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Mehr Frauen in der Gemeindepolitik: Sommertalk in der Eurac
Ein starkes Zeichen für mehr Sichtbarkeit und Beteiligung von Frauen in der Politik wurde beim Sommertalk am 20. Juni in der Eurac gesetzt – Auftakt zum Aufbau-Lehrgang für Gemeindepolitikerinnen
BOZEN (LPA) – Die Beteiligung von Frauen in der Politik stärken, den Austausch fördern und Mut machen - das war das Ziel des Sommertalks am 20. Juni in der Eurac Research in Bozen. Die Veranstaltung bildete den Auftakt zum Aufbau-Lehrgang für Frauen in der Gemeindepolitik, den das Institut für Public Management der Eurac im Auftrag des Landesbeirats für Chancengleichheit und des Frauenbüros des Landes organisiert hat.
Viele politisch engagierte und interessierte Frauen aus ganz Südtirol waren der Einladung gefolgt. Gemeinsam diskutierten sie darüber, was es braucht, damit Frauen auf Gemeindeebene sichtbar, aktiv und erfolgreich sein können. Impulse kamen von zwei hochkarätigen Gästen: Die bekannte ORF-Journalistin Claudia Reiterer und Elisabetta Spitz, langjährige Spitzenbeamtin und Projektverantwortliche für das Großvorhaben M.O.S.E. in Venedig, berichteten über ihre Erfahrungen an der Spitze, sprachen über Hürden und Erfolge – und machten Mut, sich einzumischen. Reiterer unterstrich: "In der Demokratie geht es darum, mutig zu sein. Also Frauen, sagt ja und zieht euch den Schuh an, auch wenn er zu groß erscheint." "In einer Machtposition musst du oft allein Entscheidungen treffen und bist einsam – aber mit Einsamkeit können Frauen besser umgehen als Männer", erklärte Spitz.
"Es braucht mehr Frauen in der Politik und das auf allen Ebenen. Denn ihre Perspektiven und Kompetenzen stärken unsere Demokratie und führen zu ausgewogeneren Entscheidungen", sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher. Und Roland Psenner, Präsident von Eurac Research, betonte: "Chancengleichheit wird den Frauen nicht geschenkt. Sie ist ein Recht."
Laut dem Global Gender Gap Report 2025 des World Economic Forum hat noch kein Land weltweit die Gleichstellung erreicht. Island führt das Ranking mit 92,6 Prozent an, gefolgt von Finnland mit 87,9 Prozent und Norwegen mit 86,3 Prozent. Untersucht wird u.a. die politische und wirtschaftliche Teilhabe von Frauen. Italien hat sich zwar um 2 Positionen verbessert, liegt aber weit abgeschlagen auf dem 85. von 148 Plätzen. "Den neuesten Berechnungen folgend wird es noch 123 Jahre bis zur weltweiten Gleichstellung dauern", sagte die Präsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit, Ulrike Oberhammer, die die Zahlen vorstellte. "Kein Land, auch nicht Südtirol, kann es sich leisten, so lange zu warten. Deshalb fordern wir eine rasche Umsetzung des Gleichstellungsaktionsplans und der darin definierten Maßnahmen und Ziele! Gehen wir es gemeinsam an!", forderte Oberhammer.
Vizepräsidentin Nadia Mazzardis verwies auf das Impostor-Syndrom – jenes Gefühl, das Frauen ständig glauben lässt, nicht gut oder kompetent genug zu sein und beschrieb dies nicht als weibliche Schwäche, sondern als Ergebnis einer Kultur, die Frauen ausschließe. "Jetzt, wo wir mehr Gemeinderätinnen und Bürgermeisterinnen haben, ist es wichtig, dass sie sichtbar sind und sich ihren Raum nehmen. Mit dem neuen Kurs werden die Kompetenz und das Netzwerk der Frauen wachsen – und dieses lästige Gefühl der Unzulänglichkeit, das Frauen oft auch in Erfolgsphasen haben, wird kleiner werden."
Bis 30. Juni zum Aufbau-Lehrgang anmelden
Der Aufbau-Lehrgang für Frauen in der Gemeindepolitik, der im Juli startet, richtet sich vor allem an Frauen, die im Mai in einen Südtiroler Gemeinderat oder Gemeindeausschuss gewählt wurden, und ist grundsätzlich offen für alle politisch interessierten Frauen. Ziel ist es, das Wissen zur Arbeit in den Gemeindestuben zu vertiefen und vor allem das Netzwerk der politisch aktiven Frauen zu vergrößern. Die Anmeldung zum Lehrgang ist noch bis zum 30. Juni möglich. Geplant sind insgesamt 10 Einheiten, die am 24. Oktober mit einer Abschlussveranstaltung enden.
Informationen: chancengleichheit.provinz.bz.it/de
LPA/san