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Jugendaustausch "Hallo Ciao Maroc" – ein Feuerwerk der Sinne
Das Projekt "Hallo Ciao Maroc" wird seit mittlerweile fünf Jahren vom Amt für Jugendarbeit und der OEW in Zusammenarbeit mit dem marokkanischen Verein Bassma organisiert. Gemeinsam erkundeten dieses Jahr wieder Jugendliche aus Südtirol und erstmals auch aus dem Trentino Rabat, die Hauptstatt Marokkos. Was sie erlebt haben, klingt fast wie aus einem Märchen aus tausendundeiner Nacht.
"Ich war etwas verdutzt, als alle auf uns zukamen und uns mit Umarmungen und Küsschen begrüßten", berichtet Sabrina, "denn so viel Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit war ich von den Menschen zu Hause nicht gewohnt."
Sabrina ist eine der 22 Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren, die im August Rabat, der Hauptstadt Marokkos, einen Besuch abstatteten, um sich selbst ein Bild vom Land und von den Leuten zu machen. Und das ist während der zehn Tage ihres Aufenthalts auch sehr gut gelungen: "Sie zeigten uns ihr Leben und ihre Heimat und schenkten uns einen Einblick in ihre Kultur", bestätigt Sabrina.
"Hallo Ciao Maroc" wurde 2010 vom Amt für Jugendarbeit des Landes als Gemeinschaftsprojekt mit der OEW und dem marokkanischen Verein Bassma ins Leben gerufen. Treibende Kraft hinter dem Austauschprogramm ist Abdelouahed El Abchi, der selbst aus Marokko stammt und seit dem Jahr 2000 in Südtirol lebt. Dieses Jahr wurde der Jugendaustausch zudem um eine interessante Facette erweitert: Mit Cristina Rensi vom "Ufficio Giovani" aus dem Trentino wurde eine neue Partnerorganisation mit ins Boot geholt, und so haben erstmals Jugendliche aus Südtirol und dem Trentino gemeinsam die Reise ins Königreich Marokko angetreten.
Wie die Jugendlichen berichten, hat sich auch das Verhältnis zwischen Trentinern und Südtirolern super entwickelt, sodass - nach anfänglichen Begegnungsängsten - eine zusammengewachsene Gruppe entstand.
Im Vordergrund stand aber natürlich die Begegnung mit den Menschen in Marokko. Julian Nikolaus gesteht beispielsweise, dass er zu Beginn Sorge hatte, sich in der unbekannten arabisch-islamischen Welt zurechtzufinden. "Heimisch geworden bin ich nicht in Marokko, sondern in meiner marokkanischen Familie", sagt er und fügt hinzu, dass ihn vor allem die Spontaneität und das bunte, laute Leben beeindruckt hätten. "Wenn wir in die orientalische Welt eintauchen, kann der kreative, naive und farbenfrohe Teil unserer Seele aufatmen", schwärmt Julian Nikolaus von seinen Erfahrungen.
Neben einer Einführung für die Gäste in die arabische Sprache und dem interkulturellen Austausch standen auch mehrere Ausflüge und Besichtigungen auf dem Programm.
Zu Gast bei Brüdern und Schwestern
Untergebracht waren die Jugendlichen in Gastfamilien in verschiedenen Bezirken der Stadt und aus allen gesellschaftlichen Schichten. Wohlgefühlt und gut aufgehoben haben sich aber alle gefühlt. "Da ihr Tagesrhythmus sehr anders war als der unsere, hatten wir immer Zeit bis spät in die Nacht, uns gegenseitig kennenzulernen, Tee zu trinken und zu tanzen", stellt beispielsweise Eva fest, "sie haben uns alle sofort ins Herz geschlossen, und meine Gastfamilie hat mich von Anfang an wie ein Familienmitglied aufgenommen und beschützt."
Auch David bestätigt, dass er mit seinem Gastbruder, Mohammed Ali, schöne Erlebnisse hatte und tief in die dortige Mentalität und Kultur eintauchen konnte. "Schon bald habe ich mich in seiner Familie wie in meiner eigenen gefühlt", sagt David. Andreas war ebenfalls meist fast den ganzen Tag mit seinem "Bruder" unterwegs, wie er sagt, und hat so "wirklich eine zweite Familie und sehr viele neue Freunde" gewonnen.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Villengegenden mit gepflegten Gärten, moderne Appartements, aber auch dreckige, chaotische Armenviertel mit winzigen Häuschen für Großfamilien mit Tieren, teure Autos neben leicht verbeulten, völlig überbesetzten Taxis und scheppernden Motorrollern, Teenager mit den besten Smartphones, während auf Plätzen kleine Kinder Papiertaschentücher verkaufen, um sich etwas zu Essen zu kaufen - all diese Eindrücke sind Sophia tief in Erinnerung geblieben, ebenso wie die "vollständig verhüllten Frauen, während meine Gastschwestern und ich mit kurzen Shorts zum Badestrand unterwegs waren".
Zugleich hat sie aber auch gemerkt, wie sehr sich die Jugendlichen in Marokko und in Südtirol oder im Trentino im Grunde ähneln: eine ähnliche Schulbildung, dieselben Hobbys, dieselben TV-Serien, Filme, Musikrichtungen, dieselben Probleme, dieselben Lebensziele, dieselben Träume ... "Es war wunderschön, so anders, so gleich, so voll von Erfahrungen, so voll vom Leben", beschreibt Sophia ihre Erfahrungen.
Und auch Jasmin schildert ihre Emotionen und Eindrücke auf ähnliche Weise: "Nach diesen zehn intensiven Tagen sind aus Fragen Antworten, aus Ungewohntem Routine und aus Fremden Freunde geworden."
Für die Begleiterinnen und Begleiter - darunter Abdelouahed El Abchi und ein Kamerateam der RAI, das einen Filmbericht über den Jugendaustausch gedreht hat - war es ebenfalls eine wunderbare Erfahrung, mitzuerleben wie Jugendliche aus zwei so unterschiedlichen Ländern die Herausforderungen, die der Alltag stellte, miteinander auf Arabisch, Italienisch, Deutsch, Englisch, Französisch und irgendwelchen erfundenen Zeichensprachen meisterten, Kulturschocks zusammen überstanden, Gemeinsamkeiten fanden, wo sie keine vermutet hätten und schließlich irgendwie zueinander fanden.
Nach einer traurigen, langen Verabschiedung ging es mit vielen Erlebnissen, Erfahrungen und Einkäufen im Gepäck wieder zurück in die Heimat.
Auch im nächsten Jahr werden wieder Jugendliche aus unserer Region Marokko besuchen. 2017 wird dann eine Gruppe aus Marokko den Gegenbesuch in Südtirol antreten und einige Tage am Vinzentinum in Brixen sowie bei Südtiroler Gastfamilien verbringen.
Weitere Informationen erteilen Abdelouahed El Abchi (abdelouahed.elabchi@provinz.bz.it. Tel. 0471 413373) oder das Landesamt für Jugendarbeit in der Andreas-Hofer-Straße 18 in Bozen (Tel. 0471 413371, E-Mail: jugendarbeit@provinz.bz.it, Website: www.provinz.bz.it/kulturabteilung/jugendarbeit/2243.asp).
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