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14.09.2001 - Zugunglück in Gossensaß

Haarscharf an einer Katastrophe vorbei

Foto: BF Bozen
Zwei tote Lokführer, fünf Verletzte und riesengroßer Sachschaden sind die Bilanz eines Zugunglückes das sich am Freitag um 4.14 Uhr 400 Meter nördlich des Bahnhofes Gossensaß ereignete. Zwei Güterzüge und der Expresszug Neapel-München hatten sich ineinander verkeilt. Der Zugverkehr war für 2 Tage unterbrochen. Ein von Brenner in Richtung Bozen fahrender Güterzug hielt kurz vor 4 Uhr im Gossensasser Bahnhof wegen überhitzter Bremsen an. Der letzte Wagen der Garnitur stand etwa 400 Meter vor dem Bahnhof. Vom Brenner fuhr kurze Zeit später ein zweiter Güterzug südwärts. Die Signale für diesen Zug standen auf Rot. Die beiden Lokführer dieses Zuges hielten einige Minuten an und fuhren dann laut Vorschrift mit Tempo 23 bis 24 km/h „auf Sicht“ weiter. Die Bahnvorschriften sagen, dass die Nichtbeachtung der roten Ampel möglich ist, wenn die Lokführer sich zuvor informiert haben, was der Grund für diese Haltegebot ist, und die Weiterfahrt für angebracht halten. Jedoch bemerkten sie den vor Gossensaß stehenden Zug nicht und prallten voll auf den letzten agen, der sich auf Höhe ihres Sitzes fast zwei Meter in ihre Lokomotive bohrte. Beide Männer wurden schwerstens verletzt und in dem Eisenhaufen eingeklemmt. Einer von ihnen starb auf der Stelle. Der zweite Lokführer, der während der verzweifelten Bergungsversuche noch bei Bewusstsein war, erlag zwei Stunden nach dem Zusammenprall den schweren Verletzungen. Durch den Aufprall wurde die Lok samt dem aufgespießten Waggon aus den Schienen auf die Mitte des Bahnkörpers geschleudert. Genau vier Minuten später nahte mit rund 90 km/h von Süden der Express Neapel-München. Dessen Lokführer sah im letzten Augenblick den Waggon auf seine Gleis- zu spät. Mit Donnerkrachen rasten die beiden Loks des Expresszuges in das Hindernis. Sie wurden nach links auf den Geleisen geworfen und wühlten sich den Bahndamm hinunter, wo sie quer zur Bahnlinie zum Stehen kamen. Die drei Lokführer des Expresszuges konnten leicht verletzt den Führerstand ihrer Lokomotiven verlassen. Die ersten zwei Wagen des Expresszuges, die glücklicherweise leer waren, wurden regelrecht zusammengebogen. Die Schaffnerin sowie 3 weitere Passagiere, die in den letzten Waggons schliefen, mit leichten Verletzungen davon. Eine Hundertschaft an Rettungskräften wurde zum Unfallort beordert. Freiwillige Feuerwehren der Umgebung, Berufsfeuerwehr, verschiedene Einheiten der Polizei, Carabinieri, Finanzwache, Weißes Kreuz, Notärzte, Notfallseelsorge, sowie zahlreiche Mitarbeiter der Staatsbahnen. Text: Dolomiten Norbert Bacher

PG

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