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Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg: Gedenken am 8. Mai

Landeshauptmann Arno Kompatscher erinnert an das Ende des Zweiten Weltkriegs und ruft zu Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und das Recht, "anders" zu sein, auf.

BOZEN (LPA). Vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945, endete mit der bedingungslosen Kapitulation Hitlerdeutschlands der Zweite Weltkrieg in Europa – ein Krieg, der über 60 Millionen Menschenleben forderte und unermessliches Leid brachte. In einer Videobotschaft erinnert Landeshauptmann Arno Kompatscher an die historische Zäsur dieses Tages und ruft dazu auf, den 8. Mai als Tag der Befreiung und des Neubeginns zu verstehen – auch für Südtirol.

"Das Anderssein betrifft", betont der Landeshauptmann. Die Schrecken des Krieges und der nationalsozialistischen wie faschistischen Gewaltherrschaft hätten gezeigt, wohin Rassismus, Ausgrenzung und die Ideologie eines sogenannten Herrenvolks führen: "Zum organisierten Massenmord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden, an Sinti und Roma, an Homosexuellen, an Menschen mit Behinderung und an politisch Andersdenkenden." Die Stunde Null, die mit dem Ende des Krieges anbrach, habe den Weg geebnet für ein demokratisches Europa – mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, neuen antifaschistischen Verfassungen und einem Bekenntnis zur Menschenwürde.

In seiner Rede hebt Kompatscher das Zitat der politischen Theoretikerin Hannah Arendt hervor: "Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen bei Kant". Es sei eine Antwort auf blinden Gehorsam und ein Aufruf zu persönlicher Verantwortung – und steht heute bewusst dem faschistischen "Credere, Obbedire, Combattere" am Mussolini-Relief in Bozen gegenüber.

Auch für Südtirol bedeutete der 8. Mai einen Neuanfang: "Nach den leidvollen Erfahrungen zweier Diktaturen war es ausgerechnet dieser Tag, an dem der Grundstein für eine Partei gelegt wurde, die sich für die Interessen der österreichischen Minderheit in Italien einsetzen sollte." Zwar sei der Wunsch nach Rückkehr zu Österreich unerfüllt geblieben, doch mit dem Pariser Vertrag von 1946 wurde der Schutz der Südtiroler Minderheiten und eine Autonomie festgeschrieben, deren Umsetzung sich über Jahrzehnte hinweg als schwieriger, aber erfolgreicher Weg erwiesen habe.

"Ohne die Befreiung, ohne demokratische Verfassungen, ohne Vertrauen in das Völkerrecht wären unsere Autonomie und das heutige Europa nicht denkbar", sagt Kompatscher. Die europäische Zusammenarbeit, der Friede und Wohlstand der vergangenen acht Jahrzehnte wurzeln in der historischen Zäsur.

"Gerade wir Südtirolerinnen und Südtiroler sollten uns der Bedeutung des 8. Mai bewusst sein", sagt Kompatscher. "Es ist unsere Verantwortung, täglich für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit einzustehen – und für das Recht, anders zu sein."

LPA/pio