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Mehrsprachigkeit: Pädagogischer Tag des ladinischen Kindergartens

Mehrsprachigkeit war Thema des pädagogischen Tages der ladinischen Kindergärten am 27. Mai in St. Ulrich. Vorgestellt wurde auch die Sprachstandanalyse.

Rund 100 Kindergärtnerinnen und pädagogische Mitarbeiterinnen haben heute am pädagogischen Tag des ladinischen Kindergartens teilgenommen. (Foto: LPA)

100 Kindergärtnerinnen und pädagogische Mitarbeiterinnen haben sich beim Pädagogischen Tag des ladinischen Kindergartens über neue erzieherische Konzepte im Kindergarten und über Erfahrungen bei ihrer Arbeit in den insgesamt 17 Kindergärten in Gröden und Gadertal ausgetauscht.

Luciana Favaro und Linda Meneghin von der Universität Ca' Foscari in Venedig zeigten Ziele und Strukturen des Bildungswegs im Kindergarten auf. Präsentiert wurden auch Didaktikeinheiten und Tipps aus der Praxis, und zwar von den Kindergärtnerinnen selbst. Über Reflexionen und Transfer in der Didaktik der ladinischen Kindergärten ging es in den Referaten von Luciana Favaro, Linda Meneghin, Hannelore Insam und Edith Ploner.

Besonders wertvoll sei die interaktive Plattform mit neuen Theorien und Kommentaren zum Lernen im Kindergarten unter Begleitung der Universität Ca' Foscari, die praktisch von zu Hause aus genutzt werden könne, sagte Kindergarteninspektorin Edith Ploner. Kindergartendirektorin Hannelore Insam verwies auf die Wichtigkeit der Individualisierung, die zugleich aber auch eine Herausforderung für die Kindergärtnerinnen und Mitarbeiterinnen sei.

Die Kinder der ladinischen Kindergärten nehmen das mehrsprachige Umfeld und ihre Sprachkenntnisse bewusst wahr. Sie verstehen Texte in allen drei Sprachen. Dies sind die Hauptergebnisse der Sprachstandanalyse des ladinischen Schulamts, die am Nachmittag im Beisein von Ladinerlandesrat Florian Mussner und Schulamtsleiter Roland Verra vorgestellt wurde.

Um eine wissenschaftliche Basis zu den Ladinisch-, Italienisch- und Deutschkenntnissen der ladinischen Kindergärten zu bekommen, hat das ladinische Schulamt gemeinsam mit der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen die Ist-Situation genauer unter die Lupe genommen. Analysiert wurde dabei das Hörverständnis von Wörtern und Texten in Ladinisch, Deutsch und Italienisch. Gerade das Hörverständnis bilde nämlich die Grundlage zum Erwerb aller übrigen Sprachfertigkeiten wie Sprechen, Lesen und Verstehen, so die Leiterinnen der Analyse Irene Girotto und Rosa Maria Mussner (Dienststelle für Evaluation der ladinischen Kindergärten und Schulen).

„Es ist wichtig, schon von Klein auf mehrere Sprachen zu lernen, denn so wird die Basis für das weitere Sprachenlernen und somit  für Verständigung und Dialog zwischen Menschen verschiedener Sprachgruppen in der Zukunft gelegt“, unterstrich Landesrat Mussner. Der ladinische Bildungs- und Kulturlandesrat verwies in diesem Zusammenhang auf die wichtige Arbeit des ladinischen Schulamts im Allgemeinen und des Dienstes für Evaluation im Speziellen. Nach zehn Jahren Unterweisung in drei Sprachen in den ladinischen Kindergärten, sie es wichtig auch eine wissenschaftliche Grundlage für die weitere Entwicklung zur Hand zu haben, sagte Schulamtsleiter Roland Verra.

Wie die Analyse zeigte, nehmen die Kinder das mehrsprachige Umfeld wahr und sind sich ihrer Sprachkenntnisse bewusst. Die Analyseergebnisse bestätigen die Annahme, dass die meisten Kinder fähig sind, die Bedeutung einzelner Wörter, auch komplexer Natur, in allen drei Sprachen zu verstehen. Zudem bestätigt die Analyse, dass die Mehrsprachigkeit von allen am Spracherwerbsprozess Beteiligten wertgeschätzt wird. Beleuchtet wurde das dreisprachige Hörverständnis der Kinder von vier verschiedenen Seiten, und zwar aus der Einschätzung der Eltern, jener der pädagogischen Fachkräfte, der Selbsteinschätzung der Kinder und dem Hör- und Verstehenstest für die Kinder.

 

SAN

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