”Hemerobiestudie” - Wie natürlich ist der Wald in Südtirol?

Charakteristik des Projektes

Im Projekt „Hemerobiestudie in Südtirol“ wurde im Jahr 1997 untersucht wie naturnah die Wälder Südtirols sind bzw. in welchem Ausmaß der Mensch das Ökosystem Wald beeinflusst hat. Damit die Bewertung der Naturnähe objektiv und allgemein nachvollziehbar ist, wurde die Anpassung des Hemerobiekonzeptes und die Ausarbeitung des erhobenen Datenmaterials der Forschungsgruppe Wald der Abteilung für Vegetationsökologie und Naturschutzforschung der Universität Wien und dem Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur Wien anvertraut.

Datenerhebung

Die Datenerhebung erfolgte auf den 349 fixen Stichprobepunkten der nationalen Forstinventur. Auf den 25m x 25m großen Aufnahmeflächen wurden über 70 eindeutig erfassbare und nachvollziehbare Einzelkriterien erhoben. So wurden u.a. die gesamte Bodenvegetation, die Naturnähe der Baumartenzusammensetzung, die Menge bzw. die Qualität des Totholzes, eine Vielzahl an Standortsmerkmalen sowie alle erkennbaren menschlichen Einflüsse aufgenommen.

Datenauswertung

Den erhobenen Daten, die sehr unterschiedliche Einheiten aufweisen (Festmeter, Prozente, Meter, Intensitätsstufen), wurde ein Relativwert von 1 (künstlich) bis 9 (natürlich) zugewiesen. Damit war eine Verknüpfung der Einzelwerte zu einem Hemerobiewert (Naturnähestufe) möglich.

Die Zuweisung der Relativwerte bzw. die Gewichtung der Einzelparameter erfolgte durch eine Expertenbefragung, d.h. über 30 Biologen, Ökologen und Forstpraktiker aus Österreich, Deutschland und der Schweiz haben dieses Bewertungskonzept gemeinsam ausgearbeitet.

Abbildung 1: Verknüpfungsbaum für die Berechnung des Hemerobiewertes aus den Einzelkriterien

Ergebnisse

Ergebnisse
Abbildung 2: Prozentueller Anteil der Naturnähestufen

Von der Gesamtwaldfläche Südtirols sind 35 % als naturnah bzw. natürlich einzustufen. Den größten Anteil (41 %) nehmen mäßig veränderte Wälder ein. Knapp ein Viertel der Wälder (24 %) müssen als stark verändert oder künstlich eingestuft werden.

Ergebnisinterpretation

Ergebnisinterpretation
Abbildung 3: Datenvergleich zwischen Südtirol und Österreich

Der Vergleich der Südtiroler Ergebnisse mit der Hemerobiestudie Österreich zeigt, dass der Natürlichkeitsgrad des Südtiroler Waldes hoch ist, was vor allem für ein Gebirgsland sehr wichtig ist. Naturnahe bis mäßig veränderte Wälder erfüllen neben der Nutzfunktion auch die Wohlfahrtswirkungen des Waldes und sind stabile Ökosysteme.

Für die Südtiroler Forstwirtschaft bedeuten die Ergebnisse, dass der Weg einer nachhaltigen und naturnahen Waldbehandlung auch in Zukunft weiterverfolgt werden soll.

Projektmitarbeit

  • Amt für Forstplanung
  • Abteilung für Vegetationsökologie und Naturschutzforschung der Universität Wien
  • Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur Wien