmittag wurde das Programm des „Tags der Berufsbildung“ fortgesetzt – fünf Arbeitsgruppen entwickelten Konzepte, wie die Leitlinien des Mehrjahresplans in die Praxis umgesetzt werden können. Die Themen der Workshops lauteten „Lehren und Lernen im Lernfeld“, „Abschluss der Bildungspflicht und Lehrabschluss“, „Teilqualifizierung: Perspektiven und Modelle“, „Frauen machen sich selbständig“ und „Berufsschulen als Kompetenzzentren“. Mit der Vorstellung der Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen im Pavillon des Fleurs fand der „Tag der Berufsbildung“ seinen Abschluss.

Der "Mehrjahresplan der Berufsbildung 2000-2006" kann von der Seite der Landesabteilung für deutsche und ladinische Berufsbildung im Südtiroler Bürgernetz unter www.provinz.bz.it/berufsbildung/publ/publikationen_d.asp bestellt oder kostenlos heruntergeladen werden.

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