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Chronistentag in Branzoll

LPA - Das Geschehen eines Ortes zu dokumentieren, besondere Ereignisse festzuhalten, den Alltag und die Vereinskultur darzustellen, das ist das Anliegen und die Aufgabe der knapp 400 Chronisten, die in Südtirols Dörfern tätig sind. Heute (17. September) haben sie sich in Branzoll zum sechsten Chronistentag getroffen.

Auf die wachsende Bedeutung des Chronisten wurde heute in Branzoll anlässlich des „Tages der Chronisten“ hingewiesen: Bereits zum sechsten Mal nutzten die in den verschiedenen Bezirken Südtirols tätigen rund 380 Chronistinnen und Chronisten dieses Stelldichein, um aktuelle Fragen zu diskutieren und in Arbeitsgesprächen Erfahrungen auszutauschen. Südtirols Chronisten sind vorwiegend in den Dörfern tätig. Sie erstellen Jahr für Jahr wertvolle Ortschroniken, die herausragende Ereignisse, den Alltag und die Vereinskultur dokumentieren. Durch diese Dokumentation sollen die Dörfer in all ihrer Vielfalt aufleben, wobei die gesammelten Unterlagen und Fotografien die Ortsgeschichte für die Nachwelt festhalten.
Zum Auftakt des Treffens in Branzoll wurde Bilanz gezogen. Kulturlandesrat Bruno Hosp hob in diesem Zusammenhang die wachsende Bedeutung der Chronisten hervor. Die Volkskundlerin Barbara Stocker (Terlan/Bruneck) gab eine Übersicht der bisherigen Arbeit und bot Impulse zur aktuellen Dokumentation. Stocker, die sich in den vergangenen Jahren eingehend mit dem Chronistenwesen befasst hat, griff in ihrem Referat aktuelle Fragen auf, wie die Beziehung der Chronisten zu den Dörfern oder die Motivationen und Probleme der Chronikführung.
Im Rahmen der Tagung wurde heute in Branzoll mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass das Chronikwesen in Südtirol keine starre Einrichtung sondern ständig in Bewegung sei. Es müsse sich den Herausforderungen der Zeit stellen und einen grundlegenden Beitrag zur regionalen Dokumentation leisten, so die Forderung. „Neue Berufsbilder, Veränderungen in der Bevölkerungszusammensetzung, das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kultur und Herkunft sowie das Ineinanderfließen städtischer und dörflicher Bedürfnisse, werden in den Chroniken zur Sprache kommen, " so Barbara Stocker.
Den Chronisten fehle es daher nicht an Themen, ihr Blick richte sich zunehmend auf die Gegenwart. Neben punktuellen Ereignissen öffneten sich die Ortschroniken immer mehr einer ganzheitlichen Chronikführung. Grundlegend für die aktuelle Dokumentation bleibe weiterhin die gute Themenauswahl, doch werde es „nicht auf die Quantität ankommen, sondern auf die Qualität.“, so Stocker. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, Schwerpunkte zu setzen, wobei der Chronist durchaus auch seine Neigungen berücksichtigen solle. Wichtig sei auch die Kommunikation, der Dialog mit der Bevölkerung. Akzeptanz, Verständnis und Mitarbeit könne beispielsweise durch Ausstellungen oder Aktionen an den Schulen erreicht werden.
Beratend zur Seite steht den Chronisten das Südtiroler Landesarchiv (Referentin: Margot Pizzini). So gaben nach den Impulsreferaten des Vormittags Mitarbeiter des Landesarchivs am Nachmittag nützliche Hinweise zur richtigen Aufbewahrung von Schriftstücken und Fotos. Die Sicherung einer Chronik für die Zukunft bleibe das Herzstück der Arbeit, denn Chroniken seien keine schnelllebigen Produkte, sie sollten Bestand haben und Zeitdokumente sein für zukünftige Leser, so hieß es heute in Branzoll.

jw