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Vereinbarung mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens unterzeichnet

Landesrat Philipp Achammer und Harald Mollers, Minister für Bildung und wissenschaftliche Forschung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, haben heute (15. März) in Bozen ein Zusammenarbeitsabkommen im Bildungsbereich unterschrieben. Damit erhalten die Zusammenarbeit und der regelmäßige Erfahrungsaustausch zwischen Südtirol und der Deutschsprachigen Gemeinschaft einen formellen Rahmen.

Minister Harald Mollers und Landesrat Philipp Achammer haben heute das Zusammenarbeitsabkommen im Bildungsbereich unterzeichnet. Foto: LPA/Ingo Dejaco

Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens und Südtirol weisen als Gebiete mit einer deutschen Minderheit im jeweiligen Staat zahlreiche Parallelen auf, und die beiden Länder pflegen besonders im Bildungsbereich bereits seit vielen Jahren einen engen Kontakt. Im Dezember letzten Jahres hat sich die Landesregierung dafür ausgesprochen, der Bildungszusammenarbeit durch eine Vereinbarung auch einen formellen Rahmen zu geben.

Heute haben Bildungslandesrat Philipp Achammer und Harald Mollers, Minister für Bildung und wissenschaftliche Forschung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, an der Landesberufsschule "Gutenberg" in Bozen das Zusammenarbeitsabkommen im Bildungsbereich offiziell unterzeichnet.

"Es handelt sich um den ersten formellen Akt, obwohl die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern seit vielen Jahren gepflegt wird", stellte Landesrat Achammer fest und wies darauf hin, dass es zahlreiche ähnliche Themen gibt, die beide Länder beschäftigen. "Wir können als deutsche Minderheit in verschiedenen Bereichen voneinander lernen", sagte Achammer, der das Abkommen als ein Zeichen der Freundschaft bezeichnete.

Minister Mollers betonte, dass es sich um ein konkretes Abkommen handelt und nannte als Beispiele die Inklusion von Kindern mit Beeinträchtigungen oder den Umgang mit Mehrsprachigkeit. Bei allen Gemeinsamkeiten konnte der Minister aber auch einen Unterschied zwischen seiner Heimat und Südtirol ausmachen: "Eupen hat eine hundertprozentige Autonomie in der Bildungspolitik", stellte Minister Mollers fest, "es wäre sicher auch für Südtirol ein großer Vorteil, wenn es gelingen würde, dieses Ziel zu erreichen." Besonders bedankte sich der Minister für die unkomplizierte Zusammenarbeit. Er wies zudem darauf hin, dass Landeshauptmann Arno Kompatscher und Ministerpräsident Oliver Paasch bereits in wenigen Monaten ein weiteres Abkommen unterzeichnet werden, wodurch der Austausch zwischen beiden Ländern weiter gestärkt wird.

Laut dem heute unterzeichneten Bildungsabkommen wollen beide Länder bei der Entwicklung und den Reformen im Bildungswesen, der Unterrichtsentwicklung – und zwar insbesondere beim Umgang mit Heterogenität und Inklusion –, der Förderung der Erstsprache Deutsch in einem mehrsprachigen Gebiet, der Sprachförderung und Integration von Kindern und Jugendlichen aus anderen Ländern und Kulturen, der Lehreraus- und -weiterbildung, beim Qualitätsmanagement und der Evaluation im Bildungswesen, bei den digitalen Lernmaterialien sowie bei der beruflich-technischen Bildung regelmäßig zusammenarbeiten und Erfahrungen austauschen. Zu diesem Zweck sind periodische Treffen von Experten aus beiden Ländern geplant, die in der Regel alle zwei Jahre stattfinden. Das Land Südtirol und die Deutsche Gemeinschaft tragen hierfür jeweils die eigenen Kosten.

Es sollen aber auch gemeinsame Projekte lanciert und Aufträge etwa im Bereich der Bildungsforschung erteilt werden. Zudem wollen sich die beiden Partnerländer über anbahnende EU-Projekte gegenseitig informieren oder diese gemeinsam planen. Die Vereinbarung schafft die Möglichkeit, im Rahmen von Hospitationen, Praktika oder wissenschaftlichen Kooperationen Lehrpersonen, Schüler oder Experten auszutauschen, um voneinander zu lernen. Insgesamt soll der beidseitige Informationsfluss gestärkt werden.

Die konkreten Kooperationsfelder für die gemeinsame Arbeit werden im Rahmen von zweijährigen Programmen festgelegt. Das aktuelle Arbeitsprogramm sieht unter anderem Vorhaben im Bereich der Inklusion und der dualen Ausbildung, den Austausch zu Themen der Mehrsprachigkeit sowie gegenseitige Hospitationen der Evaluationsexperten vor.

Eine Delegation der Deutschsprachigen Gemeinschaft aus Eupen hält sich derzeit zu einem Arbeitsbesuch in Südtirol auf und traf sich bereits gestern (Montag) Vormittag mit Landesrat Achammer zu einem Gedankenaustausch. Der Delegation gehören neben Minister Mollers auch Marliese Breuer, Chefin des Kabinetts des Ministers für Bildung und wissenschaftliche Forschung, Schulentwicklungsberaterin Gabriele Goor, Schulinspektorin Cornelia Senster, der Fachbereichsleiter Ausbildung und Unterrichtsorganisation Jörg Vomberg sowie die Fachbereichsleiterin Pädagogik, Ruth De Sy, an. Am gestrigen Nachmittag fand dann noch ein Treffen mit den zuständigen Abteilungs- und Amtsdirektoren sowie Schulamtsleiter und Ressortdirektor Peter Höllrigl statt, bei denen sich die Vertreter der Deutschsprachigen Gemeinschaft über die Erwachsenenbildung, die Schüler- und Lehrerdatenbank sowie die in Südtirol gesammelten Erfahrungen mit dem Sprach-Unterricht informierten.

Am heutigen Dienstag stand schließlich der Besuch der Grundschule "J. W. von Goethe" und der Landesberufsschule "Johannes Gutenberg" in Bozen auf dem Programm. Am Nachmittag finden dann noch weitere Treffen im Deutschen Schulamt statt.

Die Kontakte zwischen der Deutschsprachigen Gemeinschaft und Südtirol gehen auf einen Besuch von Silvius Magnago im Jahr 1971 in St. Vith zurück.

me

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