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Studie über Arbeitszeit und Arbeitsbelastung des Lehrpersonals vorgestellt

LPA - Rund 70 Prozent der Lehrpersonen in Südtirol stehen hinter ihrer Berufswahl und würden sich erneut für den Lehrberuf entscheiden. Zwanzig Prozent der Lehrpersonen sind mit ihrem Beruf sehr zufrieden, weitere fünfzig Prozent sind insgesamt zufrieden. Diese Ergebnisse brachte die von der Südtiroler Landesregierung im vergangenen Schuljahr in Auftrag gegebene Studie über die Arbeitszeit und Arbeitsbelastung der Lehrpersonen. Die vom Institut für Sozialforschung und Demoskopie "Apollis" durchgeführte Untersuchung wurde heute (Dienstag, 20. Dezember) in Anwesenheit der drei Schullandesräte Otto Saurer, Luisa Gnecchi und Florian Mussner im Palais Widmann in Bozen vorgestellt. Sie soll unter anderem als Grundlage für die anstehenden Vetragsverhandlungen herangezogen werden.

Die drei Schullandesräte Otto Saurer, Luisa Gnecchi und Florian Mussner bei der heutigen Vorstellung der Studie über die Arbeitsbelastung der Lehrpersonen
Genugtuung ziehen die Lehrpersonen vor allem aus ihrem täglichen Kontakt zu Kindern und Jugendlichen, die pädagogische Arbeit und die sozialen Kontakte auch zu Kolleginnen und Kollegen wurden von den meisten Lehrpersonen als wichtige bereichernde Aspekte ihrer Arbeit bewertet, gefolgt von dem Abwechslung zwischen Unterrichts- und Ferienzeiten und die Fortbildungsmöglichkeiten.

Die Arbeitszeitschwankungen werden in der Untersuchung auch definiert: So gibt es Arbeitswochen mit wenigen oder keinen Arbeitsstunden und Wochen mit bis zu 120 Arbeitsstunden. Die effektive jährliche Arbeitszeit - Vorbereitung, Korrekturen und Fortbildung eingeschlossen - wurde mit durchschnittlich 1643 Stunden erhoben, was einer mittleren Jahresarbeitszeit eines Landesbediensteten von 1670 Stunden entspricht.

Unzufrieden sind Lehrpersonen vor allem mit der als mangelhaft empfundenen Unterstützung bzw. Wertschätzung durch die Behörden und dem vermeintlich schlechten Image in der Öffentlichkeit. Auch die Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Schule und die Karrierechancen werden als wenig zufriedenstellend eingestuft.

Als belastend empfinden Lehrpersonen außerdem die Reformen und ständigen gesetzlichen Neuerungen, die geistige Dauerbelastung sowie der Zeitdruck in Prüfungs- und Bewertungsperioden. Verhaltensauffällige Schüler, bei denen Lehrpersonen das Gefühl haben, gesellschaftliche Missstände kompensieren zu müssen, zählen ebenfalls zu den Hauptbelastungsfaktoren.

"Diesen Lasten stehen neben den Ferien, als Zeit der Erholung, eine Reihe von Pluspunkten gegenüber, die vor allem die Autonomie des Lehrerberufs beschreiben: selbständiges Arbeiten, Lehr- und Methodenfreiheit, flexible Zeiteinteilung außerhalb des Unterrichts, Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. sonstigen – ehrenamtlichen oder entlohnten -  Tätigkeiten", so heißt es in der zusammenfassenden Bewertung der Studie, "aus dieser Gegenüberstellung wird klar, warum Lehrpersonen auf bestimmte Änderungen ihrer Arbeitsbedingungen, etwa die viel beklagte Bürokratisierung oder administrative Reformen so empfindlich reagieren: weil sie die persönliche Autonomie, die ihnen so wichtig ist, bedroht sehen."

Schullandesrat Otto Saurer bewertete die Studie als gute Grundlage für die zukünftigen Gespräche auch im Hinblick auf die Kollektivverhandlungen, "das Engagement der Lehrer verdient eine Verbesserung des Images, es muss an uns liegen, flankierende Maßnahmen zu treffen, um Belastungen entgegenzuwirken, wo sie zu groß werden".

Auch die italienische Schullandesrätin Luisa Gnecchi würdigte die wichtige Arbeit der Lehrpersonen für Schule und Gesellschaft, die diese über 30 bis 40 Jahre hinweg leisteten. An die Mehrbelastung der ladinischen Lehrpersonen wies der ladinische Schullandesrat Florian Mussner hin. Außerdem stellte er in die soziale Komponente im Engagement der Lehrpersonen in den Mittelpunkt: 23 Prozent gehen neben ihrer Arbeit einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach, 14 Prozent betreuen zu Hause einen Pflegefall, ganz abgesehen davon dass fast 60 Prozent Elternteile sind. 

Die Studie zur Arbeitszeit und Arbeitsbelastung des Lehrpersonals an Südtirols Schulen war auf Initiative der drei Schullandesräte und des Personallandesrates Thomas Widmann im Jahr 2004 in Auftrag gegeben worden, um Arbeitszeit, Aufgaben und berufsbezogener Beanspruchung der Lehrerinnen und Lehrer detailliert zu erheben. Sie liefert außerdem ein genaues Bild über die Zusammensetzung des Lehrpersonals, das zu gut drei Vierteln aus Frauen besteht und durchschnittlich 17 Jahre Berufserfahrung mitbringt.

Methodisch wurde die Untersuchung so angelegt, dass sie ein repräsentatives Bild der Situation aller Lehrpersonen in Südtirol liefert, sowohl was die Zusammensetzung der Lehrerschaft nach Schultypen, Unterrichtsfächern, Schulorten, Lehraufträgen usw. als auch die unterschiedliche Art der Tätigkeiten, die im Lauf eines Schuljahrs anfallen, betrifft.  

Durchgeführt wurden die Erhebungen im vergangenen Schuljahr. Von den 2294 ausgefüllten Fragebögen (Rücklaufquote: 44 Prozent, bei stärkerer Beteiligung der deutschen und ladinischen Lehrpersonen) konnten schlussendlich 2236 für die Studie verwendet werden.

Die Untersuchungen wurden durch eine Arbeitsgruppe begleitet, die der deutschen Schulamstleiter Peter Höllrigl koordiniert hat. Die Untersuchungsergebnisse werden nun auch bei den Verhandlungen zur Erneuerung des Kollektivvertrages als Grundlage herangezogen.

jw

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