GPS Monitoring
Beobachtung der Rutschungen von Corvara, Trafoi und am Madrutberg
Rutschung von Corvara
Im Frühjahr 2000 hat die Gemeinde Corvara den Entschluss gefasst, mit der Universität Modena und Reggio Emilia sowie mit der Abteilung Wasserbauten der Autonomen Provinz Bozen – Sonderbetrieb für Wildbach- und Lawinenverbauung, die Rutschung südöstlich des Dorfzentrums von Corvara beobachten zu lassen.
Diese große Rutschung erstreckt sich oberhalb des Dorfes in Richtung Campolongo-Pass-Straße bis zum Golfplatz, von dort Richtung Pralongià-Hütte, Bioch-Hütte, Ciablun, Arlara. Die Gesamtfläche der Rutschung umfasst ca. 300 ha. Seitens des Sonderbetriebes für Wildbach- und Lawinenverbauung wurde das Amt für Forstplanung – Abteilung Forstwirtschaft mit den Vermessungsarbeiten beauftragt.
Nachdem die Zusammenarbeit mit der Universität Modena und Reggio Emilia im Jahr 2004 abgeschlossen worden ist, wurde zwischen den Landesabteilungen Forstwirtschaft und Wasserschutzbauten sowie dem Amt für Geologie vereinbart, die Beobachtung der Erdbewegung von Corvara, weiterzuführen.
Im Jahr 2010 hat das Institut für angewandte Fernerkundung der Europäischen Akademie das Projekt „Lawina“ gestartet, welches mittels Anwendung neuartiger Satelliten-Radartechnologien die dauerhafte Beobachtung von Rutschungen ermöglichen soll. Die Rutschung von Corvara wurde als Testgebiet ausgewählt, weil für diese Rutschung u.a. GPS-Messungen der letzten 10 Jahre als Vergleichsdaten zur Verfügung stehen. Dabei wurden von der Eurac auf elf ausgesuchten, bestehenden GPS-Messpunkten innerhalb der Rutschung Reflektoren installiert, welche das von den Satelliten ausgesendete Radarsignal reflektieren sollen. Das Amt für Forstplanung lieferte im Rahmen der jährlichen Messungen die notwendigen Messdaten, welche zur Überprüfung dieses neuen Systems notwendig sind.
Im Jahr 2012 wurden von der Eurac die Resultate dieser Satelliten-Radarüberwachung der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ergebnisse sind zufrieden stellend, sodass in Absprache mit allen beteiligten Partnern eine Fortführung des Projektes beschlossen wurde, bei der die Anzahl der Messpunkte erweitert wird und noch einige technische Verbesserungen umgesetzt werden sollen. Es werden dabei ein neuer Reflektortyp und auf einigen ausgesuchten Punkten ein dauerhaftes GPS-Überwachungssystem installiert.
Das Amt für Forstplanung wurde beauftragt, weiterhin jährlich eine Messung auf den übrigen Punkten durchzuführen. Somit wird die Fortführung dieser Serie von Messungen garantiert, welche auf nationaler Ebene einzigartig ist.
Rutschung von Trafoi
Anhand der Erfahrungen im Rutschungsgebiet von Corvara wurde entschieden, auch für die Rutschung von Trafoi dieselbe GPS-RTK Technik anzuwenden.
Die Rutschung befindet sich auf der orografisch linken Seite, oberhalb des Dorfes von Trafoi, zwischen der oberen Tartscher Alm und der Furkelhütte, auf einer Meereshöhe zwischen 2200 und 2700 m. Es wurden 11 Punkte ausgewählt und im Gelände verpflockt, auf denen das Monitoring der Rutschung durchgeführt wird. Außerdem wurden 2 Örtlichkeiten als Bezugspunkte (Reference) ausgesucht. Die Beobachtungspunkte wurden im Gelände mit Stahlplatten auf anstehendem Fels oder auf einer betonierten Unterlage fixiert. Die Arbeiten wurden vom Forstinspektorat Schlanders und der Forststation Prad im September 2007 durchgeführt.
Die Vermessung und Berechnung der Koordinaten der 2 Bezugspunkte wurden mit GPS Leica Geräten vom Landesamt für geodätische Vermessungen statisch durchgeführt.
Die erste Messung, der 11 innerhalb der Rutschung liegenden Punkte, wurde im Oktober 2007 mit GPS Trimble 4700 in RTK durchgeführt, drei Beobachtungen wurden im Jahr 2008 gemacht und für die darauf folgenden Jahre hat sich die Anzahl von 2 Messungen pro Jahr eingependelt.
Im Jahr 2012 wurde auf die statische Messmethode (Rapid-Static) umgestellt. Des Weiteren wurde eine kleine Neuerung eingeführt: Im Unterschied zu den vorherigen Messungen ist ab nun jeder Punkt nur mehr einmal aufzusuchen. Dieser Zeitgewinn wird durch einen zusätzlichen GPS-Empfänger erzielt, wodurch beide Bezugspunkte (Reference) gleichzeitig eingemessen werden können. Weiters erwartet man sich durch diese neue Konstellation eine Erhöhung der Genauigkeit.
Beobachtungen am Madrutberg
Ausgehend von den Ergebnissen der Beobachtungen Corvara und Trafoi hat das Amt für Geologie ein weiteres Projekt gestartet, welches eine Serie von GPS-Beobachtungen zur Überwachung der Madrutwand vorsieht. Die Madrutwand befindet sich direkt oberhalb der Ortschaft Laag im Unterland.
Das Amt für Forstplanung wurde dabei mit den Vermessungsarbeiten beauftragt.
Im Jahr 2011 wurde vom Forstinspektorat Bozen I und der Forststation Neumarkt die Materialisierung der insgesamt acht Messpunkte durchgeführt, 6 davon als Beobachtungspunkte und 2 als Bezugspunkte (Reference).
Im Jahr 2012 wurden erste Messungen durchgeführt. Dabei wurde dieselbe Vorgangsweise angewandt, wie sie bereits bei der Rutschung von Trafoi zum Einsatz gekommen ist. Im Jahr 2013 wurden in den Monaten Mai und August zwei Messungen durchgeführt. Wie erwartet sind die Bewegungen sehr klein, sodass erste aussagekräftige Ergebnisse erst nach einer Reihe von Messungen gemacht werden können.