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Autonomie-Zentrum im Bibliothekenzentrum: Konzept vorgestellt

Autonomie und Minderheitenschutz bestmöglich vermitteln: Das soll ein Autonomie-Zentrum im neuen Bibliothekenzentrum in Bozen. Das Konzept haben politisch Verantwortliche und Planende vorgestellt.

"United in Diversity" ist das Motto des neuen Autonomie-Zentrums das im Bibliothekenzentrum in Bozen entstehen wird. Im Bibliothekenzentrum werden bekanntlich die Landesbibliothek "Dr. Friedrich Teßmann", die italienische Landesbibliothek "Claudia Augusta" und die Stadtbibliothek Bozen "Cesare Battisti" auf rund 15.000 Quadratmetern in fünf oberirdischen und zwei unterirdischen Geschossen unter einem Dach vereint. In diesem "Haus der Medien für alle Sprachgruppen und Generationen" mit zwei Millionen Büchern und Medien wird auch ein neues Autonomie-Zentrum Raum finden. Das Projekt für dieses Autonomie-Zentrum wurde heute (15. Dezember) im Landhaus 1 in Bozen durch Landeshauptmann Arno Kompatscher und Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi gemeinsam mit den Architekten von Atelier Brückner im Beisein des Sonderbeauftragten für Minderheitenfragen bei der Vereinten Nationen, Fernand De Varennes, vorgestellt. Das Konzept für das Autonomie-Zentrum und dessen Eingliederung in das Bibliothekenzentrum, der kürzlich die Landesregierung und die Gemeinde Bozen zugestimmt haben, hat eine Arbeitsgruppe unter Begleitung des Stuttgarter Architektenteams "Atelier Brückner" und des Centers for Autonomy Experience von Eurac Research ausgearbeitet. An der heutigen Vorstellung nahmen auch die drei Kulturlandesräte Philipp Achammer, Daniel Alfreider und Giuliano Vettorato sowie Mitglieder der Arbeitsgruppe teil, in der die zuständigen Landestellen (Kulturabteilungen, Bibliotheken, Denkmalamt) mit Eurac sowie den Unis Bozen und Innsbruck zusammengearbeitet haben.

"In diesem Autonomie-Zentrum wollen wir unsere Autonomie und das ausgeklügelte Konzept des Minderheitenschutzes, das dahintersteht, darstellen", erklärte bei der heutigen Vorstellung Landeshauptmann Arno Kompatscher. Zum einen solle der Wert der Autonomie optimal vermittelt werden. "Dabei geht es nicht um einen 'Melting Pot' sondern um die Stärkung der Identität und das Zusammenfinden und Zusammenleben starker Identitäten als Mehrwert im Sinne von 'United in Diversity'." Zudem solle das neue Zentrum zum Referenzpunkt in für Autonomie und Minderheitenschutz werden. "Wir wollen unsere Erfahrungen teilen und nach Möglichkeit die Befriedung ethnischer Konflikte unterstützen", sagte der Landeshauptmann. Das Bibliothekenzentrum biete den geeigneten Rahmen für ein solches Referenzzentrum. Alle beteiligten Partner, auch die Bibliotheken als Hausherren, hätten sich für dessen Integration ins Bibliothekenzentrum ausgesprochen. Delegationen und Besuchenden aus aller Welt werde das Modell der Südtirol-Autonomie über vier Etagen, in vier Sprachen und über die vier Säulen Geschichte, Autonomie und Minderheitenschutz, internationale Konflikte und Zukunft vorgestellt. 

Der für den Hochbau zuständig Landesrat Massimo Bessone beleuchtete die Vorgeschichte des Bibliothekenzentrums: die Genehmigung des Raumprogramms  die Unterbringung im ehemaligen Schulhaus "Pascoli-Longon" 2000, die Entscheidung des Projektierungswettbewerb für das Projekt des mittlerweile verstorbenen Architekten Christoph Mayr-Fingerle 2006, die Ausschreibung der Bauarbeiten 2016, der Zuschlag an das Bauunternehmen "Condotte" 2017, gegen das im Jänner 2018 das Konkursverfahren eröffnet wurde, und schließlich im Jänner dieses Jahres der Zuschlag an die zweiplatzierte Bietergemeinschaft unter der Federführung des Bauunternehmens CMP, die nun das Bibliothekenzentrum bauen wird. "Seit der ersten Weichenstellung 2000 ist viel Zeit vergangen", gab Landesrat Bessone zu bedenken, "in dieser Zeit haben in dieser Angelegenheit die Anwälte mehr gearbeitet als die Ingenieure." Das werde sich nun ändern, kündigte der Landesrat an, der für 2024 mit dem Baubeginn rechnet. 

Er freue sich, dass das diesjährige Autonomiejubiläum zum Entstehen des Autonomie-Zentrums geführt habe, erklärte Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi. Dieses Zentrum  dürfe nicht nur der Dokumentation dienen, sondern müsse lebendig sein, der Kultur, der Forschung und der Kreativität Raum bieten. Bozens Bürgermeister erinnerte daran, dass die Stadt Bozen das Bibliothekenprojekt von Anfang an mitgetragen und das Gelände dafür zur Verfügung gestellt habe.

Für das Stuttgarter Atelier Brückner, das seit über 25 Jahren Museen gestaltet und letzthin auch im Besucherzentrum des EU-Parlaments abstrakte Inhalte erleb- und erfahrbar gemacht hat, präsentierte Kathrin Milic-Grunwald die Konzeptstudie. Diese ist in Zusammenarbeit mit einer 24-köpfigen Arbeitsgruppe in sechs Monaten erstellt worden. Demnach wird sich das Autonomie-Zentrum über 1600 Quadratmeter auf vier Etagen - vom Erdgeschoss bis zur Dachterrasse - erstrecken und offene Elemente und geschlossene Räume umfassen. Im Erdgeschoss erfolgen der "Autononomieprolog" und die Verortung der Autonomie mittels Karte. Um die Zukunft der Autonomie geht es im ersten Stock. Die Autonomie heute und im internationalen Kontext wird im zweiten Stock auch über Erlebnisräume und Rollenspiele interaktiv erzählt. Um die Geschichte der Autonomie und Autonomiegeschichten geht es dann im dritten Stock. Auf der Dachterrasse soll schließlich ein Autonomiegarten mit Autonomiepavillon auch Platz für Veranstaltungen bieten. 

Der Sonderberichterstatter für Minderheitenfragen im UN-Menschenrechtsrat, Fernand de Varennes, bezeichnete Südtirols Autonomie als Beispiel für die Prävention und friedliche Lösung von Konflikten in Europa und anderswo. Dieses Modell stelle eine Verantwortung dar, die international geteilt werden müsse. "Diesem Auftrag, die Verantwortung und Erfahrung zu teilen, komme Südtirol mit dem Autonomie-Zentrum nach, ganz im Sinne von 'United in Diversity", sagte der UN-Sonderberichterstatter für Minderheitenfragen.


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LPA/jw