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Landesethikkomitee zur Euthanasie: "An der Hand, nicht durch die Hand eines anderen sterben"

(LPA) In die aktuelle Diskussion rund um die Sterbehilfe hat sich auch das Landesethikkomitee eingeschaltet. Der Wunsch nach Euthanasie, so das Komitee, basiere vor allem auf der Angst vor Schmerzen, vor Übertherapie, vor dem Verlust an Persönlichkeit oder davor, anderen zur Last zu fallen. Es gelte demnach vor allem, diesen Ängsten wirksam entgegenzutreten. "Menschenwürdig sterben heißt, an der Hand, nicht durch die Hand eines anderen zu sterben", so das Ethikkomitee.

In regelmäßigen Abständen würden sich aktuelle Anlässe bieten, um anhand von Einzelschicksalen über die Euthanasie zu diskutieren. Dabei würden beunruhigende Nachrichten aus unterschiedlichsten Lebensbereichen, Ängste und Sorgen zu Altern, Gebrechlichkeit und Krankheit am Lebensende oft als massiv belastend und ausweglos dargestellt. "An sich positive und erstrebenswerte gesellschaftliche Errungenschaften wie der Anstieg der Lebenserwartung, medizinisch-technischen Fähigkeiten zum dauerhaften Ersatz wichtiger Organfunktionen im Krankheitsfall, aber auch eine häufige Gratwanderung zwischen Unter- und Übertherapie, zwischen der Vernachlässigung des Lebensschutzes auf der einen und einem unnötigen Hinauszögern des Sterbevorgangs auf der anderen Seite, erfahren Menschen als potenzielle Bedrohung", schreibt das Landesethikkomitee in einer Stellungnahme.

Eine Entscheidung für eine mögliche Euthanasie könne vielfältige, aus den persönlichen Lebensumständen gewonnene Gründe haben. "Auch der zunehmende Verlust an Transzendenz, eine fehlende Perspektive nach dem Tod, die Sinn-Entleerung jeglicher Form von Leid in einer Fit-und-Fun-Gesellschaft und die Betonung von Leistung, die dazu führt, dass jener, der nichts mehr leistet, abtreten soll, und krankes, behindertes und pflegebedürftiges Leben zum Störfaktor wird - in einer solchen Vision reifen aktive Euthanasie und assistierter Suizid zur akzeptierten Alternative", schreibt das Komitee.

Der Wunsch nach Sterbehilfe basiere vor allem auf der Angst vor Schmerzen, vor Übertherapie, vor dem Verlust an Persönlichkeit, Angst anderen zur Last zu fallen, zu vereinsamen oder einsam zu sterben. "Dem gegenüber müssen praktische und wirksame Maßnahmen gefunden werden, um diese Ängste abzubauen", so das Komitee, das als Beispiele die Schmerztherapie und Schmerzkontrolle anführt aber auch eine Maßnahmenbegrenzung der medizinischen Leistungen, wenn dies medizinisch sinnvoll sei, um vor einer Übertherapie zu schützen. Dazu müssten die Bedürfnisse und Wünsche von Kranken ernst genommen werden, um dem Verlust an Persönlichkeit entgegenzutreten, und auch eine spirituelle Betreuung und Begleitung sowie die "Entlastung der Belasteten", also der Kranken und ihrer Angehörigen, seien notwendig.

Um dies zu gewährleisten, regt das Landesethikkomitee einen Ausbau und eine Förderung der Palliativmedizin an, also der Behandlung und Begleitung von Patienten mit nicht heilbaren, weit fortgeschrittenen Krankheiten und einer begrenzten Lebenserwartung. Auch sei ein umfassender, ganzheitlicher Ansatz zur Linderung der verschiedensten Beschwerden notwendig.

Das Landesethikkomitee hat sich bereits intensiv mit der Problematik auseinandergesetzt. Die entsprechenden Informationen finden sich im Südtiroler Bürgernetz unter der Adresse www.provinz.bz.it/bioethik. Texte in gedruckter Form können im Sekretariat des Landesethikkomitees angefordert werden, und zwar bei Maria Vittoria Habicher, Landesamt für Ausbildung des Gesundheitspersonals, Freiheitsstrasse 23, Bozen (Tel. 0471 411614, Fax 0471 411619, E-Mail: maria.habicher@provinz.bz.it).

chr

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