Kulturgüter in Südtirol

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Schering's Formalin-Lampe "Hygiea"

Kleine Spirituslampe mit Einsatz zum Vergasen von Formalinpastillen. Aufwändig gestalteter Verpackungskarton mit aufgedruckter Gebrauchsanleitung. Am Dochtrohr ist eine Kette mit Kappe angelötet, welche bei Nichtgebrauch auf das Dochtrohr gesteckt wurde, um ein rasches Verdunsten des Spiritus zu vermeiden.

Inventarnummer:
05677
Sammlung:
Originalbestand der Stadtapotheke Peer in Brixen
Datierung:
1897 - 1899
Material:
Messing, Glas, Karton
Institution:
Pharmaziemuseum Brixen
Maße:
Lampe Höhe 190 mm, Verpackung Höhe 195 mm, Seiten Breite 88 mm, Zylinder Höhe 108 mm, Durchmesser 48 mm, Spiritustank Durchmesser 80 mm, Gewicht 325 g
Historische-kritische Angaben:
Um 1900 erhielt dieses Gerät viele Auszeichnungen und wurde als Neuheit euphorisch gefeiert. Die kleine Lampe zum Hausgebrauch sollte Gerüche binden, Lebensmittel konservieren und Krankheitskeime vernichten.
Zur Raumdesinfektion füllte man den unteren Behälter mit Brennspiritus, legte oben Formalin-Pastillen ein und entzündete den Docht. Die Hitze der Flamme überführte die Pastillen in Formaldehyd-Gas, das sieben Stunden einwirken sollte. Danach war der Raum laut Gebrauchsanleitung „längere Zeit zu lüften“. Der Text enthielt keine Warnhinweise und beschrieb Gerät wie Befüllung als völlig unschädlich. Erst später wurde Formaldehyd als Schadstoff erkannt und sein Einsatz auf hoch ansteckende Infektionen wie Milzbrand beschränkt.
Seit den 1960er Jahren werden medizinisch-pharmazeutische Substanzen und Geräte schon vor ihrer Zulassung intensiven Prüfungen unterzogen. Deshalb kann man heute medizinischen Neuerungen weit mehr vertrauen als früher und sie im Bewusstsein der wissenschaftlichen Kontrollen mit Zuversicht und Mut annehmen.

Folgende Patente wurden vergeben:
Patent DE 96671 vom 13. November 1896 über einen Apparat zur Desinfektion mit Formaldehyd und DE 104236 vom 13. November 1896 über das Verfahren zur Desinfektion mittels Formaldehyds.
Anmerkung: Diese Lampe wurde zur direkten Anwendung in Krankenzimmern empfohlen. Hierbei sollte durch die geringere Dosierung des Formalins eine desodorierende und desinfiziernde Wirkung eintreten.

Für diese Raumdesinfektion war dann der Apparat Aesculap - selbstverständlich von der selben Firma - mit einem erheblich größeren Verdampfungsvermögen im Angebot.
Zur Desinfektion von Räumen und Gegenständen wurde bis zu 2,5 Gramm Formalin pro Kubikmeter Raumluft empfohlen.
Die LD50/4h das sind 580mg pro Kubikmeter Raumluft.
Versuchstiere z.B. Ratten verenden bei dieser Dosis innerhalb von vier Stunden!

 

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