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LR Mussner zum 60. Jahrestag des Pariser Vertrags

LPA - „Wenn wir bedenken, wie klein die ladinische Volksgruppe zahlenmäßig ist, und wie gering das Verständnis des demokratischen Europa besonders für sehr kleine Minderheiten derzeit noch ist, dann können wir Ladiner zu Recht feststellen, dass das Pariser Abkommen durch seine breiteren Folgewirkungen auch den Ladinern eine gute Grundlage für das Weiterleben geboten haben“, sagt Ladinerlandesrat Florian Mussner anlässlich des 60. Jahrestages, der am morgigen 5. September begangen wird.

Landesrat Mussner erinnert daran, dass die ladinische Volksgruppe im Pariser Abkommen vom 5. September 1946 gar nicht erwähnt war und das Abkommen bei enger Auslegung auch gar nicht für die Ladiner gedacht war. Dennoch habe das Pariser Abkommen für die Ladiner einen ganz besonderen Stellenwert. „Dieser Stellenwert ergibt sich aus einer logischen Konkretisierung des demokratischen Grundprinzips betreffend den Schutz ethnischer Minderheiten“, sagt der Landesrat. „Die Staaten Italien und Österreich haben das Recht einer ethnischen Minderheit auf breit angelegten Schutz anerkannt und vertraglich festgehalten. Dieses Recht bekommt durch die Vereinbarung der beiden Staaten internationale Bedeutung. Es kann nicht ein ausschließliches Recht einer einzigen Minderheit im betreffenden Gebiet bleiben, da es ja dort noch eine zweite Minderheit gibt: die Ladiner. Das Recht der Ladiner auf umfassenden Schutz im Geiste des Pariser Abkommens musste allerdings erst durch langwierige Verhandlungen erkämpft werden“, erläutert Mussner. Die deutschsprachigen Südtiroler hätten die gleich oder ähnlich gelagerten Interessen der Ladiner von Anfang an in ihre Politik miteinbezogen und vertreten. Österreich als Partner des Pariser Abkommens und Schutzmacht Südtirols habe die Notwendigkeit des Schutzes der Ladiner in seine diplomatische und politische Verhandlungstätigkeit mit Italien eingebaut und Italien habe sich einer breiteren Interpretation des Pariser Abkommens nicht verschlossen, sagt Landesrat Mussner.

„Die ladinische Volksgruppe in Südtirol ist im Autonomiestatut, welches als Folge des Pariser Abkommens gelten kann, besonders im erweiterten Statut des Jahres 1972, erfasst worden“, betont Mussner. Verschiedene Schutzmaßnahmen, besonders bezüglich Sprache, Kultur, Brauchtum, aber auch Proporz und politische Vertretungsmöglichkeiten, seien nach und nach verabschiedet worden. Sämtliche Autonomiebestimmungen seien auch für die ladinische Volksgruppe wichtig, unterstreicht Mussner.

„Wir Ladiner können zu Recht feststellen, dass das Pariser Abkommen und seine Folgewirkungen unserem Volke, mit seinem Fleiß, seiner demokratischen Überzeugung, seiner Toleranz, auch mit seiner Intelligenz und Dynamik, eine wichtige Grundlage für das Weiterleben geboten haben. Daher nehmen wir das, was Italien und Österreich für uns möglich gemacht haben, mit Dankbarkeit und Wertschätzung zur Kenntnis. Gewiss: Es hätte noch mehr sein können, vor allem hätte vieles schneller gehen können. Dennoch war es ein nachhaltiges Abkommen, das am 5. September 1946 abgeschlossen wurde. Auf dessen Grundlage können wir in eine gute Zukunft blicken“ sagt Mussner abschließend.

SAN

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