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Wildbachverbauung revitalisiert Ahr bei St. Georgen

Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost schließt Umbau des aufgelassenen Wehrs in der Ahr bei St. Georgen bei Bruneck ab - Fischpassierbarkeit und Vernetzung mit Seitengewässern

ST. GEORGEN/BRUNECK (LPA). "Nach dem Umbau des aufgelassenen Wehrs in St. Georgen bei Bruneck ist die Ahr ab ihrer Mündung für mehr als 24 Kilometer frei passierbar und wieder mit bedeutenden Seitengewässern vernetzt, ein bedeutender Schritt für die ökologische Vernetzung der Fließgewässer im mittleren Pustertal", legt der Direktor des Funktionsbereichs Wildbachverbauung Fabio De Polo dar. "Die Arbeiten wurden vom Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost unter der technischen Bauleitung von Martin Moser und der ökologischen Baubegleitung von Peter Hecher von der Agentur für Bevölkerungsschutz umgesetzt", berichtet Amtsdirektor Sandro Gius: "Neben der ökologischen Aufwertung und der zukünftigen sportlichen Nutzung wurde auch die historische Bedeutung des Bauwerks berücksichtigt: Elemente des alten Wehrs wurden bewusst in die neue Struktur integriert, als sichtbares Zeichen für den respektvollen Umgang mit dem kulturellen Erbe des Ortes."

Die Wasserableitung oberhalb von St. Georgen diente dem Antrieb von Mühlen, später der Energieversorgung einer Kartonagenfabrik; die Nutzung wurde 1976 eingestellt. Obwohl das aufgelassene Wehr bereits im Jahr 2000 vom Landesamt für Gewässerschutz als ökologisches Schlüsselbauwerk identifiziert wurde, verzögerte sich dessen Rückbau jahrelang. Mehrere Anträge zur Errichtung von Wasserkraftwerken blockierten die Umsetzung langfristig. Auch andere Nutzungsansprüche führten zu intensiven Diskussionen, etwa die Pläne zur Errichtung einer Kajak-Rennstrecke nach internationalen Standards, die bei Fischern, Naturschützern und Anrainern auf starken Widerstand stießen. 

Eine zusätzliche Hürde stellte die Erklärung des historischen Wehrs zum technischen Kulturdenkmal im Jahr 2018 dar, was eine enge Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt erforderte. Bei jährlichen Arbeitstreffen im Rahmen des Gewässerbetreuungskonzepts Untere Ahr mit Vertretern der betroffenen Gemeinden, Landesämter und Interessensverbände sowie durch zahlreiche zusätzliche Gespräche konnte schließlich ein breiter Konsens erzielt werden, um den Rückbau umzusetzen.

"Das genehmigte Projekt sah den Erhalt der wichtigsten Regelbauwerke des historischen Wehrs sowie den Rückbau des gemauerten Querdamms zur Wasserableitung vor", fasst Bauleiter Martin Moser zusammen: "Das Bauwerk wurde bis auf ein symbolisches Reststück vollständig abgetragen. Der Gefällesprung von über drei Höhenmetern an der Stelle des ehemaligen Wehrs wurde durch eine rund 300 Meter lange, aufgelöste Rampe aus Wasserbausteinen ausgeglichen, die sich naturnah in das Flussbett einfügt."

Nach abgeschlossenem Umbau können Fische und andere Wasserorganismen nun ungehindert flussauf- und flussabwärts wandern, ein entscheidender Beitrag zur ökologischen Durchgängigkeit der Ahr, wie sie in den Landesgesetzen und der EU-Wasserrahmenrichtlinie gefordert wird, erläutert Gewässerökologe Peter Hecher: "Im Zuge dieser Maßnahmen wurde etwa 500 Meter oberhalb des Wehrs am linken Ufer ein rund 300 Meter langer und im Durchschnitt 12 Meter breiter Seitenarm auf Flächen des öffentlichen Wasserguts angelegt. Die in diesem Bereich aufgrund jahrzehntelanger Schotterentnahmen bis in die 1980er-Jahre stark veränderte und monotone Gewässersohle konnte so naturnah strukturiert werden. Dabei wurde das bei den Grabungsarbeiten anfallende Schottermaterial eingebaut, um eine abwechslungsreiche Struktur zu schaffen: Tiefe Rinnen wechseln sich nun mit flach überströmten Schotterbänken ab. Zusätzlich wurden kleinere Baumstämme als Flussholz und natürliche Strukturelemente eingebracht. Der neue Seitenarm bietet Jungfischen einen idealen Rückzugsort, eine wichtige Maßnahme zur ökologischen Aufwertung des Gewässers."

Auch die Freizeitnutzung wurde bei der Planung berücksichtigt: Der Kajaksport darf nun zwischen Mai und Oktober auf dem Abschnitt zwischen der ehemaligen Wehranlage und dem Flusserlebnisbereich Beach St. Georgen ausgeübt werden. Oberhalb und unterhalb dieser Strecke bleibt das Befahren der Ahr hingegen verboten. Diese Regelung wurde in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Wildtiermanagement und der Gemeinde Bruneck festgelegt und wird regelmäßig kontrolliert werden.

Die Projektkosten betragen 400.000 Euro für den Rückbau des Wehrs und 140.000 Euro für die Anlage des Seitenarms sowie die Strukturierung des rund einen Kilometer langen Abschnitts der Ahr. Finanziert wurde das Vorhaben mit Umweltgeldern aus dem Kraftwerk Bruneck sowie aus den Wassergebühren des Landes.

LPA/mac