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Forschung im Bereich der Glaziologie: Tagung in Meran
Die Mitglieder des Italienischen Glaziologischen Komitees haben im Zuge ihrer Sommerversammlung in Meran auch eine Exkursion auf dem Gletscherweg in Sulden durchgeführt.
Zwei intensive Tage zum Thema Glaziologie haben an diesem Wochenende die Mitglieder des Italienischen Glaziologischen Komitees (Comitato Glaciologico Italiano) in Meran, Sulden und Stilfs verbracht: "Dabei", fasst der Direktor des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen Roberto Dinale zusammen, "ging es nicht nur um Zahlen, die den unaufhaltsamen Rückgang der Gletscher Südtirols und des gesamten Alpenbogens belegen. Vielmehr haben wir auch über die Folgen diskutiert, die sich aus dem Gletscherschwund ergeben, wobei die Rolle der Wissenschaft im Allgemeinen und des Italienischen Glaziologischen Komitees im Besonderen vertieft wurde. Es gilt, das richtige Verständnis sowie das Bewusstsein für die derzeit erfolgenden Phänomene zu fördern und so die Entscheidungen und das künftige Verhalten der Entscheidungsträger wie auch jeder und jedes Einzelnen zu beeinflussen." Dinale hat die Tagung mit Pietro Bruschi, dem Koordinator des Glaziologischen Dienstes des italienischen Alpenvereins Club Alpino Italiano CAI Südtirol organisiert.
Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler bringt seinen Dank für die Organisatoren und auch alle Teilnehmenden für den konstruktiven Austausch zu diesem zeitgemäßen und wichtigen Thema zum Ausdruck: "Der Rückzug der Gletscher hat gravierende Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und die Fließgewässer. Deshalb gilt es, die zentrale Bedeutung für ihren Schutz noch stärker in das gesellschaftliche Bewusstsein zu heben."
Das Italienische Glaziologische Komitee ist seit 1895 tätig und hat die Aufgabe, die Forschung im Bereich der Glaziologie auf nationaler und internationaler Ebene zu fördern und zu koordinieren; Südtirol ist ständiges Mitglied dieses Gremiums. Einige bekannte Namen der italienischen Glaziologie hatten den Vorsitz des Komitees inne, darunter Ardito Desio, Giovan Battista Castiglioni und Claudio Smiraglia, derzeitiger Vorsitzender ist Valter Maggi von der Universität Mailand-Bicocca.
Wissenschaftliche Kommunikation als Entscheidungshilfe
Der stellvertretende Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Willigis Gallmetzer und der Präsident des Italienischen Alpenvereins Carlo Zanella, der Bürgermeister von Meran Dario Dal Medico als Hausherr und Oberleutnant Riccardo Gismondi als Vertreter der gastgebenden Organisation überbrachten ihre Grüße an die Teilnehmenden der wissenschaftlichen Tagung. Sie betonten die Wichtigkeit von Forschung und wissenschaftlicher Kommunikation, um Verwaltungen und Entscheidungsträger in die Lage zu versetzen, die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig verwiesen sie auf die Bedeutung der Vernetzung, um Methoden und Strategien auszutauschen und die Ressourcen zu optimieren.
Luca Carturan von der Universität Padua stellte die jüngsten Veränderungen in den Gletschern der Ortler-Cevedale-Gruppe vor, während Sara Savi von der Universität Potsdam sich auf die Entwicklung des Sulden-Gletschers konzentrierte, der von besonderem Interesse ist, weil er größtenteils von Schutt bedeckt ist und daher einer etwas anderen Dynamik unterliegt als die meisten anderen Gletscher. In ihren Referaten legten Jean Pierre Fosson und Paolo Perret von der Stiftung Montagna Sicura des Aostatals ihre Erfahrungen dar und riefen zur Wahrnehmung der Gefahren in der glazialen und periglazialen Umwelt und vor allem zu deren Kommunikation auf. Roberto Francese von der Universität Parma stellte die Ergebnisse der Sachverständigengutachten zum Gletschersturz an der Marmolata am 3. Juli vergangenen Jahres vor und damit die Ursachen, die zu dieser unvorhersehbaren Tragödie geführt hatten. Einen Blick in die Zukunft warf Francesco Comiti von der Freien Universität Bozen, der sich mit den von Gletschern freigesetzten und von Wasserläufen transportierten Sedimenten befasste, während Riccardo Barella von Eurac Research den Beitrag der Satellitenfernerkundung zur Gletscherüberwachung erläuterte.
Besichtigung der Pegelmessstation Stilfser Brücke
Auf dem Programm stand auch einen Besuch der innovativen Pegelmessstation von Stilfser Brücke, mit der auch das Feststoffmonitoring, also die Erfassung von Schwebstoffen und Geschiebe im Suldenbach erfolgt, wie Rudi Nadalet vom Landesamt für Hydrologie und Stauanlagen bei der Vorführung der Messstation darlegte. Ein bewegender Moment war die Enthüllung einer Gedenktafel an dieser Pegelmessstation zum Gedenken an den Forscher Velio Coviello, der im April bei einem Lawinenunglück ums Leben gekommen war, und dessen Arbeit und Fachwissen wesentlich zum Bau dieser Überwachungsstelle beigetragen haben.
Bei einem Besuch des Museums in Sulden ermunterte Hausherr Reinhold Messner die Mitglieder des Italienischen Glaziologischen Komitees, die Dokumentation und Erforschung einer historischen Epoche fortzusetzen, die von Klimaveränderungen und großen Veränderungen der Gebirgswelt geprägt ist. Die ausgestellten Exponate und die zahlreichen Kunstwerke, insbesondere die Gemälde von Julius Payer und Edward Thomas Compton, stießen auf reges Interesse.
Exkursion auf dem Suldner Gletscherweg
Am zweiten Tag wanderte die Gruppe auf dem Suldner Gletscherweg zwischen der Schaubach-Hütte und der Hintergrad-Hütte und vertiefte dabei die zahlreichen Themen der Tagung. Wichtig war dabei auch die logistische Unterstützung durch die Seilbahnen Sulden. An der Exkursion nahm auch eine Gruppe von Gletscherbeobachtern des CAI Südtirol teil, die ihre praktischen Erfahrungen bei der Überwachung von Gletschern einbrachten.
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LPA/red/mac