Auswilderung von Steinböcken in der Kolonie Seekofel
Die Anfänge der Kolonie Seekofel gehen auf das Jahr 1966 zurück. Damals kaufte das Revier San Vito di Cadore sieben Stück Steinwild aus Pontresina in der Schweiz an und setzte sie im Gebiet der Croda Marcora in der Sorapissgruppe aus. Zwei der ausgesiedelten Tiere sonderten sich ab und siedelten sich zwischen der Hohen Geisel und dem Seekofel an. Bereits 1969 stellte sich dort erster Nachwuchs ein. Um die Besiedelung des Gebietes voranzutreiben, wurden 1975 auf Belluneser Seite weitere 12 Tiere ausgesetzt. In den Folgejahren konnte der Bestand auf ca. 70 Tiere ansteigen. Durch das Auftreten der Räudemilbe in den Jahren 2004 jedoch wurde der gesamte Steinwildbestand wieder ausgelöscht. Im Jahr 2006 konnte in der Kolonie Seekofel kein Steinwild beobachtet werden.
Die Kolonie Seekofel war eine der beiden Wechselkolonien Südtirols. Die Wintereinstände befanden sich zum Großteil auf den südseitigen Hängen im Belluneser Gebiet. Im Sommer wechselten die Tiere für wenige Monate auf die Südtiroler Seite. Dann traf man sie bevorzugt am Fuße des Seekofels oder in den nordostseitigen Felsabbrüchen und Karen des Roten Turms und der Kleinen Gaisl an.
In den Jahren 2011 und 2012 wurden auf Südtiroler Seite insgesamt 5 Tiere ausgewildert. Die Steinböcke, 3 Männchen und 2 Weibchen, stammen aus dem Lombardischen Teil des Nationalparks Stilfser Joch. Alle Tiere wurden markiert; die zwei weiblichen Gaisen wurden zusätzlich mit einem GPS-Halsband versehen. Anhand der Peilungen konnten ihre Wanderungen im Verlauf zweier Jahre genau verfolgt werden.
Auf Belluneser Gebiet wurden in den Jahren 2009 bis 2011 ebenfalls Steinböcke ausgesetzt, 9 Gaisen und 5 Böcke.
Anhand der Beobachtungen und der Entwicklung der Population kann bestätigt werden, dass sich die Kolonie Seekofel wieder aufbaut. Wie viele Tiere es mittlerweilen tatsächlich sind, soll durch eine Zählung geklärt werden. Angesichts der im Gadertal wieder vermehrt auftretenden Gamsräude bleibt zu hoffen, dass die Tiere von einem erneuten Räudebefall verschont bleiben.
Das erste weibliche Steinwild wurde am 30.05. 2012 in der Nähe der Rossalm freigelassen. Wie aus anderen Auswilderungen bekannt, erkunden die Tiere in den ersten Monaten nach der Freilassung ihre neue Umgebung auf der Suche nach dem idealen Lebensraum. Diese Suche führte das Tier vom Dürrenstein im Osten bis zum Monte Paracia im Westen oberhalb von St. Vigil in Enneberg. Wie bereits bei den Steinböcken der damaligen Kolonie Seekofel befindet sich der Wintereinstand auf den Südhängen im Belluneser Gebiet und zwar unterhalb der Hohen Gaisl. Die Peilungen des Halsbandes ergaben, dass sich das Tier in den Monaten von November bis Anfang Juni in diesem Gebiet aufhält. Den Sommer über verbrachte die Gais hingegen im Gebiet der Rotwand und der Kleinen Gaisl.
Die letzte Beobachtung im März 2015 ergab, dass die Steingais von weiteren Tieren begleitet wird. Die beobachtete Gruppe hatte eine Größe von 10 Tieren: 2 ältere Gaisen, 4 Jungtiere und 4 Böcke, darunter auch der ausgewilderte dreijährige Steinbock.
Die zweite Steingais wurde am 03.10.2012, ebenfalls in der Nähe der Rossalm, ausgewildert. Die ersten Tage verbrachte die Gais in der Gegend der Rauhen Gaisl. Dann wanderte sie in die Provinz Belluno, ins Gebiet von "Croda de r’Ancona". Den ersten Winter verbrachte das Tier im Revier von Enneberg, unterhalb des Muntejela des Senes. Im Juli 2013 konnten Peilungen im Gebiet des Seekofels und der kleinen Gaisl notiert werden. Seit Setember 2013 ist die Steingais wieder zurück nach Muntejela de Senes gewandert, wo sie ihren aktuellen Sommer- und Wintereinstand hat. In dieser Gegend konnten auch weitere Steinböcke beobachtet werden.
Anfang Mai ist dem Mitarbeiter vom Amt für Naturparke David Vallazza gelungen die besenderte Steingais zu fotografieren. Erfreulich dabei war, dass sie ein Kitz führte.